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Sammlung: Als junge Frau im 1. Weltkrieg

Kriegserinnerungen 1914-1917 (05)

1922, Grete Gräper

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Wir fuhren weiter und waren in einigen Stunden in Mons an der französischen Grenze. Unser Zug blieb längere Zeit liegen. Wir machten ein Feuer, um Mittagessen zu kochen. Die Franzosen kamen an den Zug gelaufen, brachten uns Wasser und waren im Vergleich zu den Belgiern höflich und freundlich. Sie brachten uns sogar Blumen, womit wir unser Abteil schmückten.

Am 3. September kamen wir in Cambrai an. Am Bahnhof trafen wir endlich die Ärzte unserer Abteilung. Sie hatten schon lange auf die Schwestern gewartet. Wieder kamen wir vier Tage in Quartier. Eine leer stehende Villa wurde uns zur Verfügung gestellt. Ein Diener José mit Namen und die Köchin Celine hausten dort, die Herrin war geflohen. Natürlich gab es wieder Massenquartier, vierzig Matratzen lagen dicht an dicht in einem Betsaal, dessen eine Wand aus Glas bestand. In Cambrai waren schon Lazarette eingerichtet, einige Ärzte arbeiteten schon; wir mussten warten.

Endlich am 8. September ging die Reise weiter. Ein Panzerzug erkundete die Strecke; recht langsam ging es voran. Oft blieben wir auf freier Strecke liegen, holten Gemüse vom Felde und nannten es „requirieren“. Nach zweiwöchentlicher Reise, am 10. September, kamen wir doch noch an unser Ziel, nach Chauny in Nordfrankreich.

Mit den Pflegern in Reih und Glied aufgestellt, marschierten wir in den Ort hinein. Die Strassen wimmelten von Soldaten. Es wurde kommandiert und gerufen und zwischendurch hörte man die Autos sausen. In der rue de la Gambetta wurden wir untergebracht.

Die Bremer Schwestern erhielten ein kleines Zimmer, in das im Laufe des Tages acht Strohsäcke gelegt wurden. Jede Schwester stellte ihren Koffer vor den Strohsack, wickelte ihre Decke aus dem Bündel, und fertig war das Lager. Aber die Nächte waren kalt. Vor Frost kamen wir kaum in den Schlaf. Am nächsten Tage ließen wir uns Wolldecken geben, um wärmer zu werden.

Vor unserem Hause stand eine lange Reihe von Automobilen. Sie fuhren immer zur Front, die Verwundeten zu holen. Oft ertönte nachts ihr „tut, tut“, dann wussten wir Bescheid, es gab neue Transporte.

Am zweiten Tag befahl unser Delegierter, Herr v. Lewetzow, Schwester Gertrud und mir in das hospital civil zu gehen. Ein wenig ängstlich machten wir uns auf den Weg. Würden wir wohl den Aufgaben gewachsen sein?


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Einsteller: hennygret

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