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Sammlung: Christian Fürchtegott Gellert

Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 03

1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert

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Wenigstens sind unter den alten, wie Scaliger erinnert, sowohl unter den Griechen als unter den Römern, einige gewesen, die eine doppelte Gattung von Komödie zugelassen und sie in die sittliche und lächerliche eingeteilt haben.

Unter der sittlichen verstanden sie diejenige, in der die Sitten und unter der lächerlichen in der das Lächerliche herrschte. Doch wenn man nicht allein darauf zu sehen hat, was in der Komödie zu geschehen pflegt, sondern auch auf das, was darin geschehen sollte, warum wollen wir sie dann nicht lieber, nach Maßgebung des Trapps, so erklären, dass wir sagen, die Komödie sei ein dramatisches Gedicht, das Schilderungen vom gemeinen Privatleben enthält, die Tugend anpreist und verschiedene Laster und Ungereimtheiten der Menschen auf eine scherzhafte und feine Art darstellt. Ich gestehe gerne, dass sich diese Erklärung nicht auf alle und jede Exempel anwenden lässt. Genug, dass diese von uns angenommene Erklärung vom Endzweck, den die Komödie erreichen soll und auch leicht erreichen kann, abgeleitet ist und auch daher ihre Entschuldigung und Verteidigung nehmen darf.

Was den ersten Grund anbelangt, so escheint es mir gar nicht, dass man zu befürchten hat, die Grenzen beider Gattungen möchten vermischt werden. Die Komödie kann sehr wohl zu rühren fähig sein und gleichwohl von der Tragödie noch weit entfernt bleiben, indem sie weder diese Leidenschaften rege macht noch aus ebenderselben Absicht und durch dieselben Mittel wie die Tragödie zu tun pflegt. Es wäre freilich unsinnig, wenn sich die Komödie jene großen und schrecklichen Zurüstungen der Tragödie, Mord, Verzweiflung und dergleichen, anmaßen wollte. Aber, wann hat sie dieses jemals getan? Sie begnügt sich mit einer gemeinen, obwohl seltenen, Begebenheit und weiß vom Adel und von der Hoheit der Handlung nichts. Sie weiß nichts von den Sitten und Empfindungen großer Helden. Sie weiß nichts von jenem tragischen, hohen und prächtigen Ausdruck. Dies alles ist so klar, dass ich es nur verdunkeln würde, wenn ich es mehr auseinandersetzen wollte. Was hat man also für einen Grund, zu behaupten, dass die rührende Komödie, wenn sie dann und wann Erbarmen erweckt, in die Vorzüge der Tragödie eingreift? Können denn die kleinen Übel, die sie dieser oder jener Person zustoßen lässt, jene heftige Empfindung des Mitleids erregen, die der Tragödie eigen ist? Es sind kaum die Anfänge dieser Empfindung, die die Komödie zulässt und auf kurze Zeit in der Absicht anwendet, dass sie diese kleine Bewegung durch etwas Erwünschtes wieder stillen möge, das in der Tragödie ganz anders zu geschehen pflegt.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 8611
  • Hinzugefügt am 10. Okt 2021 - 09:06 Uhr

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Abhandlung-über-das-rührende-Lustspiel, Christian-Fürchtegott-Gellert, Abhandlung, Komödie, Tragödie

Einsteller: sophie-clark

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