Erstes Kapitel

Es war eine tiefe Schlucht zwischen zwei Felswänden. Durch diese Schlucht floss ein wasserreicher Bergstrom über Geröll und Steine hin. Hoch und steil ging es zu beiden Seiten hinauf, und darum war es auch auf der einen Seite ganz kahl. Aber dicht neben dem Strom, so nahe, dass im Frühling und im Herbst das Wasser ihn benetzte, stand ein frischer Wald in Gruppen, schaute empor und schaute vorwärts und konnte weder hierhin noch dorthin.

»Wie wäre es, wenn wir den Berg bekleideten«, sagte eines Tages der Wacholder zur fremdländischen Eiche, der er näher stand, als den anderen. Die Eiche guckte hinunter, um dahinterzukommen, wovon er sprach. Dann guckte sie nach oben und blieb stumm. Der Fluss arbeitete schwer, so schwer, dass er ganz schaumweiß wurde. Der Nordwind hatte sich in die Schlucht hineingedrängt und heulte in den Klüften. Der nackte Fels hing schwer vornüber und fror. »Wie wäre es, wenn wir den Berg bekleideten«, sagte der Wacholder zur Föhre auf der anderen Seite. »Ja, wer sonst als wir sollte das wohl tun«, sagte die Föhre, griff sich in den Bart und sah zur Birke hinüber. »Was meinst denn du dazu?« Doch die Birke lugte vorsichtig an der Felswand empor. Die lag so schwer über ihr, dass sie kaum atmen zu können glaubte. »Na denn in Gottes Namen, ja«, sagte die Birke, und obwohl sie nicht mehr als drei waren, machten sie sich doch ans Werk, den Berg zu bekleiden, voran ging der Wacholder.

Arne: Eine Erzählung

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