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Sammlung: Ludwig Tieck
Denkwürdige Geschichtschronik der Schildbürger Teil 01
1773-1853, Ludwig Tieck
Kapitel I
Einleitung des Verfassers. – Geographische Nachrichten. – Beschreibung der Einwohner.
Es ist sonder Zweifel für den Menschen ein sehr interessantes Studium, zu sehn und zu erfahren, was sich vor seiner Zeit in der Welt zugetragen hat, um nach den verschiedenen Vorfällen in der alten Welt die Begebenheiten seines Zeitalters beurtheilen zu lernen. Die Wissenschaft der Geschichte ist eben darum von je sehr hochgeachtet worden, so daß man von ihr sogar behauptet hat, sie könne den Staatsmann, so wie den Kriegshelden erziehn; aber auch für den, der in keiner von diesen Laufbahnen groß zu werden denkt, sondern nur zum Nutzen seines Geistes die Begebenheiten aus einer ruhigen und sichern Ferne beschauen will, ist es angenehm, in denen Sachen, die in der Welt vorgefallen sind, nicht unwissend zu bleiben.
Darum sind von je an billig die Männer geachtet worden, die ihre Zeit und Arbeit darauf verwandten, Begebenheiten zu sammeln, um sie dem Verstande des Lesers in einer zierlichen und klugen Ordnung vorzuführen. Auch können wir in unserm Zeitalter nicht klagen, daß es uns ganz und gar an Geschichtsbüchern mangle, wenn der Mensch deren gleich nie genug erhalten kann, und noch manche Lücken auszufüllen wären. Dem Leser ist es vergönnt, alle Nationen genau kennen zu lernen, um von allen Ländern und Städten die Beschreibungen in den Händen zu haben; daneben gebricht es ihm auch nicht an dem nöthigen Räsonnement, sondern wir haben unzählige weitläufige Werke, in denen fast nur geurtheilt wird, und wo die Geschichte selbst nur dem Scharfsinne des Scribenten dient. Es darf sich überdies der Leser nicht über Einseitigkeit der Anschauungen beklagen, denn er kann es häufig inne werden, wie man ohne sonderliche Verdrehung die größten Menschen zu kleinen, so wie die kleinsten zu den größten macht; ein Handgriff, der jetzt in der Geschichte fast nothwendig geworden ist, um den alten, längst bekannten Thaten und Männern wieder den Reiz der Neuheit zu geben, damit wir uns zugleich ergötzen können, indem wir uns um dergleichen alte Historien bekümmern.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 4937
- Hinzugefügt am 04. Apr 2014 - 16:35 Uhr
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wissenschaft, geschichte, staatsmann, kriegsheld, laufbahn
Einsteller: sophie-clark
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