Beim Hirten weil' ich, an des Berges Fuß,
wo Herden weiden auf den grünen Matten.
Oft sende ich aus dem Baum ihm meinen Gruß,
wo Tauben kosen in des Laubes Schatten.
Wenn seine Flöte preist der Liebe Lust
und Phyllis selig sinkt an seine Brust.
Da jag' ich Seifenblasen in die Lüfte,
indess die Sonne sinkt in Waldes Düfte.

Hoch auf dem Felsen wohne ich, auf der Feste,
in niedrer Hütte, wie im Königssaal.
Wo Kummer herrscht, im Kreise froher Gäste,
auf Berges Spitze und im tiefen Tal.
Im Raum des Schiffes an der Planke Seiten
siehst auf dem Meer mich mit dem Fischer gleiten.
Ich kann mich durch des Klosters Mauern winden,
und werde selbst der Nonne Kerker finden.

Oft spiel' ich in des Felsens tiefen Gründen,
beschwöre dort die Geisterwelt der Nacht,
und meine Zauberschlösser wirst du finden
beim Mondenschein und wenn die Sonne lacht.
Im Kampfe steh' ich vor des Helden Blicken,
bereit, ihn mit der Siegespalm' zu schmücken.
Dem Wandrer folge ich durch der Wüste Sand,
den Barden führ' ich in das Geisterland.

Ich mag am liebsten mit den Kleinen gehn,
die meine Zauberwelt am besten fühlen.
Sie können mich in Hütte und Schloss verstehn,
wenn sie mit meinen Wunderschätzen spielen.
Wir kennen Sorg' und Kampf des Lebens nicht,
zur Ritterburg wird uns die Hütte schlicht.
Es scheint der Storch uns gleich dem mut'gen Rosse,
die Schwalbe ist der Sänger uns im Schlosse.

Wir spielen in der Abendsonne Gold,
gleich Bergen steht der lichten Wolken Reihe.
Da tönen Blüte und Baum so wunderhold,
die Wogen rauschen sanft in heil'ger Weihe.
Ein Ungewitter ist heraufgezogen,
doch drüben lächelt mild der Regenbogen.
Die Möwe taucht sich in der Wellen Schaum,
kannst du vergessen deiner Jugend Traum?

Sieh', als du klein warst, spielten wir zusammen
und schauten spähend in die helle Glut.
Da sahen wir Bilder hüpfen in den Flammen,
und unsre Seelen waren froh und gut.
Ein jedes Märchen bot uns Wahrheit dar,
und nur das Leben uns ein Märchen war.
Nicht nur die Cherubim im schönen Kranze,
Gottvater selbst sahen wir in seinem Glanze!