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Sammlung: Als junge Frau im 1. Weltkrieg

Kriegserinnerungen 1914-1917 (22)

1922, Grete Gräper

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Zum ersten Mal war vorgesorgt. Die Quartiermacher waren schon vor Tagen voraus gefahren. Nachdem wir uns gewärmt und gestärkt hatten, ging es an die Verteilung von den Quartieren. Unsere siebenköpfige Familie bezog eine leer stehende Etage. Viele Möbel waren darin nicht zu finden, aus allen Ecken suchten wir eine Esszimmereinrichtung zusammen. Die großen Lücken füllten wir mit Blattpflanzen aus.

Am nächsten Tage war die große Arbeitsverteilung. Ein teil des Trupps wurde für das jüdische Krankenhaus bestimmt, ein anderer für die Leichtkrankenabteilung im Schloss, der Rest für das Militärhospital. Ins letztere zogen auch wir. Schwester Gertrud und ich erhielten den größten Saal. Saal II, in dem 32 Betten standen. Wir übernahmen die Lazarette von einem Feldlazarett. Überall war wüste Unordnung, die Kranken waren sehr schlecht gebettet.

Sofort ging es an die Arbeit, und bot der Saal am Abend schon ein ganz anderes Bild. Nach Tagen brachte der Lazarettzug die Kranken fort, das ganze Lazarett wurde ausgeräumt, die Strohsäcke desinfiziert, dadurch wurde die Läuseplage beseitigt. Das große Reinmachen wurde gründlich betrieben. Alles wurde geseift und gescheuert, ganz erstaunt waren wir über die hübschen Farben, die hervor kamen. Als dann der Saal neu eingerichtet war, konnten wir stolz sein auf unser Werk.

Nun kamen auch bald neue Kranke. Alle freuten sich über den schönen Saal und die guten Betten. Saal II in Grodno war meine schönste und liebste Station. Das Zusammenarbeiten mit meiner Freundin und zwei Studenten war ideal, nur zu schnell ging die Zeit dahin.

Damit ich nach meinem Urlaub wieder auf meine Station kam, übernahm Schwester Gertrud die Pflege meiner Kranken für die Zeit meines Fortseins. Meine Schwester und ich reisten am 1. Dezember ab nach Bremen. Wir wollten gern zum Weihnachtsfest wieder bei den Kranken sein. Nach schönen Urlaubstagen verließen wir Bremen am 20. Dezember reich beladen mit Kuchen und Geschenken. In Berlin machten wir Halt, um Besorgungen zu machen. Für das Fest in Grodno wollten wir in Berlin einkaufen. Viele Schwestern hatten uns Aufträge gegeben, doch kein Geld.

Es war Frostwetter und dazu schneite es. Die Menschen hasteten durch die Straßen. Trotz des Krieges schien Weihnachtsstimmung zu herrschen. Wir wollten gern die Reise abkürzen und über Warschau fahren, erkundigten uns daher auf der Kommandantur, ob die Strecke Warschau-Grodno befahren würde. Der Offizier gab uns den bestimmten Bescheid, die Strecke sei in Benutzung, sodass wir uns ruhig auf die Fahrt begaben.

 

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Einsteller: hennygret

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