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Sammlung: Russische Volksmärchen

Schneeflöckchen/02

1903, Afanasiew

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"Wahrhaftig eine gute Idee“ erwiderte Iwan, setzte seine Mütze auf und ging mit der Frau in den Hof. Dort machten sie sich an die Arbeit. Sie bauten aus Schnee einen Körper mit Armen und Beinen, setzten einen runden Schneeball darauf und formten aus diesem einen Kopf.

"Grüß Euch Gott. Was macht Ihr da?" - fragte ein Mann, der vorbei kam.
"Ich grüße Euch. Seht selbst, das ist unser ... Schneeflöckchen" - antwortete Maria und lachte.

Da machten sie ein Näschen, einen Mund und plötzlich... kam warmer Atem aus dem Mund des Schneemädchens. Es öffnet seine Augen und die waren von reinstem Blau und die Lippen wurden zu tiefem Rot und begannen, freundlich zu lächeln. Da neigte Schneeflöckchen den Kopf, als ob es lebendig war, und wackelte mit Armen und Beinen wie ein Wickelkind.

"Was ist das? Das kann doch nicht wahr sein“ murmelte Iwan und bekreuzigte sich. "Ach, Iwan, Iwan!"- rief Maria aus und zitterte vor Freude. "Gott hat uns ein Kind geschenkt!" Maria küsste Schneeflöckchen und umarmte sie. Da fiel der Schnee vom Mädchen ab wie eine gesprengte Eierschale, und es stand ein lebendiges Mädchen vor ihnen. "O, mein liebes Schneeflöckchen!" Maria freute sich unendlich und führte das Mädchen ins Haus. Iwan konnte das Wunder noch gar nicht begreifen und folgte ihnen.

Seitdem lebte Schneeflöckchen bei Iwan und Maria. Sie wuchs schnell und wurde schöner von Tag zu Tag. Lange Zeit lebten sie glücklich und nun besuchten viele Kinder ihr Haus. Schneeflöckchen spielte und sang mit ihnen, und diese lehrten sie alles, was sie selbst wussten. Schneeflöckchen war brav und klug, lernte und merkte sich alles schnell.

Bis zum Ende des Winters wuchs sie heran zu einem dreizehnjähriges Mädchen, das bereits alles verstand wie eine junge Frau. Man konnte mit ihr über alles sprechen oder ihr den ganzen Tag zuhören, weil sie so eine wunderschöne Stimme hatte. Und sie war immer freundlich zu allen und bescheiden. Im Haushalt half sie Maria bei aller Arbeit. Sie war wunderhübsch, die Haut weiß wie Schnee, die Augen blau wie Vergissmeinnicht, die Haare so lang, dass ihr Zopf bis zum Gürtel ging. Sie war immer gut gelaunt. Maria und Iwan waren sehr glücklich, besonders Maria. "Schau, Iwan!" -pflegte sie zu sagen - "Was für ein Geschenk haben wir von Gott in unserem Alter bekommen! Unser Kummer ist jetzt vorbei!"
Iwan antwortete: "Gott sei Dank! Doch die Freude ist nicht ewig, so wie der Kummer nicht unendlich ist!"

Der Winter verging. Die Frühlingssonne blitzte fröhlich am Himmel und es wurde wieder wärmer. Auf den Wiesen erschien das erste Gras und die Vögelchen zwitscherten. Schöne Mädchen sammelten sich hinter dem Dorf, tanzten und sangen: "Schöner Frühling! Sag, woher bist Du gekommen?" Nur Schneeflöckchen wurde plötzlich traurig. "Was ist denn mit dir, mein Lieblingskind?" - fragte Maria -"Bist du krank? Warum bist du so traurig? Hat dich ein schlechter Mensch gekränkt?
Schneeflöckchen antwortete ihr aber jedes Mal: "Es geht mir gut, liebe Großmutter! Ich bin gesund."


  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 878
  • Hinzugefügt am 20. Jul 2012 - 23:38 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Schnee, Schneemädchen, Kind, Mädchen, Wunder,Frühlingssonne

Einsteller: soja

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