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Sammlung: Willibald Alexis

Cabanis Band I Teil 11

1798-1871, Willibald Alexis

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Inhaltsangabe

 

Es war diesmal kein himmlisches, sondern ein sehr irdisches Schauspiel. Um die Ecke der Wallstraße tönten schon eine Weile gedämpfte Trommeln und einige Kompanien von Friedrich Wilhelms Riesengarde lenkten nach dem königlichen Schloss zu. »Platz da!«, rief der vorderste Unteroffizier und stieß den Advokaten beiseite, mit seinem blinkenden Sponton zwischen uns fahrend. Seltsam mochte es ihm vorkommen, dass nicht alles schon auseinandergeflogen war, denn die Potsdamer Riesen waren an solche schweigende Verehrung gewöhnt. Der Handwerksmann zog vor einer Ablösung den Hut und vor einem Bataillon machte Groß und Klein auf der Straße Front. Man konnte es wohl tun, ebenso vor Bewunderung als auch aus Respekt, denn nie in der ganzen Welt mögen so viel gigantische Männergestalten sich an einem Ort zusammengefunden haben als dazumal in Berlin. Uns Kindern erschienen diese Riesen immer wie Wesen anderer Art. Wusste doch jeder, wie sie gehätschelt und gepflegt wurden. Sie allein wurden in der arbeitsamen Zeit nicht zur Arbeit angehalten. Mancher dieser wohlgenährten Soldaten ließ sich sogar sein Gewehr zur Parade nachtragen. Wie sonderbare, märchenhaft klingende Erzählungen zischelte man sich zu über Art und Weise, wie sie aus ihrer Heimat hergelockt und in die Montur gesteckt wurden! Der hochblonde Schwede marschierte neben dem dunkeln Sarmaten und in den schwarzen Augen des Südländers glühte ein Feuer, verurteilt, hier nutzlos zu vermodern. Das bequeme Leben gab Haltung und Mienen, aber nicht den behaglichen Ausdruck des wohllebigen Weltmannes. Ich hatte einmal einen fremden Offizier äußern hören, alle diese Sechsellensoldaten wären im Feld nicht mehr nütz als bleierne und bleierne, das wusste ich, konnten nur stehen und fallen. Wenn sie vorübermarschierten, ein Gegenstand staunender Ehrfurcht für jung und alt, wandte kaum einer sein Auge rechts oder links, so gleichgültig schien ihnen alles. Und denken Sie nicht, die Verdrossenheit sei immer der nachhallende Schmerz über eine, gewaltsame Einsteckung gewesen. Die Mehrzahl hatte sich ja kaufen lassen, zum Teil zu ungeheuren Preisen. Ihnen ging nichts ab als eine Sache, für die sie fechten, eine Sache, für die sie sich begeistern konnten.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 6598
  • Hinzugefügt am 14. Okt 2014 - 22:01 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Cabanis, Willibald-Alexis, Roman, Siebenjähriger-Krieg, Vaterland

Einsteller: sophie-clark

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