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Sammlung: Hauff, Gedichte
Zum 18. Juni 1824 (1)
1820-1824, Wilhelm Hauff
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Zum 18. Juni 1824
So nahst du wieder, holde Siegesfeier,
Die unsre Brust mit süßen Träumen füllt,
Die mit der Freude dichtgewebtem Schleier
Das trübe Bild der Gegenwart verhüllt;
Du nahst – und alle Herzen schlagen freier,
Gesang und Jubel tönet durchs Gefild’,
Und meiner Brüder frohe Blicke sagen:
„Es war mein Volk, das diese Schlacht geschlagen!“
Es war mein Volk! und nicht die frohen Binden
Von Eichlaub sollten schmücken das Gelag’;
Wohl sollten wir Cypressenkränze winden,
Um mancher Hoffnung frühen Sarkophag;
Doch – den Gefallnen laßt uns Kränze winden,
Und einmal noch am frohen Siegestag,
Weil rings um uns des Sieges Früchte welken,
Laßt uns in der Erinnrung Träumen schwelgen.
Drum grüß’ ich dich, du Feld, wo sie gefallen,
Wo froh ihr Aug’ im Siegesdonner brach!
Drum grüß’ ich euch in euern Wolkenhallen,
Ihr Tapfern, die ihr tilgtet unsre Schmach!
Euch tapfern Sängern, euch, ihr Helden allen,
Euch tönen unsre Liebesgrüße nach,
Und euch, die ihr dem Auge schnell entschwunden,
Der jungen Freiheit kurze Frühlingsstunden!
Und hätte man den Denkstein euch zerschlagen
Und eure Kränze in den Staub gedrückt:
Die Blumen haben in des Frühlings Tagen
Der Helden Grab mit neuem Grün geschmückt.
So keimt auch unsre Hoffnung unter Klagen;
Denn ob der Sturm sie Blatt für Blatt zerpflückt,
Neu sproßt sie aus dem Hügel eurer Leichen,
Und Gott wird wachen über ihren Zweigen.
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Anmerkung: Der 18. Juni ist der Jahrestag der Schlacht bei Waterloo bzw. Belle-Alliance. Das Andenken an diesen Tag wurde damals in der Burschenschaft festlich begangen, und zu dieser Feier hat Hauff zwei Gedichte geliefert.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 885
- Hinzugefügt am 23. Jul 2012 - 09:45 Uhr
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Burschenschaft, Waterloo, Belle-Alliance, Befreiungskriege, Napoleon
Einsteller: klassiker
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