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Sammlung: Aischylos 02

Die Perser Teil 01

o. J., Aischylos


Personen

Atossa
Bote
Chor persischer Fürsten
Dareios' Schatten
Xerxes 

Palast der persischen Könige, vor dem Palast der Altar Apollons)

Chorführer:
Wir sind die Getreuen des persischen Volks,
Das zumal auszog zum hellenischen Land,
Sind Wächter der vielglückseligen und
Goldprangenden Sitze, die Xerxes selbst,
Mein König und Herr,
Auswählte, der Lande zu wachen.

Um die Heimkehr unseres Königes nun,
Um des goldenen Heers Heimkehr angstvoll
Vorahnend erbebt in der Brust mein Herz,
Von Bekümmernis voll.
Denn die Jugend des Reichs, denn Asias Kraft
Zog fort, nachjauchzt sie dem Jüngling;
Und es kommt doch zu Fuß, und es kommt doch zu Roß
Kein Bote zur persischen Heimat.

Und von Susa so, von Ekbatana fort
Und vom alten Gemäur der kissischen Stadt
Zogen sie fernhin,
Bald Scharen zu Roß, dann andre zu Schiff,
Und des Fußvolks Reihn,
Die der Kern im Gedränge der Schlacht sind.

Auszog Amistres und Artaphernes,
Aus Megabazes und Astaspes,
Die Gewaltgen im Reich,
Könige, dienstbar nur dem Großkönige,
Feldherrn von Heeren im Heere des Reichs,
Mit dem Bogen der Schlacht, auf schäumendem Roß,
Furchtweckend zu schaun und entsetzlich im Kampf
In des Muts vielwagender Hoffnung.

Und der Schlachtroßtummler Artembares auch,
Masistres auch
Und Imaios der Held, goldbogenbewehrt,
Und Pharandakes,
Und der Rosse Bewältger Sosthanes.

Und andre gesandt hat des schwellenden Nils
Fruchtüppiges Tal,
Susiskanes, Pegastagon,
Den Ägypten gebar, und der Fürst Arsames,
Der Memphis, die heilige Stadt, sein nennt,
Und der uralt herrlichen Theben Herr
Ariomardos,
Und vom Bruchland zog schiffruderndes Volk
Mit hinaus, zahlloses Gewimmel.

Von dem weichlichen Volk aus Lydia kam
Kriegsvolk, dem zumal
Sich des Festlands Heer scharweis anschloß;
Die führt Arkteus und Matragathes,
Herrschende Könige.
Auch Sardes sendet, die goldene, viel
Kriegsscharen, verteilt in die Wagen der Schlacht,
Die mit Doppelgespann, dreifachem Gespann
Furchtbar toddräuend dahinziehn.

Die vom Tmolosgebirg und den Fluren umher,
Sie bedrohn Hellas mit dem knechtischen Joch;
So der Speeramboß Tharybis, Mardon
Und die mysischen Schleudrer. Von Babylon auch
Aus goldenem Tor in geschlängeltem Zug
Zog buntes Gewühl, teils Schiffsvolk aus,
Teils Schützen der Kunst des Geschosses gewiß;
Was Schwert nur trägt in dem ganzen Bereich
Asiatischen Stamms,
Nachfolgt es den Fahnen des Königs.

Ja, die Blüte des Volks aus persischem Reich
Zog fern in den Krieg,
Und Asias Land, das sie aufzog, seufzt
Und grämt sich um sie, von Verlangen gequält;
Und die Mutter, das Weib, die die Tage gezählt,
Sehn bang, wie die Tage dahinflehn.

Erste Strophe

Chor:
Schon hineindrangen die burgstürmenden Kriegsscharen des Königs
In das jenseitige nachbarliche Festland
Auf der taubandigen Brück über den Sund der
Athamantischen Hella;
Um den Nacken der See schlang sich der dichtbalkige Heerweg.

Erste Gegenstrophe

Denn der vielvolkigen Flur Asia kampfkühner Gebieter,
In das Land trieb er die Heerwolke der Seinen
Wie ein Sturm, beides vom Festland, von der See her;
Er vertraut' sich den kühnsten,
Den gewaltigen Feldherren, des goldnen Geschlechts göttliche Sonne.

Zweite Strophe

Mit dem bluttrunkenen Mordblick des zum Fang fliegenden Felsdrachen,
    so vielarmig, so vielschiffig hinab schießt er den Giftpfeil
Von dem Schlachtwagen Assyriens in die lanzenkundgen Städte.

Zweite Gegenstrophe

Und es tritt keiner hervor gegen die lautbrandende Heerflut,
    wie ein Bollwerk vor der unzwingbaren Meerwoge zu schirmen;
Denn unnahbar in der Schlacht kenn ich und kühn das Volk der Perser.

