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Sammlung: Ludwig Aurbacher

Abenteuer der sieben Schwaben und des Spiegelschwaben Teil 01

1784-1857, Ludwig Aurbacher

 

Wie die sieben Schwaben nach Augsburg kommen und sich Waffen holen

Als man nach Christi Geburt eintausend und etliche hundert Jahre zählte, da begab es sich, dass die sieben Schwaben in die weltberühmte Stadt Augsburg einzogen; und sie gingen sogleich zu dem geschicktesten Meister, um sich Waffen machen zu lassen; denn sie gedachten das Ungeheuer zu erlegen, das zur selben Zeit in der Gegend des Bodensees übel hauste und das ganze Schwabenland in Furcht und Schrecken versetzte. Der Meister führte sie in seine Waffenkammer, wo sich jeder einen Spieß oder sonst was auswählen konnte, was ihm anstand. »Bei Gott!« sagte der Allgäuer, »sind das auch Spieße? So einer wär mir gerade recht für einen Zahnstocher. Meister, nehmt für mich nur gleich einen Baum von sieben Manneslängen.« »Potz Blitz,« sagte der Blitzschwabe, »Allgäuer, progle dich nicht allzu sehr.« Der Allgäuer sah ihn mit grimmigen Augen an, als wollte er ihn damit durchbohren. »Eigentlich hast du recht, Männle!« sagte der Blitzschwabe. »Wie alle Sieben für Einen, so für alle Sieben nur Einen.« Der Allgäuer verstand ihn nicht, sagte aber: »Ja,« und den anderen war es auch recht. Und so wurde ein Spieß von sieben Manneslängen bestellt, und in einer Stunde war er fertig. Ehe sie aber die Werkstatt verließen, kaufte sich jeder noch etwas, der Knöpfleschwabe einen Bratspieß, der Allgäuer einen Sturmhut mit einer Feder darauf, der Gelbfüßler Sporen für seine Stiefel, sie seien nicht nur gut zum Reiten, sagte er, sondern auch zum Hintenausschlagen. Der Seehaas aber wählte einen Harnisch, sagend: Vorsicht sei zu allen Dingen nütz; des Guten könne man nicht zu viel tun; und nütze es nichts, so schade es auch nichts. Der Spiegelschwabe gab ihm recht und sagte, auch er wolle einen tragen, aber nicht vorn auf der Brust, sondern hinten auf dem Hintern. Der Seehaas meinte, der Geselle wolle ihn foppen; jener aber sagte: »Merk es dir: Habe ich Mut und gehe ich vorwärts, so brauch' ich keinen Harnisch; geht es aber rückwärts, und fällt mir der Mut anderswohin, so ist dann der Harnisch am rechten Platz.« Und so ließ er sich den Harnisch zurecht machen, der, um es recht zu sagen, ein Balbiererbecken war aus der Rumpelkammer des Meisters. Und nachdem die sieben Schwaben, wie ehrliche Leute, alles richtig bis auf Heller und Pfennig bezahlt und zuletzt noch beim Metzger am Gögginger Tor gute Augsburger Würste eingekauft hatten, so zogen sie zum Tor hinaus und ihres Weges weiter. 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 3091
  • Hinzugefügt am 11. Jan 2014 - 12:52 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Abenteuer, der, sieben, Schwaben, und, des, Spiegelschwaben

Einsteller: sophie-clark

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