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Sammlung: Victor Auburtin

Das Ende des Odysseus Teil 01

1870-1928, Victor Auburtin

 

Das Ende des Odysseus

 

Die hundert Freier der Königin Penelope waren erschlagen und ihre Leichen wurden, in Teppiche gehüllt, aus dem Festsaal getragen, einer nach dem anderen. Obwohl es schon gegen Mitternacht ging, war das Haus nach dem furchtbaren Vorfall noch in voller Bewegung. Die Fenster strahlten in die Nacht hinaus und Diener liefen hin und her. Man hörte, wie in der großen Halle das Blut mit Besen über die Steinfliesen ausgefegt wurde.

In dem hell erleuchteten Schlafgemach lag Odysseus neben seiner Gattin Penelope. Und nachdem sie sich in Liebe wiedergefunden hatten, setzte er sich aufrecht und begann von seinem zwanzigjährigen Abenteuer zu erzählen. Von Ilion, von dem Streit der Könige im Lager; von der Heimfahrt und den Wunderdingen der fernen See. Aber als er bei Skylla und Charybdis ankam, merkte er, dass Penelope neben ihm eingeschlafen war. Da dachte er: »Die Arme hat heute viel durchgemacht, ich werde ihr morgen weiter erzählen«, und legte sein Haupt neben das ihrige auf die Purpurkissen.


Im königlichen Palast war zunächst viel zu schaffen und zu richten, denn die jungen Leute hatten mit ihrem wilden Wesen alles in Unordnung gebracht. Odysseus entwarf einen Plan, ließ sich durch seine Verwalter Bericht erstatten und ging ans Werk.

Er ließ die große Halle mit neuen Marmorplatten belegen, um die letzte Erinnerung an den vergossenen Wein, aber auch an das vergossene Blut zu tilgen. Die Keller und Vorratskammern waren zur Hälfte leer und mussten neu ausgestattet werden. Die Ölmühlen, früher ein Stolz der königlichen Wirtschaft, waren jahrelang nicht mehr benutzt worden und ihre Wiederherstellung erforderte Zeit und Mühe.

Hinter dem Palast hatten die Freier einen großen Blumengarten anlegen lassen, zu dessen Pflege ein syrischer Gärtner angestellt worden war. Dort wurden Narzissen und Nelken gezogen und jene hundertblättrigen Rosen, deren Zucht eben gelungen war. Mit diesen Blumen zierten die Freier ihre Festtafel und brachten der Königin große Sträuße , um deren Gunst sie warben. Penelope aber nahm diese Blumengaben gern entgegen und schmückte damit die Bronzevasen, die auf den Gesimsen ihres Schlafzimmers standen.

 

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  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 2747
  • Hinzugefügt am 16. Sep 2013 - 12:31 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Das-Ende-des-Odysseus, Victor-Auburtin, Satire, Heimkehr, Treue

Einsteller: sophie-clark

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