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Sammlung: Ferdinand Stolle

Kalifornische Goldgräber Teil 01

o. J., Ferdinand Stolle

Eine der neuesten Nummern der in San Francisco erscheinenden Zeitung „The Wide West“ enthält eine treu nach dem Leben entworfene Schilderung der verschiedenen Charaktere und Nationalitäten, aus welchen die dortige Goldgräberbevölkerung zusammengesetzt ist.

Eigentlich zerfallen sämmtliche Goldgräber, welcher Nation sie auch übrigens angehören mögen, in zwei Hauptklassen: in die, welche mit Glück arbeitet und eine reiche Ausbeute vor sich bringt, und in die, welche wenig oder nichts findet, und in der Regel die wenigen Mittel, die sie mit an Ort und Stelle gebracht, noch obendrein zusetzt.

Der dieser letzteren Klasse angehörige unglückliche Goldgräber meint, ganz Californien sei weiter nichts, als ein ungeheurer Humbug, und nach seiner Ansicht ist es mit der Goldgräberei so gut wie aus. Er meint, wenn er im Jahre 1849 herübergekommen wäre, so hätte er noch sein Glück machen können, aber nicht mit der Goldgräberei, sondern als Landwirth, denn damals sei mit schon urbargemachten und angebauten Grundstücken noch ein Schlag zu machen gewesen. Da Californien weiter nichts ist, als Humbug, so würde er gern wieder in sein Vaterland zurückkehren, wenn ihm nicht Vetter Hinz und Kunz schon vor seiner Abreise prophezeit hätten, daß er in Californien kein Glück machen, sondern froh sein werde, wenn er wieder zu ihnen zurückkommen könne. Um keinen Preis möchte er diesen guten Leuten zugestehen, daß sie Recht hatten. Lieber will er verhungern. Davon ist er auch übrigens nicht sehr weit entfernt. Allerdings könnte er für eine der Aktiengesellschaften, welche Goldgräbereien nach ächt bergmännischem System betreiben, um’s Tagelohn arbeiten, aber er liebt die Unabhängigkeit und da er auch einige Rücksicht auf Ausbildung seines Geistes zu nehmen wünscht, so mag er täglich nicht länger arbeiten als acht Stunden. Auch ist es nicht seine Absicht, blos seinen nothdürftigen Lebensunterhalt zu verdienen – das hätte er zu Hause auch gekonnt. Sein Glück wird schon noch blühen, denn Alles in der Welt kommt auf’s Glück an. Schon Mancher hat eben so lange und noch länger als er vergebens gegraben, und doch noch plötzlich einen großen Fund gemacht. Uebrigens würde er dieses Californien, welches schon seine besten Kräfte aufgezehrt hat, gern mit Australien vertauschen, wenn ihm Jemand das dazu nöthige Reisegeld geben wollte. Nach Hause schreibt er selten.


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  • Text-ID 4421
  • Hinzugefügt am 17. Feb 2014 - 11:59 Uhr

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nummer, zeitung, nationalität, glück, reich

Einsteller: sophie-clark

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