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Sammlung: Gedicht G
Gaggenau
1811-1871, Eduard Brauer
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Wer sitzt im warmen Stübchen?
Ein Mädchen und ein Bübchen,
Großmutter auch und spinnt.
Lässt sich ein Weilchen quälen,
mit leisem Ton beginnt:
„War einst ein Hirtenknabe,
der nannt’ als einz’ge Habe
ein junges Gänschen sein.
Doch ach! Vor Badens Toren
hat sich das Tier verloren
zu Hansens bittrer Pein!
Er läuft von Ort zu Orte,
er klopft an jede Pforte,
kehrt hoffnungslos zurück,
verloren bleibt sein Gänschen.
O Hänschen, armes Hänschen!
Verloren all’ dein Glück!
Und an der Murg Gestaden
und klagt des Herzens Not
den Wellen und den Winden.
„Lässt sich die Gans nicht finden,
so wein’ ich mich zu Tod!“
Da kommt ein bucklig Männchen,
nicht höher als drei Spännchen,
vom grünen Berg herab.
Es spricht: „Nach Gernsbach wandre
und stiehl dir eine andre,
du dummer Hirtenknab’!“
Doch Hänschen sagt: „Mitnichten
mag’ ich so was verrichten,
die Ehr’ ist mir zu lieb.
Viel eher wollt’ ich laufen,
mein letztes Hemd verkaufen,
als dass ich würd’ ein Dieb!“
Kaum ist dies Wort gesprochen,
hat lachend sich verkrochen
der kleine Schelm, der Zwerg.
Da tönt’s „gaggagg“ vernehmlich,
husch, husch, da schlüpft bequemlich
das Gänslein aus dem Berg.
Vor Freuden tanzt das Hänschen
und flügelnd setzt sein Gänschen
Bald flog durch’s Tal die Kunde
und von derselben Stunde
heißt Gaggenau der Ort.“
Das Mädchen und das Bübchen
im traulich warmen Stübchen
sind selig eingenickt.
Großmutter sitzt im Stuhle,
sie sitzt und dreht die Spule
gar fleißig und geschickt.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 4363
- Hinzugefügt am 13. Feb 2014 - 09:03 Uhr
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Gaggenau, Eduard-Brauer, Gedicht, Großmutter, Gänschen
Einsteller: sophie-clark
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