Du glaubst vielleicht, mein bester Celsus, etwas recht Leichtes und Unbedeutendes von mir zu verlangen,als du mir aufgetragen hast, dir ein Buch über das Leben des Alexander von Abonoteichus und dessen verwegenen Streichen und gauklerischen Künsten zu schreiben. Allein eine genaue und ins Einzelne gehende Untersuchung und Darstellung dieses Gegenstandes wäre in der Tat keine geringere Aufgabe, als die Abfassung einer Geschichte der Taten Alexanders des Großen. Denn jener Alexander war ein eben so großer Betrüger, wie der Sohn Philipps ein großer Held. Gleichwohl, wenn du mir versprechen willst,mit Nachsicht zu lesen und das Mangelhafte meiner Erzählung in Gedanken zu ergänzen, so will ich mich der Arbeit unterziehen und versuchen, diesen Augiasstall vielleicht nicht ganz, doch so weit ich es vermag zu reinigen. Und wenn ich auch nur wenige Körbe herausschaffen werde, so wirst du aus diesem schon abnehmen können, wie unermeßlich die gesammte Menge Unrat sein muß, den dreitausend Ochsen in vielen Jahren liefern konnten.

 2. Übrigens gestehe ich, daß ich mich hirbei für dich und mich schäme.Für dich, weil du den heillosesten aller Schurken eines schriftlichen Denkmals würdig erachtest; für mich, weil ich mich so ernstlich mit der Geschichte und den Taten eines Menschen beschäftige, der, statt daß man von ihm ein Buch für die Unterhaltung gebildeter Leser schreibt, vielmehr verdient hätte, in einem großen Amphitheater,vor aller Welt, von Tigern und Löwen zerrissen zu werden. Allein, wenn man mir dieses Geschäft zum Vorwurf machen wollte, so könnte ich mich auf einen ähnlichen Vorgang berufen, indem jener berühmte Schüler Epiktets,Arrian,der sein ganzes Leben dem Umgang mit den Wissenschaften gewidmet hatte, sich etwas Ähnliches erlaubt hat und daher auch meine Verteidigung übernehmen könnte.