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Sammlung: Christian Fürchtegott Gellert

Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 08

1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert

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Zwar ist eine große Behutsamkeit anzuwenden, dass dieses zur rechten Zeit und am rechten Ort und im rechten Maße geschieht. Ja der komische Dichter, wenn er unser Herz entflammen will, muss glauben, dass jene Warnung, »nihil citius inarescere quam lacrimas«, die man dem Redner zu geben pflegt, ihm noch weit mehr als dem Redner angeht. Vornehmlich hat er darauf zu sehen, dass er nicht auf die eine oder die andere lustige Szene sogleich eine ernsthafte folgen lässt, wodurch das Gemüt, das sich durch das Lachen erholt hat und nun auf einmal durch die volle Empfindung der Menschlichkeit dahingerissen wird, eben den Schmerz empfindet, den das Auge fühlt, wenn es aus einem finsteren Ort plötzlich in ein helles Licht gebracht wird. Noch viel weniger muss einer gesetzten Person, wenn sie die Gemüter der Zuschauer in Bewegung setzt, eine allzu lächerliche beigesellt werden. Vor allem aber muss man nichts von dieser Gattung anbringen, wenn man nicht die Gemüter drauf vorbereitet hat, und muss auch bei ebendenselben Affekten sich nicht allzu lange aufhalten. Wenn man also die rührenden Szenen für den Ort spart, den man, wenn sich die Fabel am meisten verwirrt, noch öfter aber, wenn sie sich aufwickelt, findet, so kann das Lustspiel nicht nur seiner satirischen Pflicht gerecht werden, sondern kann auch noch dabei das Gemüt in Bewegung setzen. Freilich trägt hierzu der Stoff und die ganze Einrichtung des Stückes viel bei. Denn wenn dasjenige, was der Dichter, Glückliches oder Unglückliches, wider alle Hoffnung sich ereignen lässt und zu den Gemütsbewegungen die Gelegenheit geben muss, aus den Sitten der Personen so natürlich fließt, dass es sich fast nicht anders hätte zutragen können, so überlässt sich der Zuschauer, dessen sich Verwunderung und Wahrscheinlichkeit bemächtigt haben, willig und gern den Bewegungen und wird bald mit Vergnügen zürnen, bald trauern und bald über die Erlebnisse derjenigen Personen, deren er sich am meisten annimmt, vor Freude weinen. Auf diese Art pflegen die Zuschauer im letzten Auftritt des ›Loses in der Lotterie‹ gerührt zu werden.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 8616
  • Hinzugefügt am 10. Okt 2021 - 11:05 Uhr

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Lustspiel, Abhandlung, Christian, Fürchtegott, Gellert

Einsteller: sophie-clark

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