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Sammlung: Alexandre Dumas, Sohn

Die Kameliendame Teil 11

1848, Alexandre Dumas Sohn

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Der Aufseher, der nun wohl sah, dass ich nichts hatte stehlen wollen, grüßte mich höflich und ich verließ die verödeten Prunkgemächer.

»Armes Mädchen«, sagte ich zu mir selbst, als ich in meine Wohnung zurückkehrte. »Sie hat gewiss ein recht trauriges Ende gehabt, denn in ihrem Milieu hat man nur Freunde, wenn man sich wohl befindet.«

Ich fühlte unwillkürlich eine Regung des Mitleids bei dem Gedanken an Marguerites Schicksal.

 Dies wird manchem vielleicht lächerlich scheinen, aber ich habe eine unerschöpfliche Nachsicht gegen Sünderinnen und ich gebe mir nicht einmal die Mühe, diese Nachsicht näher zu erörtern.

Als ich eines Tages auf der Präfektur einen Reisepass anfertigen ließ, sah ich in einer der angrenzenden Gassen ein Mädchen, das von zwei Gendarmen weggeführt wurde. Ich weiß nicht, was sie getan hatte, ich kann nur sagen, dass sie bitterlich weinte, während sie ein kleines Kind, von dem man sie trennen wollte, zärtlich umarmte. So lange aber ein weibliches Gemüt noch Tränen hat, ist es noch nicht verstockt, wer noch weinen kann, ist noch nicht ganz verworfen. Tränen sind die zweite Taufe des Gewissens, sie waschen immer etwas ab. Es ist jedoch nicht unsere Absicht, ein philosophisches Buch über die Buhlerinnen zu schreiben. Wir beklagen von ganzem Herzen jene schwachen Geschöpfe, die täglich sündigen, ohne meistens zu wissen, was sie tun, und wir halten uns nicht für berechtigt, strenger gegen sie zu sein, als Christus war. Wir beschränken uns auf die Erzählung der versprochenen einfachen Geschichte, deren Wahrheit wir aufs neue verbürgen, und wir bitten den Leser, aus dieser Erzählung die sich naturgemäß ergebenden Schlüsse zu ziehen, deren Andeutung wir nicht für notwendig halten.

 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 9409
  • Hinzugefügt am 12. Aug 2022 - 18:40 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

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Einsteller: sophie-clark

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