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Sammlung: Gedicht G
Gang zur Beichte
1874, Albert Traeger
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Auch dem Frevler, der gesündigt,
unser Heiland gern vergiebt,
der vor allen Gnade kündigt
Herzen, die zu heiß geliebt.
schreitet sie zum Beichtstuhl hin,
einem Opfer des Geschickes
gleicht die bleiche Büßerin.
Schön, trotz Kummer und Bedrängnis.
und das bitterste Verhängnis
ist ein leidenschaftlich Herz.
Das sich einmal nur entzündet,
einmal nur erschließt dem Licht,
oder in Verzweiflung bricht.
Ist es Sünde denn zu lieben?
Hat nicht eine höh’re Macht
sie an seine Brust getrieben,
Nun er treulos sie verlassen,
Meineid ward sein heißer Schwur.
Soll sie den Verruchten hassen?
Ach! Ihr Herz liebt einmal nur.
Dass im Keim geknickt ihr Leben,
hat sie liebend ihm verzieh’n.
dass ihr selber sei vergeben,
fleht sie weinend auf den Knie’n.
Ihre eig’ne Schuld zu büßen,
und verströmt zu seinen Füßen
des gebroch’nen Herzens Blut.
„Nicht am Ird’schen sollst du hangen,
Unschuld wahre Dir und Ruh’.
wende dich dem Ew’gen zu!“
So sprach einst der Priester gütig,
doch ihr Herz blieb wahnbetört,
Wehe, wenn er zornesmütig
Zage nicht, und wenn er Milde
und Vergebung dir versagt,
blicke auf zu jenem Bilde!
Nicht umsonst hast du geklagt.
unser Heiland gern vergiebt,
der vor allen Gnade kündigt
Herzen, die zu heiß geliebt.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 2731
- Hinzugefügt am 15. Sep 2013 - 12:16 Uhr
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