Text-Suche

Wer ist online

105 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Sammlung: Arthur Achleitner

Das Schloss im Moor Teil 03

1903, Arthur Achleitner

<- vorheriger Text  

Im gleißenden Sonnenschein humpelte der hellgelbe Postomnibus auf der tiefgleisigen, ausgefahrenen Straße gen Dorf Ried, das altgewohnte Vehikel, das nun die Morgenpost von der Bahnstation für Dorf und Schloss Ried brachte. Ähnlich einem riesigen Zitronenfalter gaukelte der »Hellgelbe« auf der Straße dahin, bald die linke, bald die rechte Straßenseite nehmend, der frischen Beschotterung ausweichend wie den zur Bahn fahrenden Brauereifuhrwerken. Einem Postomnibus eilte es niemals, die Fahrzeit ist reichlich bemessen, eine Verspätung verschlug auf dem Weg von der Bahn zum Dorf absolut nichts, während umgekehrt die Fahrzeit allerdings wegen der nicht wartenden Eisenbahnzüge ziemlich genau eingehalten werden musste. Müde Gäule trotten vor dem »Hellgelben« stumpfsinnig und gefühllos, hartmäulig, infolge Altersschwäche fallsüchtig, weshalb der weißhaarige Postillon beim Trabfahren die Stolperer fest am Zügel halten musste. Im Schritt jedoch gab der Kutscher Luft im Leder.

Heute im wohligen Sonnenschein des herrlichen Frühlingstages genehmigte der Posthans reichlich Schrittempo; die Straße war sehr schlecht, frisch beschottert, und des Ausweichens kein Ende. Auch musste der Posthans die Zurufe vorüberfahrender Brauknechte beantworten, was bekanntlich nur im Schrittfahren möglich ist. Scherz und Spott enthielten diese Zurufe, die robusten Bierführer fragten, ob etwa ein besonders wichtiger Brief im Postbeutel sei, der das Fahrtempo mindere und den Postomnibus schwerer als sonst machte. Auch fragten die Knechte, ob der Hans seine »Stolperer« lebendig nach Ried bringen könne und die Ankunft selber noch erleben werde. Solche Zurufe mussten drastisch und kräftig beantwortet werden. Hans war nicht mundfaul und gab jeglichen Spott reichlich zurück, so dass die Knechte lachend weiterfuhren. Als aber das mächtige zweistöckige Schloss in Sicht kam, fühlte sich der Postillon doch dienstlich, nahm die Zügel auf und animierte seine Rosse mit der Peitsche zu lebhafterem Tempo. Altgewohnt trotteten die Stolperer den bekannten Weg zum Posthaus und blieben hier stehen. Am offenen Fenster tauchte die Expeditorin auf und rief dem Postillon zu, dass er schon wieder zehn Minuten Verspätung habe.

 

Titel von A-Z

Autoren Biografie und Werke

Literaturgattungen und Werke

Arthur Achleitner Biografie und Werke

Roman Werke und Autoren

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 9436
  • Hinzugefügt am 17. Aug 2022 - 17:45 Uhr

Aufrufe: 3 | Downloads: 0

<- vorheriger Text  

Verwandte Suchbegriffe

Das-Schloss-im-Moor, Arthur-Achleitner, kostenlos-lesen, Romane-aus-aller-Welt, mit-Texten-Geld-verdienen

Einsteller: sophie-clark

Kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden.

 

Alle Texte der Sammlung "Arthur Achleitner"

Prosa > Epik > RomanArthur Achleitner | in: Arthur Achleitner | 1903

Das Schloss im Moor Teil 01

mehr…

  Erstes Kapitel   Warmer Sonnenschein lachte über die braungrauen Flächen der Rieder Gegend, über den weiten silberschimmernden See und

 

Prosa > Epik > RomanArthur Achleitner | in: Arthur Achleitner | 1903

Das Schloss im Moor Teil 02

mehr…

Schloss Ried mit seinen behäbigen Gebäuden beherbergte eine Brauerei, die ein anerkannt vorzügliches Produkt an zahlreiche Wirte der Seegegend bis tief hinein ins

 

Prosa > Epik > RomanArthur Achleitner | in: Arthur Achleitner | 1903

Das Schloss im Moor Teil 03

mehr…

Im gleißenden Sonnenschein humpelte der hellgelbe Postomnibus auf der tiefgleisigen, ausgefahrenen Straße gen Dorf Ried, das altgewohnte Vehikel, das nun die