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Sammlung: Christian Fürchtegott Gellert

Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 17

1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert

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Daher kommt es, dass die guten Charaktere, wenn sie auch gleich noch so vollkommen sind und alle Beispiele übertreffen, in der Meinung, die wir von unserer eigenen Vortrefflichkeit und von der Nützlichkeit der Tugend haben, ihre Verteidigung finden. Wenn nun also diese Charaktere schon des Vergnügens wegen, das sie verursachen, billig im Lustspiel gebraucht werden können, so hat man noch weit mehr Grund, sie in Betrachtung ihrer Nützlichkeit anzuwenden. Die Schilderungen tadelhafter Personen zeigen uns nur das Ungereimte, das Verkehrte und Schändliche. Die Schilderungen guter Personen aber zeigen uns das Gerechte, das Schöne und Löbliche. Jene schrecken von den Lastern ab, diese feuern zur Tugend an und ermuntern die Zuschauer, ihr zu folgen. Und wie es nur etwas Geringes ist, wenn man dasjenige, was übel ansteht, kennt und sich vor demjenigen hüten lernt, was uns dem allgemeinen Tadel aussetzt, so ist es gegenteils etwas sehr Großes und Ersprießliches, wenn man das wahre Schöne erkennt und gleichsam in einem Bild sieht, wie man selbst beschaffen sein soll. Doch diese Kraft haben nicht allein die Reden, die den guten Personen beigelegt werden, sondern auch dasjenige, was im Stück Löbliches von ihnen verrichtet und uns vor Augen gestellt wird, gibt uns ein Beispiel von dem, was im menschlichen Leben schön und rühmlich ist. Wenn also schon dergleichen Schauspiel, dem gewöhnlichen Gebrauch nach, sich mit Recht den Namen der Komödien nicht anmaßen können, so verdienen sie doch wenigstens die Freiheiten und Vorzüge der Komödie zu genießen, weil sie nicht allein ergötzen, sondern auch nützlich sind und denjenigen dramatischen Stücken beigezählt werden können, die Werenfels, am angeführten Ort, mit folgenden Worten verlangt: »Endlich sollen unsere Komödien so beschaffen sein, dass sie Plato in seiner Republik dulden, Cato mit Vergnügen anhören, Vestalinnen ohne Verletzung ihrer Keuschheit sehen und, was das Vornehmste ist, Christen aufführen und besuchen können.« Diejenigen wenigstens, die Komödien schreiben wollen, werden nicht übel tun, wenn sie sich unter anderem auch darauf befleißigen, dass ihre Stücke eine stärkere Empfindung der Menschlichkeit erregen, die sogar mit Tränen, den Zeugen der Rührung, begleitet wird.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 8625
  • Hinzugefügt am 10. Okt 2021 - 19:43 Uhr

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Lustspiel, Abhandlung, Christian, Fürchtegott, Gellert

Einsteller: sophie-clark

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