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Sammlung: Eine Geschichte

Die Ankunft

2013-12-11, olym3r

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Die Stadt scheint leer. Nebelschwaden ziehen sich durch die dunklen Gassen dieser vereinsamten Alten. Manche Ecken der verwinkelten Seitensträsslein scheinen gar noch nie auch nur einen einzigen Sonnenstrahl erhascht zu haben. Über eine Stunde gehe ich nun bald durch ihre kalten Wehnen. Wie kamen wir, ich und mein Körper nur hier her? Einen Moment halte ich inne. Es kommt mir vor als würden die Nebelfetzen mir etwas sagen wollen. Sie singen rhythmisch in mein Herz und in meinen Bauch hinein. Gewiss ist es kein Traum - zu suspekt ist mir diese Gegend, zu unbekannt ihre Art zu atmen. Man muss dazu sagen, ich bin ein viel Träumer; Ich träume viel. 

Der Moment ist vorbei und ich betrachte meine Schuhe - dunkelbraun, Leder; sie stehen am Rande einer Straße die aus Kopfsteinpflaster an einen Hang gebaut hinab in Richtung Stadtzentrum führt. Langsam schweifen meine Augen der Straße nach und mein Kopf hebt sich mit ihnen. Da sehe ich keine fünf Meter von mir entfernt auf der anderen Straßenseite eine Spelunke. Rechts über der nicht zu großen, in grau gestrichenen Eingangstür prangt ein rostiges Schild mit daran befestigter Laterne. Die Buchstaben scheinen in alter Schrift doch der Nebel verwehrt mir das Lesen des Beizennamens.

Das Licht zieht mich an und in meiner Hosentasche sind noch ein paar Münzen, die zwischen den Fingern meiner linken Hand hin und her tanzen. An der Schwelle zur grauen Eingangstür angelangt, öffnet sich  die Tür unter leisem knarren noch bevor meine Hand die Klinke erreichen kann. Höflich mache ich einen Schritt zur Seite und ein junger Mann tritt aus der Beiz. Zwei Schritte tut er hektisch - sie hallen kurz durch die nächtliche Gasse - dann bleibt er stehen. Seinen Blick auf mich gerichtet verdunkelt sich seine Stirn. Er verzieht sein Gesicht.

Hämisch versucht er geübt eine angewiderte Imitation meines unbeeindruckten Blickes aus zu drücken. Welch hasserfülltes Wesen, denke ich. Das er bloß nicht an seinem Gram erstickt.

Eine Weile noch lasse ich ihn Blicken, dann wende ich mich ab und betrete gemächlich die Spelunke. Im Rücken spüre ich noch seine Agression die mich zur Beendung seines Leides versuchen will, doch meine Sinne lassen sich nicht beirren und konzentrieren sich auf die schwere Wärme, welche mich vom Raum der Kneipe her mehr und mehr einhüllt.

Gerade zu gemütlich wirkt die einfache Einrichtung der Beiz auf mich. Vom Eingang aus gesehen stehen drei alte Tische zu meiner Rechten und zu meiner Linken sind Kleiderhaken, ein Eimer als Schirmständer und eine große runde Tafel als Stammtisch. Die Wirtin steht mir gegenüber, hinter einer Theke mit Kasse und Zapfhahn.

...Noch ein letztes mal geht mir das Gesicht des jungen Mannes durch den Kopf, der so unzufrieden durch das Leben geht. Ich kenne seine Wurzeln, seine Familie; kenne sie besser als er selbst sie kennt - habe sie an seiner Gestalt und seiner Geisteshaltung abgelesen. 

  • Text-Herkunft: Eigentext
  • Text-ID 2963
  • Hinzugefügt am 11. Dez 2013 - 19:25 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Ankunft, Gemüt, Stadt, Gassen, Spelunke

Einsteller: olym3r

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