Zum Nachhören

Es ist der heilige Weihnachtsabend. Da herrscht in der Stadt eine emsige Geschäftigkeit in den Häusern und auf den Straßen. Man sieht Dienstboten eifrig dahertrippeln, die noch etwas Vergessenes oder spät Gefertigtes holen müssen, bunte Wachslichter oder Zuckerwaren am Christbaum. Schusterjungen tragen ein Paar glänzende, nagelneue Stiefel, der Stallknecht bringt das neubeschlagene Pferd, die Putzfrau ein rosenrotes Hütchen. Alles zur Verherrlichung des Festes.

Oben, in der großen Stube, wo das Licht so verheißungsvoll durch die Gardinen schimmert, da waltet die Mutter als die Stellvertreterin des lieben Christkindes. Sie ordnet und rüstet und bereitet und die Kinder sitzen mit mühsam bezähmter Ungeduld in der Kinderstube, um auf den glückseligen Augenblick zu warten, wo der Ruf ertönt und ihnen der Lichterglanz entgegenströmt.

Auf dem Dorf wird, in Schwaben wenigstens, der Christabend nicht so umständlich gefeiert. Er gleicht dort mehr jener wunderbaren Nacht, wo in tiefer Stille im armen Stall der Glanz der heiligen Weihnacht aufging. Wo schlichte Hirten sich um die Krippe sammelten und hoch oben vom Himmel her der selige Festchor erklang.

Sobald es dunkel wird, werden Kunkeln und Spinnräder und alles andere Arbeitsgerät beiseite gestellt. "Seid still, Kinder, es ist der Heilige Abend", ermahnt man die Kleinen in jedem ehrbaren Haus. Der Vater liest aus der Bibel oder man plaudert zusammen von alten Zeiten und geht zeitig zur Ruhe.

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