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Sammlung: Gedicht B

Baden

1846, Heinrich Heß

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                   Die Sonne lacht, wohin wir                       schauen, 

der Erde Gottes freundlich zu.
Wie herrlich glänzen deine Gauen,
o Vaterland, wie schön bist du!  


Am ausgeschmückten Seegestade,

wo sich der Alpen Kette zeigt
und blühend aus dem Wellenbade
die wunderholde Mainau steigt. 

Wo Salems Friede lilienhelle


aus einem Paradiese blickt;

wo an der Donau Silberquelle
die ährenblonde Baar sich schmückt,
und, eine perlengleiche Gabe,
die edelste der Würzen lacht,


vom schöpferischen Zauberstabe

des Zepters an das Licht gebracht. 

Wo in das Land der Alemannen
der stolzen Eiche Wipfel weht,
und, überschirmt von schwarzen Tannen,


die wilde Pracht des Waldes steht.

Der uns des Weines goldene Flamme
voll Blumenduft entgegen hält,
und manchen Ast dem Blütenstamme
des edlen Vaters Rhein gesellt.


Wo um die Reize stiller Auen

die rasche Wiese zögernd schlüpft;
wo durch des Felsentores Grauen
die Dreisam in ein Eden hüpft. 
Wo in des Himmels blauen Äther


des Turmes Spitze sich verliert,

der, schlank und kühn wie eine Zeder,
des Münsters Kunstgebirge ziert. 

Am Kaiserstuhl, wo jeder Hügel
im grünen Rebengürtel prangt,


und in des Rheines klaren Spiegel

der Limburg Efeu niederrankt,
wo durch Gebirge, Tal und Heide
der Kinzig Wellenmelodien
ins lächelnde Revier der Freude,


der Liebe und der Schönheit ziehen.


Wo deine wärmste Segensquelle,
Alemannia, entspringt;
wo deiner Sprache Wohllautwelle
am Blumenrand der Oos verklingt. 


Der lieblichsten Natur im Schoße

in holder Anmut Baden blüht,
frisch wie die junge Purpurrose
am mütterlichen Zweige glüht; 


Wo aus des Waldes Dämmerungen


die Murg die blauen Augen hebt

und um ihr süßes Tal geschlungen
beseligt jede Welle hebt. 
Des Fürstenschlosses milder Schimmer
sich über Rastatt freundlich neigt,


und, der Erinnerung Heiligtümer,

Vergissmeinnicht und Lorbeern zeigt; 

Im grünen Wald voll Nachtigallen,
wo um der Kunstgebilde Pracht
der Lustgebüsche Schleier wallen


und eine Flur von Gärten lacht,

die frischer Wohlgerüche Wogen
der zierdereichen Hauptstadt bringt
und einen bunten Regenbogen
um ihren Sonnenfächer schlingt.  


Wo, freudestolz ob ihrem Ruhme,

der Schwarzwald seine Pforte grüßt
wo Mannheims holde Uferblume
des Rheines edle Wogen küsst.     
Wo um erhabene Ruinen,


des Lebens Frühlingskränze wehen,

die schönsten Musenhaine grünen
und liebend in den Neckar sehen.

Wo in des Odenwaldes Frische
das sonnenwarme Leben ruht;

75
wo Rebenhügel, Feld und Büsche

sieh baden in der Tauber Flut.


Wo sie nach dem geliebten Maine
errötend ihre Blicke hebt,
und Wertheims Bild im Wiederscheine


der silberklaren Wellen schwebt.


Wie lächeln sich in holdem Bunde
Baden, deine Gauen zu!
Wo blühet auf dem Erdenrunde
ein Land, das schöner ist als du?


Entzückt von deinem Zauberglanze

und deinen Reizen jubeln wir:
Heil dir, im deutschen Blütenkranze
du schönste Rose, Baden, dir!

Kling aneinander, Gold der Rebe,


welch’ grüner Busen dich auch trug!

Es wiederholet: Baden lebe!
das Herz mit jedem Wonnezug.
Dies süße Wort tönt nah und ferne,
der Freude Becher wird geleert,


is, angelacht vom Morgensterne,

die goldene Sonne wiederkehrt.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 2399
  • Hinzugefügt am 26. Aug 2013 - 21:35 Uhr

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Baden, Heinrich, Heß, Gedicht, Rhein

Einsteller: sophie-clark

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