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Sammlung: Gedicht H

Holger Danske

1805-1875, Hans Christian Andersen

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Das gotisch alte Kronburg erglänzt im Mondenlicht,
am Festungswalle schäumend die dunkle Flut sich bricht.

Wie Schwäne gleiten Schiffe hin auf des Sundes Well'.
Von Helsingborg her schimmert einsam ein Lichtstrahl hell.

Still schlummert Dänemarks Küste in ihrer Wälderpracht,
doch pechschwarz ragt der Kullen in sternenheller Nacht.

In Kronburg klingen Becher im alten Rittersaal,
ein Freundeskreis vereinte sich hier zum frohen Mahl.

Sie jubeln bei der Bowle mit starkem Punsch gefüllt,
ernst blickt auf das Gelage manch bleiches Heldenbild.

Auf Holger kommt die Rede, als Mitternacht erscholl,
der in den Kasematten der Veste wohnen soll.

»Und haus't er drin, dann ist es doch wahrlich eine Schmach,
dass dort ihn zu besuchen uns stets der Mut gebrach.

Kommt, lasst uns heut' ihn suchen und finden wir ihn nicht,
dann Schmach dem müß'gen Barden, der's kund tat im Gedicht.«

Der eine sprach's, und eh' noch sein Wort verhallet war,
hat sich zum kecken Zuge geordnet schon die Schar.

Die rost'gen Angeln knarren, es brennt die Fackel rot,
tief in den öden Gängen herrscht Finsternis und Tod.

Dumpf schallet am verfall'nen Gemäuer jeder Tritt,
und Fledermäuse flattern, gescheucht von ihrem Schritt.

Die Eisenpforten knarren, matt strahlt der Fackel Schein,
sie drohet zu verlöschen, man schlägt sie an den Stein.

Schon kühlt die Luft des Grabes das heiße Jugendblut,
gleichzeitig wird auch kühler der Jugend Übermut.

Und jede Kasematte durchspähte schon ihr Blick,
jetzt öffnen sie die letzte, und beben scheu zurück.

Das Haupt auf nerv'ger Rechte gestützt, sitzt dort ein Greis
in der gewölbten Kammer, die Bursche nahen leis.

Sieh! Durch den Steintisch wuchs schon der Bart. Sonst schien es fast,
als wäre dies das Antlitz von ihm am hohen Mast.

Das Schwert in seiner Rechten, im Eisenkleid er sitzt.
Hoch wölbt sich seine Stirne, sein Heldenauge blitzt.

Halb wie im Traume spricht er, der bange Haufen hört's:
»Wie geht's in meinem Dänemark? Bedarf es meines Schwerts?

»Reich', Jüngling, mir die Rechte, dass ich am Druck der Hand
erkennen kann, ob Manneskraft noch wohnt im Dänenland.«

Und schnell reicht ihm der Jüngling die Eisenstang' der Tür.
Vor Holger's Riesendrucke biegt sich das Eisen schier.

»Gut«, spricht er, »das Geschlecht ist schwach doch nicht zur Zeit, und Holger kommt zur Hilfe, wenn euch Gefahr bedräu't.«

Die Bursche schleichen schweigend von ihm hinweg und sacht.
Erst draußen wieder atmen sie frei in stiller Nacht.

Wo hell die Sterne funkeln am blauen Himmelsrund,
und weiße Wogen schäumen hin durch den schwarzen Sund.

 


  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 9346
  • Hinzugefügt am 30. Jul 2022 - 12:10 Uhr

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Holger-Danske, Hans-Christian-Andersen, kostenlos-lesen, Gedichte-aus-aller-Welt, mit-Texten-Geld-verdienen

Einsteller: sophie-clark

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