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Sammlung: Selma Lagerlöf 02
Das Heinzelmännchen von Töreby Teil 03
1858-1940, Selma Lagerlöf
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Es war in einer dunklen Herbstnacht, der Regen goß über die grauen Klotzwände, denn damals war der Herrenhof weder bretterverkleidet noch getüncht, und der Sturm peitschte alle Zweige des hohen Holzapfelbaums, der am Giebel stand, gegen den Dachfirst.
Mitten im ärgsten Unwetter kam eine Eule geflogen. Sie hatte ihr Nest oben im Dachstuhl, auf einem der großen Böden und pflegte durch ein kleines Loch dicht unter der Dachrinne dort hineinzufliegen. Aber bevor sie noch die Luke finden konnte, packte sie der Wind, blähte ihr dichtes Federkleid auf, so dass sie wie ein runder Ball aussah, und schleuderte sie ein paarmal gegen die Wand. Da gab der Vogel jeden weiteren Versuch auf, hereinzukommen. Stattdessen setzte er sich auf den Holzapfelbaum und schrie die ganze Nacht hindurch.
Drinnen im Haus war es ganz stumm und still, aber aus dem Lichtschein, der durch die Spalten der Fensterläden fiel, merkte man, dass die Hausbewohner noch nicht zu Bett gegangen waren. Hin und wieder hörte man Lärmen und lautes Lachen, aber gleich darauf wurde es wieder totenstill.
Gegen elf Uhr nachts kam die alte Haushälterin des Gutshofs in den Flur hinaus, sie war völlig angekleidet und trug ihre schweren Schlüssel, von denen sie sich weder Tags noch Nachts trennen konnte. Die schwere Tür war mit vier verschiedenen Schlössern versperrt, und es dauerte geraume Zeit, bis die alte Frau sie öffnen konnte. Sobald sie einen Spalt aufgebracht hatte, war der Wind schon zur Stelle, schwang sie sperrangelweit auf, warf der Haushälterin einen ganzen Regenschauer ins Gesicht und wirbelte unter den Strohmatten des Hausflurs herum, so dass sie sich krümmten wie die Schlangen.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 9433
- Hinzugefügt am 16. Aug 2022 - 18:30 Uhr
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