Text-Suche

Wer ist online

66 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Sammlung: Büchner, Briefe 1833-1835

15 An die Familie

1834-08-05, Georg Büchner

<- vorheriger Text nächster Text ->

Persönlich Redigiert

Gießen, den 5. August 1834

Ich meine, ich hätte Euch erzählt, daß Minnigerode eine halbe Stunde vor meiner Abreise arretiert wurde; man hat ihn nach Friedberg abgeführt. Ich begreife den Grund seiner Verhaftung nicht. Unserem scharfsinnigen Universitätsrichter fiel es ein, in meiner Reise, wie es scheint, einen Zusammenhang mit der Verhaftung Minnigerodes zu finden. Als ich hier ankam, fand ich meinen Schrank versiegelt, und man sagte mir, meine Papiere seien durchsucht worden. Auf mein Verlangen wurden die Siegel sogleich abgenommen, auch gab man mir meine Papiere (nichts als Briefe von Euch und meinen Freunden) zurück; nur einige französische Briefe von Wilhelmine(?), Muston, Lambossy und Boeckel wurden zurückbehalten, wahrscheinlich weil die Leute sich erst einen Sprachlehrer müssen kommen lassen, um sie zu lesen. Ich bin empört über ein solches Benehmen; es wird mir übel, wenn ich meine heiligsten Geheimnisse in den Händen dieser schmutzigen Menschen denke. Und das alles — wißt Ihr auch, warum? Weil ich an dem nämlichen Tag abgereist, an dem Minnigerode verhaftet wurde. Auf einen vagen Verdacht hin verletzte man die heiligsten Rechte und verlangte dann weiter nichts, als daß ich mich über meine Reise ausweisen sollte!!! Das konnte ich natürlich mit der größten Leichtigkeit; ich habe Briefe von, Boeckel, die jedes Wort bestätigen, das ich gesprochen, und unter meinen Papieren befindet sich keine Zeile, die mich kompromittieren könnte. Ihr könnt über die Sache ganz unbesorgt sein. Ich bin auf freiem Fuß, und es ist unmöglich, daß man einen Grund zur Verhaftung finde. Nur im tiefsten bin ich über das Verfahren der Gerichte empört, auf den Verdacht eines möglichen Verdachts in die heiligsten Familiengeheimnisse einzubrechen. Man hat mich auf dem Universitätsgericht bloß gefragt, wo ich mich während der drei letzten Tage aufgehalten, und um sich darüber Aufschluß zu verschaffen, erbricht man schon am zweiten Tag in meiner Abwesenheit meinen Pult und bemächtigt sich meiner Papiere! Ich werde mit einigen Rechtskundigen sprechen und sehen, ob die Gesetze für eine solche Verletzung Genugtuung schaffen!


  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 696
  • Hinzugefügt am 30. Mär 2012 - 14:58 Uhr

Aufrufe: 30 | Downloads: 0

<- vorheriger Text nächster Text ->

Verwandte Suchbegriffe

Georg, Büchner, Straßburg, 1831, Freiheit, Vormärz, Biedermeier, Gesellschaft, Deutschland, 19., Jahrhundert, Willkür, Rechtsbruch, hausdurchsuchung

Einsteller: klassiker

Kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden.

 

Alle Texte der Sammlung "Büchner, Briefe 1833-1835"

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1833-11-01

01 An die Familie

mehr…

Verglichen mit: Büchners Werke in einem Band Aufbau-Verlag Berlin und Weimar Gießen, den 1. November 1833 Gestern wurden wieder zwei

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1833-11-19

02 An die Familie

mehr…

Gießen, den 19. November 1833 Gestern war ich bei dem Bankett zu Ehren der zurückgekehrten Deputierten. An zweihundert Personen, unter ihnen Balser und

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1833-12-09

03 An August Stöber

mehr…

Darmstadt, 9. Dezember 1833 Lieber August! Ich schreibe in Ungewißheit, wo Dich dieser Brief treffen wird. Ich müßte mich sehr irren, wenn mir nicht

