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Sammlung: Aischylos 07

Die Eumeniden Teil 01

o. J., Aischylos


 

Personen

Die pythische Seherin
Apollon
Orestes
Klytaimestras Schatten
Chor der Eumeniden
Athene
Geleitende Schar

(Tempel des Apollon zu Delphi; aus den Hallen tritt die pythische Seherin zum Frühgebet)

Seherin:
Mit erstem Anruf ehr ich aus der Götter Zahl
Die Urprophetin Gaia; Themis dann, ihr Kind,
Die nach den Sagen hier am Seherherde saß,
Die zweite nach der Mutter; dann zum dritten ward
Mit ihrem Willen, nicht von fremder Macht bestimmt,
Ein andres Kind der Gaia Herrin dieses Orts,
Titanis Phoibe. Zum Geburtsgeschenke gab
Die ihn dem Phoibos, der sich drum nach Phoibe nennt.
Das Klippeneiland Delos ließ er und die See,
Zu Pallas' meerfahrtoffnem Strande zog er dann
Und kam in dies Land zu des Parnassos Heiligtum;
Und ihn geleiten, frommen Dienstes ehren ihn
Als Wegebahner des Hephaistos Kinder, die
Des Landes Wildnis seinem Zug entwilderten.
Drauf als er einzog, festlich wallt' entgegen ihm
Das Volk und Delphos, dieser Gegend hehrer Fürst;
Zeus aber gab ihm ewgen Rates Wissenschaft,
Den vierten Seher, setzt' er ihn auf diesen Thron,
Und seines Vaters Zeus Prophet ist Loxias.
Zu diesen Göttern bitt und bet ich feierlich! –
Dem Gruß die erste mag Pronaia Pallas sein,
Gruß auch den Nymphen drüben, wo Korykis' Fels,
Hohl, vogelheimisch und der Götter Ruheplatz;
's ist Bromios jener Gegend Herr, des denk ich wohl,
Seitdem die Bakchen siegend hergeführt der Gott
Und Tod dem Pentheus einem Häslein gleich gewirkt,
Auch Pleistos' Quellen grüß ich und die heilge Kraft
Poseidons und zum letzten dich, allhöchster Zeus!
Nun setz ich mich Prophetin auf den heilgen Thron;
Huldreich gesegnen mögen sie vor jedem je
Mir diesen Eingang. Sind Hellenen hier zur Stund,
So nahn sie nach den Losen altem Brauch gemäß;
Denn ich verkünde, wie der Gott es mir gebeut!
(Sie öffnet den Tempel und geht hinein; nach kurzer Pause wankt sie entsetzt zurück)
Graunvoll zu nennen, anzuschauen grausenvoll!
Mich jagt es rückwärts aus dem Tempel Loxias',
So daß die Sohle kaum mich trägt, sich kaum bewegt;
Die Hände laufen, nicht des Fußes nichtge Hast!
Ohnmächtig bin ich zitternd Weib, gleich einem Kind!
Zum vielbekränzten Heiligtume ging ich ein,
Und sitzen seh ich einen gottverfluchten Mann
Am Erdennabel, schutzgewärtig, frisch von Blut
Die Hände triefend, noch das entblößte Schwert zur Hand,
Zugleich des Ölbaums einen hochentsproßnen Zweig
Mit breitgewundner Flocke rings sorgsam bekränzt
Der weißen Wolle; so genau sprech ich es aus.
Um diesen Mann her eine wunderbare Schar
Von Weibern schlafend auf die Sessel hingestreckt;
Doch nicht von Weibern – nein, Gorgonen nenn ich sie,
Und wieder nicht den Bildern der Gorgonen gleich;
Einst sah ich die gemalet, wie sie mit Phineus' Mahl
Von dannen fliegen; aber ungeflügelt sind
Die dort und schwarz und gar entsetzlich anzuschaun;
Sie schnarchen unnahbaren Odems lauten Hauch,
Aus ihren Augen trieft es, quillt es grausenhaft,
Ihr Putz, zu scheußlich ist er, um den Göttern je,
Der Menschen Wohnung traulich jemals sich zu nahn.
Nie hab ich solch Gelage solcher Schar gesehn,
Noch rühmt sich jemals irgendein Land, dies Geschlecht
Gramlos zu nähren, ohn es schwer zu büßen einst.
Das weitre sei dem Herren dieses Heiligtums,
Dem Loxias, befohlen, dem großmächtigen;
Denn Seherheiland ist er, Zeichenkündiger,
Und allem Hause jeder Schuld Entsündiger.

(Ab in die Halle; aus dem Tempel treten Apollon und Hermes; zwischen beiden Orestes)

Apollon:
Dich werd ich nicht verraten; allzeit Hüter dir,
Ob ich dir nah bin oder weit von dir entfernt,
Nie werd ich deinen Feinden freund und gnädig sein!
Also gefangen siehst du diese Dirnen jetzt,
Vom Schlaf bewältigt, eine gottverhaßte Brut,
Ergraute Mädchen, greise Kinder, welche nie
Der Götter einer, nie ein Mensch noch Tier umarmt;
Des Bösen wegen sind sie da, sie hausen drum
Im bösen Dunkel unten tief im Tartaros,
Der Menschen Abscheu und der Götter im Olymp.
Dennoch entflieh du und vergiß der lieben Ruh;
Dann jagen durch das weite Festland dir sie nach,
Solang du hineilst über irrdurchflüchtet Land,
Dir über Meer und meerumrauschte Inseln nach.
Und nicht zu früh ermüde, weit umhergescheucht
In solcher Mühsal. Ziehe dann gen Pallas' Stadt,
Setz an ihr altes Bild dich und umschling es fromm.
Und dort, wo Richter solcher Schuld und sühnend Wort
Für uns bereit sind, werden Wege wir erspähn,
Daß frei und los du werdest aller dieser Mühn;
Denn ich gebot's, daß deine Mutter du erschlugst!

