Die Geschichte des Königreichs Neapel bietet eine Kette der verschiedenartigsten Schicksale, die eine Nation treffen können. Das von der Natur in überschwellendem Reichtum mit Schönheit und Fülle der Gaben beglückte Land war von jeher ein lockendes Ziel für kühne Eroberer, und man kann daher ohne Übertreibung sagen, dass das vielbegehrte Reich fortwährend aus einer Hand in die andere ging. Abgesehen davon, dass die Fürsten der anderen italienischen Staaten stets gern bereit waren, sich in die inneren Händel einzumischen und sich dabei womöglich die Herrschaft anzumaßten, hatten auch kühne Eroberer aus ganz entfernten Ländern, Abkömmlinge fremdartiger Nationen oft auf lange Zeit hinaus den Besitz des schönen vielbegehrten Landes an sich gerissen, und bald waren es die Sarazenen, die von der Nordküste Afrikas herüberkamen, bald die Normannen vom entlegenen Frankreich, die sich zu Herren und Gebietern Neapels machten. Zwar glaubten nun die spanischen Herrscher ein gewichtigeres Recht als das des Eroberers geltend machen zu dürfen, denn das Haus Aragonien fühlte sich erbberechtigt auf dem Thron Neapels. Aber dem neapolitanischen Volk blieben sie fremde Monarchen, die sich das Recht der Herrschaft anmaßten und dasselbe arg missbrauchten. Wie es sich im Leben des Einzelnen ereignet, dass er nahestehenden Personen vieles gestattet, was man Fremden niemals erlauben würde, so empfindet auch eine Nation, wenn sie dem Zepter eines fremden Machthabers gehorchen muss, jeden Zwang doppelt und das Gefühl der Bedrückung lastet mit unerträglicher Schwere, da die Vorteile, die sich die Regierung verschafft, den Abkömmlingen eines fremden Stammes zugute kommen. Die Unzufriedenheit vergrößert alsdann die Missstände und bald macht sich der Zorn in Klagen Luft, die offen aussprechen, dass des Volkes Schweiss und Blut dazu dienen müssen, die Schwelgereien und Ausschweifungen der fremden Bedränger zu bezahlen.