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Sammlung: Christian Fürchtegott Gellert
Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 11
1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert
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Wenn man keine anderen Komödien machen darf als solche, wie sie Aristophanes, Plautus und Terenz gemacht haben, so glaube ich schwerlich, dass sie den guten Sitten sehr zuträglich sein und mit der Denkungsart unserer Zeiten sehr übereinkommen möchten. Sollen wir deswegen ein Schauspiel, das aus dem gemeinen Leben genommen und so eingerichtet ist, dass es zugleich ergötzt und unterrichtet, das der ganze Endzweck eines dramatischen Stücks ist. Sollen wir es deswegen von der Bühne verdammen, weil die Erklärung, die die Alten von der Komödie gegeben haben, nicht völlig auf dasselbe passen will? Muss es deswegen abgeschmackt sein? In Dingen, die empfunden werden und deren Wert durch die Empfindung beurteilt wird, sollte ich glauben, müsse die Stimme der Natur von größerem Nachdruck sein als die Stimme der Regeln. Die Regeln hat man aus denjenigen dramatischen Stücken gezogen, die ehedem auf der Bühne Beifall gefunden haben. Warum sollen wir uns nicht eben dieses Rechts bedienen können? Und wenn es außer der alten Gattung der Komödie noch eine andere gibt, die gefällt, die Beifall findet, kurz, die ergötzt und nützt, übrigens aber die allgemeinen und unveränderlichen Regeln des dramatischen Gedichts nicht verletzt, sondern sie in der Einrichtung und Einteilung der Fabel und in der Schilderung der menschlichen Gemütsarten und Sitten genau beobachtet. Warum sollten wir uns denn lieber darüber beklagen als erfreuen wollen? Wenn diese Komödie, von der wir handeln, abgeschmackt wäre, glaubt man dann, dass ein so abgeschmacktes Ding sich die Billigung sowohl der Klugen wie des Volks erwerben könne? Gleichwohl wissen wir, dass dergleichen Spiele sowohl in Paris wie auch an anderen Orten mehr als einmal mit viel Glück aufgeführet worden und gar leicht den Weg zu den Gemütern der Zuhörer gefunden haben. Wenn nun also die meisten durch ein solches Schauspiel auf eine angenehme Art gerührt werden, was haben wir uns um jene wenige viel zu bekümmern, die nichts dabei zu empfinden vorgeben?
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 8619
- Hinzugefügt am 10. Okt 2021 - 12:32 Uhr
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Lustspiel, Abhandlung, Christian, Fürchtegott, Gellert
Einsteller: sophie-clark
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