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Sammlung: Aus früherer Zeit

Gesänge an Berlin

1889-1914, Alfred Lichtenstein

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O du Berlin, du bunter Stein, du Biest.
Du wirfst mich mit Laternen wie mit Kletten.
Ach, wenn man nachts durch deine Lichter fließt
Den Weibern nach, den seidenen, den fetten.

So taumelnd wird man von den Augenspielen.
Den Himmel süßt der kleine Mondbonbon.
Wenn schon die Tage auf die Türme fielen,
Glüht noch der Kopf, ein roter Lampion.

Bald muss ich dich verlassen, mein Berlin.
Muss wieder in die öden Städte ziehn.
Bald werde ich auf fernen Hügeln sitzen,
In dicke Wälder deinen Namen ritzen.

Leb wohl, Berlin, mit deinen frechen Feuern.
Lebt wohl, ihr Straßen voll von Abenteuern.
Wer hat wie ich von eurem Schmerz gewusst.
Kaschemmen, ihr, ich drück euch an die Brust.

In Wiesen und in frommen Winden mögen
Friedliche heitre Menschen selig gleiten.
Wir aber, morsch und längst vergiftet, lögen
Uns selbst was vor beim In-die-Himmel-Schreiten.

In fremden Städten treib ich ohne Ruder.
Hohl sind die fremden Tage und wie Kreide.
Du, mein Berlin, du Opiumrausch, du Luder.
Nur wer die Sehnsucht kennt, weiß, was ich leide.

 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 998
  • Hinzugefügt am 11. Sep 2012 - 12:44 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Berlin, Laternen, Lichter, Himmel, Türme, Hügel, Wald, Straßen

Einsteller: emotion

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1 Kommentar

  1. jaaj

    @"Ob diese Worte heute wohl auch noch gelten...."
    für mich, als nicht Berlinerin, klingt es immer noch aktuell! Liebe Grüße aus dem Rheinland :-)

    12. Sep 2012 - 08:59 Uhr

 

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