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Sammlung: Christian Fürchtegott Gellert

Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 16

1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert

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Allein, wenn man voraussetzt, dieses Mädchen sei, von ihren ersten Jahren an, in ein vornehmes Haus gekommen, wo sie Gelegenheit gefunden hat, ihre Sitten und ihren Geist zu bessern, so wird die zuerst unwahrscheinliche Person wahrscheinlich. Weit weniger aber können uns auserlesene Sitten und edle Empfindungen bei denjenigen anstößig sein, von denen wir wissen, dass sie aus einer ansehnlichen Familie entsprungen sind und eine sorgfältige Erziehung genossen haben. Die Wahrscheinlichkeit aber ist hier nicht nach der Wahrheit der Sache als vielmehr nach der gemeinen Meinung zu beurteilen, so dass es gar nicht darauf ankommt, ob es wirklich solche rühmliche Leute gibt, sondern dass es genügt, wenn viele so etwas zu sein scheinen. Dies findet auch bei den tadelhaften Charakteren statt, die deswegen nicht zu gefallen aufhören, obwohl schon die Beispiele des gemeinen Lebens überschreiten. So wird der ›Geizige‹ in dem Lustspiel, obwohl er weit geiziger ist als all die Geizigen, die man täglich sieht, doch nicht missfallen. Der Thraso bei Terenz ist so närrisch, dass er den Gnatho und seine übrigen Knechte, als ob es Soldaten wären, zum Gewehr ruft, dass er sich zu ihrem Heerführer macht und einem jeden seine Stelle und seine Pflicht zuweist. Ob nun aber gleich vielleicht niemals ein Soldat so großspurig gewesen ist, so ist dennoch die Person des Thraso, weil sie sonst alles mit den Großspurigen gemein hat, der Wahrheit nicht zuwider. Ebendieses geschieht auch auf der anderen Seite, wenn nämlich die Vortrefflichkeit einer Person auf gewisse Art gemäßigt und ihr, durch die genaue Beobachtung der Wahrscheinlichkeit in den anderen Stücken, nachgeholfen wird. Es finden sich übrigens in uns verschiedene Empfindungen, die dergleichen Charaktere glaubwürdig machen und das Übertriebene in denselben zu bemerken verhindern. Wir wünschen heimlich, dass die rechtschaffenen Leute so häufig wie möglich sein möchten, vorausgesetzt, das uns nicht sowohl der Reiz der Tugend als auch die Betrachtung der Nützlichkeit diesen Wunsch abzwingt und alles, was der menschlichen Natur in einem solchen Bild Rühmliches beigeleget wird, das glauben wir, werde uns selbst beigelegt.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 8624
  • Hinzugefügt am 10. Okt 2021 - 19:10 Uhr

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Lustspiel, Abhandlung, Christian, Fürchtegott, Gellert

Einsteller: sophie-clark

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