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Sammlung: Deutsche Sagen A

Alboin und Rosimund

o. J., Gebrüder Grimm

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Nach Turisends Tod brach dessen Sohn und Nachfolger Kunimund aufs Neue den Frieden mit den Langobarden. Alboin aber schlug die Feinde, tötete den Kunimund persönlich und machte sich aus dessen Schädel eine Trinkschale. Kunimunds Tochter Rosimund führte er mit vielen anderen in die Gefangenschaft und nahm sie zu seiner Gemahlin. Alboins Taten erschollen überall und sein Ruhm wurde nicht nur bei den Langobarden, sondern auch bei den Bayern, Sachsen und anderen Völkern der deutschen Zunge in Liedern besungen. Auch erzählen viele, dass zu seiner Zeit ganz vorzügliche Waffen geschmiedet worden seien.

Eines Tages saß Alboin in Verona fröhlich beim Mahl und befahl der Königin in jene Schale Wein einzuschenken, die er aus ihres Vaters Haupt gemacht hatte und sprach zu ihr: „Trinke fröhlich mit deinem Vater!“ Rosimund empfand tiefen Schmerz, bezwang sich aber und sann auf Rache. Sie wandte sich an Helmichis, des Königs Waffenträger und bat ihn, dass er den Alboin umbringe. Dieser riet ihr, den Peredeo, einen tapferen Helden, ins Vertrauen zu ziehen. Peredeo wollte aber mit dieser Untat nichts zu tun haben. Da verbarg sich Rosimund heimlich in ihrer Kammerzofe Bett, mit der Peredeo vertrauten Umgang hatte. Und so geschah es, dass er unwissend bei der Königin schlief. Nach vollbrachter Sünde fragte sie ihn, für wen er sie wohl halte? Und als er den Namen seiner Geliebten nannte, sagte sie: „Du irrst dich sehr. Ich, Königin Rosimund bin es. Und da du nun einmal dieses begangen hast, lasse ich dir die Wahl: Entweder den Alboin zu ermorden, oder zu gewähren, dass er dir das Schwert in den Leib stoße." Da sah Peredeo das unausweichliche Übel ein und bewilligte gezwungen des Königs Mord.

Eines Mittags also, als Alboin eingeschlafen war, gebot Rosimund Stille im ganzen Schloss, schaffte alle Waffen beiseite und band Alboins Schwert an der Bettstelle fest, so dass es weder weggenommen, noch aus der Scheide gezogen werden konnte. Dann führte sie, nach Helmichis Rat, Peredeo herein. Alboin aus dem Schlaf erwachend, sah die Gefahr, worin er schwebte und wollte schnell sein Schwert ergreifen. Aber da er es nicht losbringen konnte, griff er den Fußschemel und wehrte sich eine gute Weile tapfer damit. Endlich aber musste dieser kühne und gewaltige Mann, der so viele Feinde besiegt hatte, durch die List seiner Frau wehrlos unterliegen. Seinen Leichnam bestatteten die Langobarden weinend und klagend unter dem Aufstieg einer Treppe, nahe beim königlichen Schloss. Später öffnete Herzog Gisilbert das Grab und nahm das Schwert mitsamt anderem Schmuck heraus. Er rühmte sich auch, den Alboin selbst gesehen zu haben.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 4102
  • Hinzugefügt am 04. Feb 2014 - 12:52 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Alboin-und-Rosimund, Gebrüder-Grimm, Sage, Rache, Mord

Einsteller: sophie-clark

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