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-02

04 An die Familie

mehr…

Gießen, im Februar 1834 Ich verachte niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-02

05 An die Braut

mehr…

Gießen, Februar 1834 Ich dürste nach einem Briefe. Ich bin allein, wie im Grabe; wann erweckt mich Deine Hand? Meine Freunde verlassen mich, wir schreien

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-03

06 An die Braut

mehr…

Gießen, März 1834(?) Hier ist kein Berg, wo die Aussicht frei sei. Hügel hinter Hügel und breite Täler, eine hohle Mittelmäßigkeit in allem;

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-03

07 An die Braut

mehr…

Gießen, März 1834 Der erste helle Augenblick seit acht Tagen. Unaufhörliches Kopfweh und Fieber, die Nacht kaum einige Stunden dürftiger Ruhe. Vor zwei

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-03-19

08 An die Familie

mehr…

Gießen, den 19. März 1834 Wichtiger ist die Untersuchung wegen der Verbindungen; die Relegation steht wenigstens dreißig Studenten bevor. Ich wollte die

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-03

09 An die Braut

mehr…

Gießen, März 1834 Ich wäre untröstlich, mein armes Kind, wüßte ich nicht, was Dich heilte. Ich schreibe jetzt täglich, schon gestern hatte ich einen

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-03

10 An die Braut

mehr…

Gießen, März 1834 Ich werde gleich von hier nach Straßburg gehen, ohne Darmstadt zu berühren; ich hätte dort auf Schwierigkeiten gestoßen, und meine

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-04

11 An die Familie

mehr…

Straßburg, im April 1834 Ich war in (Gießen) im Äußeren ruhig, doch war ich in tiefe Schwermut verfallen; dabei engten mich die politischen Verhältnisse

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-05-25

12 An die Familie

mehr…

Gießen, den 25. Mai 1834 Das Treiben des »Burschen« kümmert mich wenig. Gestern abend hat er von dem Philister Schläge bekommen. Man schrie: »Bursch

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-07-02

13 An die Familie

mehr…

Gießen, den 2. Juli 1834 Was sagt man zu der Verurteilung von Schulz? — Mich wundert es nicht, es riecht nach Kommisbrot. Apropos, wißt Ihr die

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-08-03

14 An die Familie

mehr…

Frankfurt, den 3. August 1834 Ich benutze jeden Vorwand, um mich von meiner Kette loszumachen. Freitag abends ging ich von Gießen weg; ich wählte die Nacht

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-08-05

15 An die Familie

mehr…

Gießen, den 5. August 1834 Ich meine, ich hätte Euch erzählt, daß Minnigerode eine halbe Stunde vor meiner Abreise arretiert wurde; man hat

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-08-08

16 An die Familie

mehr…

Gießen, den 8. August 1834 Ich gehe meinen Beschäftigungen wie gewöhnlich nach, vernommen bin ich nicht weiter geworden. Verdächtiges hat man nicht

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1834-08

17 An die Familie

mehr…

Gießen, Ende August 1834 Es sind jetzt fast drei Wochen seit der Haussuchung verflossen, und man hat mir in bezug darauf noch nicht die mindeste

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1835-02-21

18 An Sauerländer

mehr…

Darmstadt, den 21. Februar 1835 Geehrtester Herr! Ich gebe mir die Ehre, Ihnen mit diesen Zeilen ein Manuskript zu überschicken. Es ist ein dramatischer

 

Prosa > Sachliteratur > BriefGeorg Büchner | in: Büchner, Briefe 1833-1835 | 1835-02-21

19 An Gutzkow

mehr…

Darmstadt, den 21. Februar 1835 Mein Herr! Vielleicht hat es Ihnen die Beobachtung, vielleicht, im unglücklicheren Fall, die eigene Erfahrung schon