Orestes:
Du weißt, o Fürst Apollon, Unrecht nie zu tun;
Unrecht mich leiden nicht zu lassen wisse jetzt;
Daß du's betätgen kannst, verbürgt mir deine Kraft!

Apollon:
Vertrau, damit nicht Furcht bewältge deinen Geist! –
Du meines Blutes Bruder, Gleichgezeugter mir,
Hermes, behüt ihn, deinem eignen Namen treu,
Sei sein Geleiter, führe wie ein treuer Hirt
Mir meinen Schützling – ehrt doch Zeus selbst diese Pflicht,
Wenn froher Wandrung Zeichen er den Menschen schickt.
(Hermes und Orestes ab, Apollon geht in den Tempel zurück)

(Das Innere des Tempels wird sichtbar. Man erblickt die schlafenden Erinnyen; der Schatten Klytaimestras steigt empor)

Klytaimestra:
Ihr schlafet? Ho! auf! Was bedarf's der Schlafenden?
Und ich, die also vor den andern Toten all
Mißachtet ganz von euch bin, weil ich mordete
Und solcher Vorwurf nimmer stirbt im Totenreich,
Umirr ich schmachvoll! Aber wißt, ich sag es euch,
Die größte Ursach hab ich wider jene doch;
Denn ich, die so Furchtbares von den Liebsten litt,
Von allen Göttern keiner ist für mich erzürnt,
Da Muttermörders Hände mich doch umgebracht!
Da, seht im Herzen diese meine Wunden an!
Denn Schlaf im Auge, bleibt der Sinn euch hell und wach,
Doch über Tag ist Menschenjagen euer Los!
Habt ihr bereits doch vieles schon von mir empfahn,
Weinlose Spenden, nüchtren, hilfeflehnden Gruß
Und mitternächtig stilles Mahl am Herd der Glut
In eurer Stunde, keinem Gott mit euch gemein.
Das alles, seh ich, schnöd in den Staub getreten wird's –
Und er entrinnt euch, flüchtig, einer Hindin gleich,
Und gar aus eures Garnes Mitten ist er leicht
Entsprungen, blickt hohnlachend nun auf euch zurück!
Vernehmt, was ich von meinem Geist zu euch gesagt,
Bedenkt es wohl, Göttinnen ihr des Totenreichs!
Es ist das Traumbild Klytaimestra, die euch ruft!
(Stöhnen des Chors)
Wohl stöhnt ihr; euch entflieht er fern und ferner schon,
Mir Mißgesinnten, schutzgewärtig geht er hin!
(Stöhnen des Chors)
Du schläfst so fest noch, dich erbarmt nicht meine Qual,
Und mein, der Mutter, Mörder Orestes, er entkommt!
(Geheul des Chors)
Du heulst? du schläfst noch? Raffst dich eilig nicht empor?
Was sonst ist dein Amt, wenn du Jammer nicht verhängst?
(Geheul des Chors)
Schlafsucht und Mühsal, schnöde Bundverschworene,
Euch grausen Drachen haben sie die Kraft gelähmt?

Chor:
Faß ihn! Faß ihn! Faß ihn! Faß ihn! Hetz!

Klytaimestra:
Im Traum verfolgst du dein Gewild, schlägst wie ein Hund
Laut an, der niemals seines Dienstes Sorge läßt!
Du säumst? Empor spring! Mühe mach dich nimmer feig;
Auch das vergiß nicht, welchen Schaden Schlaf dir schafft!
Mit gerechter Reue geißle deine Nieren wund,
In heißem Antrieb stachle selbst dich wieder auf!
Auf! Deines Mundes jähen Bluthauch stürm ihm nach,
Hindörr in Glut ihn, in der Eingeweide Brand,
Nach jag ihm, hetz in wiederholter Jagd ihn tot!
(Verschwindet)

Chor (wild durcheinander:)
Erweck, erwecke diese du, ich wieder dich.
Schläfst du? Erheb dich! Stoß den Schlaf von dir hinweg!
Nachsehen laßt uns, ob ihr Reden uns betrog!
(Sie stürzen aus dem Tempel hervor)


  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 2575
  • Hinzugefügt am 06. Sep 2013 - 14:46 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

die, eumeniden, aischylos, kind, phoibe

Einsteller: sophie-clark

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2 Kommentare

  1. sophie-clark

    Orestes hat seinen Vater Agamemnon gerächt.Doch nun wird er von den Eryinnen verfolgt.

    20. Okt 2015 - 06:41 Uhr

  2. sophie-clark

    Im nächsten Teil:Der Chor und Athene

    14. Sep 2016 - 15:38 Uhr

 

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Dichtung > Dramatik > TragödieAischylos | in: Aischylos 07 | o. J.

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