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Sammlung: Arthur Achleitner 03

Die Dobratschrose Teil 01

1896, Arthur Achleitner

Von flutendem Sonnengold übergossen ragt der östlichste Ausläufer der Gailtaler Alpen, Dobratsch genannt, in den lichtblauen Äther, Kärntens Rigi nennt man den wuchtigen Bergkoloss, der als Aussichtsberg unter allen Gipfeln der herrlichen Ostalpen den ersten Rang einnimmt, und desse Ausblick von allen Zungen gepriesen wird. Frei nach allen Seiten türmt sich dieser Riese auf, nur durch die Höhe des Bleiberger Tales mit den Gailtaler Alpen zusammenhängend, eine imposante Kuppel, die im Norden steil abfällt, im Süden sich sanfter zeigt bis auf die furchtbare Bruchstelle, an der sich durch das gewaltige Erdbeben am 25. Januar 1348 der Dobratsch spaltete, und dessen ungeheuere Felstrümmer in das Gailtal stürzten, alles Leben vernichtend und zerschmetternd. Zahlreiche Dörfer verschwanden im Schutt, ein wirbelndes Chaos rollte über die herrlichen Gelände, die Felstrümmer hemmten den Wasserlauf der Gail zum Stausee, der rückwärts drängend Fluren und Ortschaften verwüstete bis ins mittlere Gailtal. Eine handschriftliche Aufzeichnung des Abtes vom damaligen Kloster Arnoldstein beschreibt jene Katastrophe: »Auf Sankt Paulis Bekehrungstag ist der Berg vor dem gegen Mitternacht durch ein Erdbeben zerspaltet heruntergefallen, 17 Dörfer, 3 Schlösser und 9 Gotteshäuser völlig verschüttet. Der Gailfluss hat sich auch angeschwollen und etliche Tage nicht durchgebrochen, hernach ebenermaßen das Wasser schaden zugefügt.« Ein Bergsturz vernichtete auch im Norden die Stadt Villach. Die »Schütt« heißt heute noch die durch jenen Bergsturz geschaffene Talsperre, die sich in einer Länge von fast sechs Kilometer bei einer Höhe von 26 Meter erstreckt. Die von Moos und Farren überwucherten Felsblöcke haben der Verwitterung durch Jahrhunderte hindurch widerstanden, und sind stumme Zeugen einer furchtbaren Katastrophe wie die im Sonnenschein glitzernde ungeheuere Bruchwand am gespaltenen Berg selbst. Tückisch wälzt die Gail ihre Fluten durch dieses wildromantische Gelände, zu trockener Zeit einem Silberband vergleichbar, wild und unbändig bei Sturm und Wetter, eine gelbbraune Wasserflut mit Schlamm und Geröll aus den Hochkaren der stolzen Bergriesen der inneren Gailtaler Kette, der bitterste Feind von Acker und Flur.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 8361
  • Hinzugefügt am 01. Apr 2021 - 14:37 Uhr

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Alpen, Gipfel, Abt, Erdbeben, Dorf

Einsteller: sophie-clark

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