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Sammlung: Märchen

Der kleine Teufel

o. J., Autor unbekannt

Es war einmal, vor noch gar nicht so langer Zeit, da bekamen der Teufel und seine Frau, die Teufelin, einen kleinen Sohn. Die Freude der beiden war sehr groß und sie feierten ein richtiges teuflisches Höllenfest, zu dem sie alle ihre Freunde eingeladen hatten. Da waren Vampire, Gnome, Hexen, Fledermäuse, Nachteulen, Drachen und sogar ein Wolfspaar. Sie feierten so wild, dass noch oben auf der Erde ein leichtes Grollen und Beben und von überall her ein leichter Schwefelgeruch zu spüren war. 
 
Der kleine Teufel sollte das Böseste werden, was die Welt je gesehen hatte, so wünschten es sich der Teufel und die Teufelin zumindest. Sie nannten ihren Sohn Belzebub und gaben sich alle Mühe ihn zu einem richtigen unanständigen Teufel zu erziehen. Aber Belzebub zeigte schon nach kurzer Zeit sehr sonderbare Verhaltensweisen. Er wollte weder töten noch stehlen, nicht quälen und war nicht einmal fähig so richtig zu hassen. Die Eltern waren sehr besorgt, glaubten aber, dass sie mit viel Zeit und Mühe und besonders starker Abneigung noch einen richtig bösen Teufel aus ihm machen zu können. Vielleicht war er ja auch einfach nur noch zu jung, um so richtig böse zu sein. Aber auch als Belzebub in die Höllenschule kam, um mit den anderen kleinen Teufeln zu lernen, wie man so richtig böse ist, versagte er völlig. Und als ihm eines Tages auch noch bei einem besonders starken Schwefelgeruch schlecht wurde, waren die Eltern so erschüttert, dass sie Belzebub aus der Hölle fortjagten. 
So kam der kleine Teufel auf die Erde und weil er so allein war, bekam er Menschen als Eltern. So lange er noch klein war, fühlte er sich ganz wohl auf der Erde. 
Seine neuen Eltern waren nett zu ihm, er spielte mit anderen Kindern, ging mit ihnen in eine Menschenschule und der kleine Teufel glaubte, nun doch ein Zuhause gefunden zu haben. Aber je älter er wurde, umso unwohler fühlte er sich auf der Erde. Er wollte einfach nicht lernen, wie man anderen Leuten ihr Geld wegnimmt, ohne dafür bestraft zu werden. Er wollte auch kein Haus und kein Auto. Er verstand nicht, warum er arbeiten sollte, wo er doch genug zum Leben hatte. Er wollte nicht lügen, damit jeder ihn nett findet. Er wollte Freunde finden und nicht Macht über Menschen haben. 
Von allen Seiten, wurde er mit Richtlinien, Vorschriften, Prinzipien, Idealen und Regeln eingeengt. Belzebub fühlte sich ganz unwohl. Am liebsten ging er im Wald spazieren, unterhielt sich mit Menschen ... oder machte Musik. 
Er wollte so vieles sehen und entdecken. Aber die Menschen verstanden seine Vorstellungen von Leben nicht. Zuerst versuchte er es ihnen zu erklären, sie davon zu überzeugen, dass das Leben so viel schöner sein kann, als das ihre es ist. Dann gab er den Gedanken auf, etwas zu verändern und entschloss sich die Erde zu verlassen. 
Nur, wo sollte er jetzt hin? In die Hölle zurück? Nein! Da war es zwar ganz anders, aber auch sehr schlimm. In der Hölle gab es Höllenfeuer, auf der Erde gab es Heizungen, aber er suchte eine ganz andere Form von Wärme. Und dann kam Belzebub der Gedanke, dass es ja auch noch einen Himmel gab... 
Der Gedanke, als Teufel in den Himmel zu gehen, schien ihm zwar sehr gewagt, aber er wollte es zumindest versuchen. Auf die Erde war er ja völlig ungehindert gekommen, die war von allen Seiten offen und zugänglich, aber der Himmel war rundherum verschlossen. Es gab nur ein einziges Tor und das wurde von vier Engeln mit Schwertern bewacht. 
