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Sammlung: Alfred Brehm

Altweltaffen Teil 08

1926, Alfred Brehm

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Man hat die Säugetiere oft » Haartiere« genannt, damit aber niemals die ganze Klasse scharf bezeichnet. Die Haare, die wir als Grannen- und Wollhaare, Wolle und Borsten unterscheiden, sind allerdings vorherrschend; doch kommen auch Schuppen und Stacheln, überhärtete Knochen, hornige Schilder und hornartige Hautschwielen oder die bloße Haut als äußere Leibesbedeckungen vor, wie ja überhaupt die Gebilde der Oberhaut höchst verschieden sein können, obgleich sie allesamt nur als mannigfaltige Ausprägungen ein und desselben Stoffes betrachtet werden müssen. Eine solche Verschiedenheit zeigt sich auch in den Nägeln, die bald glatt und dünn, bald rund und dick, gerade und gebogen, stumpf und scharf oder Nägel und Krallen, Klauen und Hufe sind.

Weit bezeichnender als alle diese betrachteten Eigentümlichkeiten des Säugetierleibes sind die Geschlechtsteile für unsere Klasse. Die äußere Gestalt derselben darf als bekannt vorausgesetzt werden; den inneren Bau derselben müssen wir jedoch etwas ausführlicher betrachten. Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, daß die Geschlechtswerkzeuge die allervollkommensten in der ganzen Tierreihe darstellen. Was in den unteren Klassen nur angedeutet oder wenigstens nicht ausgeführt ist, erscheint hier vollendet. Schon die äußeren Reiz- und Begattungswerkzeuge sind weit vollkommener als bei den Vögeln, die inneren erzeugenden und ernährenden Drüsen bei diesen ebensowenig vorhanden als die Milchdrüsen, die dem neugeborenen Jungen seine Nahrung liefern. Alle weiblichen Säugetiere besitzen einen paarigen (nur bei dem Schnabeltier und Ameisenigel verkümmerten) Eierstock und Eileiter sowie einen Fruchthälter, in dem das befruchtete Ei zur Reife gelangt. Der Eierstock ist rundlich, eiförmig oder traubig und enthält viele, aber sehr kleine Eierchen, so daß erst die Neuzeit Genaueres über sie berichten konnte. Von hier aus führen die Eileiter zum Fruchthälter hinab, der bei den obengenannten Tieren bloß eine Erweiterung des hier sehr einfachen Organs ist, bei den Beuteltieren und vielen Nagern als eine doppelte Ausweitung beider Eileiter angesehen werden kann, bei den höher stehenden Ordnungen aber zu einem einzigen Sacke zusammenschmilzt. Er mündet bei den Schnabeltieren in den unteren Mastdarm, bei allen übrigen mit dem Harnleiter in die Scheide. – Die äußeren Ernährungsdrüsen für das neugeborene Junge, die Brüste oder Zitzen, fehlen bei keinem Säugetier, sind aber bald an die Brust allein, bald zwischen die Leisten, bald endlich auf Brust, Bauch und Leistengegend zugleich gestellt und schwanken auch in ihrer Anzahl zwischen zwei und zwölf. Sie bestehen aus kauligen, mit Ausführungsgängen versehenen Gebilden, deren Absonderung, die Milch, durch eine mehrfach durchbohrte Warze ausfließen kann. Kurz vor und nach der Zeugung treten sie in Wirksamkeit; in der Kindheit sind sie nur angedeutet.

Diese allgemeinen Bemerkungen mögen für unsere oberflächliche Betrachtung des Säugetierleibes genügen. UnserZweck ist, das Leben des Leibes und der Seele, das Leben des ganzen Tieres kennenzulernen, und diesen Zweck fassen wir daher vor allem ins Auge.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 6867
  • Hinzugefügt am 31. Okt 2014 - 12:59 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Altweltaffen, Aufsatz, Alfred, Brehm, Zoologie

Einsteller: sophie-clark

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1 Kommentar

  1. sophie-clark

    Im nächsten Teil:Die Angehörigen der ersten Klasse.

    09. Sep 2016 - 18:10 Uhr

 

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