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Sammlung: Alexandre Dumas, Sohn
Die Kameliendame Teil 01
1848, Alexandre Dumas, Sohn
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I
Ich bin der Meinung, dass man erst nach langer Beobachtung der Menschen imstande ist Charaktere zu erschaffen, so wie man erst durch anhaltendes Studium fähig ist eine Sprache zu sprechen.
Ich habe noch nicht das Alter erreicht in dem man ausreichend Erfahrung gesammelt hat und begnüge mich daher mit dem Erzählen von Tatsachen.
Die folgende Geschichte ist wahr. Ich habe nur die Namen der daran teilnehmenden Personen verändert, denn alle, mit Ausnahme der Heldin dieser Erzählung, leben noch.
Zudem gibt es in Paris Personen, die Zeugen der hier gesammelten Tatsachen waren und dieselben bestätigen könnten, wenn mein Zeugnis nicht genügt. Ich allein aber wurde durch besondere Verhältnisse in den Stand gesetzt diese Geschichte zu schreiben, denn ich allein wurde mit allen Einzelheiten so vertraut, um eine genaue, verständliche und vollständige Erzählung geben zu können.
Diese Einzelheiten kamen auf folgende Art zu meiner Kenntnis: Am 12. März 1843 las ich in der Rue Lafitte einen großen gelben Anschlagszettel, der die Anzeige einer Versteigerung von Möbeln und Luxusartikeln enthielt. Die Auktion sollte »infolge eines Todesfalls« stattfinden. Die verstorbene Person wurde nicht genannt, aber die Versteigerung sollte am 16. in der Rue d'Antin von zwölf bis fünf Uhr nachmittags stattfinden.
Am 13. und 14.,so hieß es auf dem Anschlagszettel, könne man die Wohnung besuchen in der sich die Möbel, Gemälde und alle zu versteigernden Gegenstände befanden.
Ich war stets ein Liebhaber von seltenen Stücken. Ich nahm mir deshalb vor, die Gelegenheit zu nutzen, um dieselben zu sehen und vielleicht etwas davon zu ersteigern.
Am folgenden Tag begab ich mich in das genannte Haus in der Rue d'Antin. Am Haustor sah ich zwei noch größere Anschlagszettel, die über die bevorstehende Versteigerung noch genauere Auskunft gaben, als jener, den ich in der Rue Lafitte gesehen hatte. Der Hausmeister sagte mir auf meine Anfrage, dass die zu versteigernden Gegenstände im ersten Stock zu sehen wären und dass die Wohnung offen sei.
Es war noch früh und dennoch waren schon Besucher und Besucherinnen da, die, obwohl in Samt und Kaschmir gekleidet, den vor ihren Augen ausgebreiteten Luxus dennoch mit Bewunderung betrachteten.
Autoren und Komponisten von A-Z
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 1294
- Hinzugefügt am 22. Mai 2013 - 14:29 Uhr
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