Als der kleine Teufel auf die Engel zukam, kreuzten sie sofort ihre Schwerter, um ihm zu zeigen, dass sie ihn nicht reinlassen wollten. Einer von ihnen fragte dann aber doch, wer er denn sei und ob er eine Berechtigung hätte, um in den Himmel zu kommen. Belzebub stellte sich vor, erzählte dass er auf der Suche nach einem Zuhause sei und dass er gerne in den Himmel möchte. Aber die Engel waren so entsetzt darüber, dass er als Teufel auch nur daran dachte in den Himmel gelassen zu werden, dass sie ganz aufgeregt wurden. Der kleine Teufel, nutzte die Verwirrung der Engel und huschte unbemerkt in den Himmel hinein. Als die vier sahen, dass er nicht mehr vor ihnen stand, glaubten sie, er sei wieder fort gegangen, redeten noch eine Weile über diesen sonderbaren Teufel, fanden dann aber sehr schnell ihre Ruhe wieder. 
Der kleine Teufel schlenderte derweil durch den Himmel und fand es dort eigentlich ziemlich langweilig. Alles war so ruhig und still, die Leute dort gingen sehr nett miteinander um. Alle lächelten, aber niemand lachte wirklich. Von überall her erklang die gleiche monotone Harfenmusik und überall standen Schilder, auf denen "Bitte Ruhe" oder ähnliche Dinge standen. Belzebub merkte sehr schnell, dass es ihm hier so gar nicht gefiel und er entschloss sich ein bisschen Leben und Spaß in den Himmel zu bringen. Aber das war gar nicht so einfach. Alle seine fröhlichen Frechheiten wurden nachsichtig belächelt, weiter nichts. Erst als er seinen letzten Höllenerinnerungsschwefel gebrauchte, reagierte man wirklich auf ihn. Er wurde unverzüglich aus dem Himmel verwiesen und da er nicht bereit war freiwillig zu gehen, wurde er regelrecht hinausgeschmissen. 
Erst amüsierte es Belzebub ja, dass er so viel Aufregung und Unruhe in den Himmel gebracht hatte, schließlich war es ihm da ja so oder so zu langweilig gewesen. Aber so allein vor dem Himmelstor sitzend spürte er dann ganz deutlich, wie einsam er war, dass er ja eigentlich nirgendwo so richtig hingehörte, und dass alle anders waren als er. Der kleine Teufel wurde bei dem Gedanken ganz traurig, so traurig, dass er zu weinen begann. 
Wie er so allein dasaß, völlig in seine Traurigkeit versunken, merkte er gar nicht, dass ein kleiner Engel sich zu ihm gesetzt hatte. Ein Engelmädchen mit langen blonden Locken und klaren, lieben Augen. Erst, als sie mit ihrer Hand über sein Haar streichelte, schreckte Belzebub auf. Im ersten Moment war es ihm peinlich, beim Weinen beobachtet worden zu sein. Etwas verschämt und unsicher sah er sie an, blickte dabei direkt in ihre Sternchenaugen und im selben Moment verflog das peinliche Gefühl. Da war etwas in ihren Augen, etwas was in ihm den Eindruck erweckte, als würde er sie schon lange kennen, als wäre sie ihm bereits ganz vertraut. Er hatte das Gefühl, als ob sie mit ihren Augen bis hinein in seine Seele gucken könnte und als ob sein Blick Zugang zu ihrer Seele hätte. Er spürte, dass er ihr nichts zu sagen, nichts zu erklären brauchte, dass sie ihn auch ohne Worte verstand. Er konnte einfach nur neben ihr sitzen, ihre Hand halten und diese besondere Nähe genießen. 
Erst viel später erzählte er ihr seine ganze Geschichte und erfuhr dann auch, wer sie war. Sie hieß Lilly und war ein missratener Engel, der aus dem Himmel verwiesen worden war. Es läßt sich gar nicht beschreiben, wie sehr die beiden sich gefreut haben, dass sie einander gefunden hatten. Endlich hatte Belzebub die Form von Wärme gefunden, die er bisher vergeblich gesucht hatte. Er hatte jemanden gefunden, der so war wie er. Nun brauchte er nicht mehr eine Welt zu suchen, in der er Zuhause war. Hand in Hand durchstreiften sie die Hölle, schmuggelten sich immer mal wieder in den Himmel hinein, um dort mit ihren Dummheiten alles durcheinander zu bringen. Doch meist lebten sie glücklich und zufrieden auf der Erde.
 
Die Malvorlage Der kleine Teufel findet Ihr auf preconcept.de 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 448
  • Hinzugefügt am 07. Dez 2011 - 15:30 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Teufel, böse, gut, Engel, Engelchen, Freunde, Freundschaft, Wärme, Streiche, Himmel, Hölle

Einsteller: jaaj

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