Epode

Doch der trugsinnenden Gottheit, wer entkommt ihr von den Menschen?
Wer entrinnt ihr mit dem raschfliehenden Fuß glückenden Sprunges?
Denn so süß lächelnd im Anfange sie liebkost, sie verlockt
In das Garn, draus nimmermehr
Noch hinausschleichend, noch ausweichend der Mensch wieder entkommt.

Dritte Strophe

Denn ein Gott ordnet' die Lose des Schicksals; es gebot in der Urzeit schon den Persern,
Sich den burgstürmenden Kämpfen,
Sich der roßwimmelnden Feldschlacht, sich dem nächtigen Überfall zu weihn.

Dritte Gegenstrophe

Doch das Volk lernte das finstre, das sturmschauererschäumende weitrückige Meer sehn,
Sich der See heiligem Hain nahn,
Dem behend schwankenden Tauwerk und der Brücke des Völkerzugs vertraun.

Vierte Strophe

Drum zerreißet drinnen mein gramumnachtet Herz
Wehe!
Daß es nur des Perserheers Vaterstadt, die mannvereinsamte Stadt Susa nur es nicht vernimmt!

Vierte Gegenstrophe

Und der Kissier hohe Burg, wiederhallen wird sie dies
Wehe!
Diesen Wehruf weinend wird wieder schrein der Weiber Schwarm, wird entzweireißen Schleier und Gewand.

Fünfte Strophe

Alles streitbare Volk zog zu Roß und zog zu Fuß
Einem Schwarm Bienen gleich ihrem Heerkönig nach vom Reich hinaus,
Zog fernhin über ringsumjochte, beidem Gestade zugleich
Ufernahe Vorsee.

Fünfte Gegenstrophe

Doch daheim naßgeweint ist in Sehnsucht manches Bett;
Persis' Fraun gramerschöpft, sich um den Mann jede sehnend, den sie liebt,
Den waffenkühnen, kampfberühmten, welchen sie gab in den Krieg,
Witweneinsam bleibt sie.

Chorführer:
Ihr Perser, wohlan!
Nun setzt euch dort an den alten Palast
Und laßt uns treu tiefforschenden Sinns
Rat pflegen; die Not, sie gebeut es.

Wie wird es denn jetzt um Xerxes stehn,
Um Dareios' Sohn,
Den erhabensten Zweig von der Väter Geschlecht!
Hat der Bogen Geschoß nun den Sieg sich erzielt?
Hat der Lanze Gewalt
Ihn mit eherner Stirn sich ertrotzet?

(Aus der Königlichen Pforte wird Atossa herausgetragen)

Chor:
Sieh dort! Wie in Strahlen der Gottheit naht
Sie, die Sonne, die Mutter des Königes uns,
Unsere Königin.
In den Staub werf ich mich. Laßt ehrfurchtsvoll
Uns alle zugleich
Anbetend im Staub sie begrüßen!
(Sie fallen nieder und berühren den Boden mit der Stirn)

Chorführer:
Tiefgeschürzter Perserinnen allverehrte Königin,
Greise Mutter unsers Königs, Heil dir, Heil, Dareios' Weib,
Gattin einst des Persergottes, Persergottes Mutter noch,
Wenn der alte Dämon jetzt nicht unser Heer verraten hat.

Atossa:
Drum erschein ich, drum enteilt ich des Palastes goldnem Tor
Und verließ mein und Dareios' einst gemeinsam Schlafgemach;
Und das Herz zerreißt mir Sorge. Aber sagen muß ich euch
Noch ein andres; selbst um mich nicht, Freunde, bin ich frei von Furcht,
Ob das Glück nicht, das Dareios einst, der Gottheit voll, erbaut,
Unser Reichtum stürzt, der hinzieht stolzen Schrittes, staubumwölkt.
Darum quält zwiefache Sorge unaussprechlich mein Gemüt;
Keiner scheut die Macht des Reichtums, wenn ein Mann sie nicht vertritt,
Noch umstrahlt den Gutentblößten seiner Macht gerechter Glanz.
Wohl ist gnug des Gutes, wohl auch für ein liebstes Auge Furcht –
Ja, des Hauses Auge heißt mir seines Herren Gegenwart.
Für das alles, falls es so ist, wie ich es fürchte, wollet nun,
Perser, vielgetreue Greise, treulich mir Berater sein;
Denn in euch und eurer Weisheit ruht mir aller beste Rat.

Chor:
Wiß es, Herrin, nicht vergeblich rufst du mit dem ersten Wort
Uns zu Rat, zu aller Tat auf, deren Kraft uns nicht gebricht.
Denn die treusten Ratgenossen hast in uns du dir erkannt.

Atossa:
Zahllose Träume sind mir fort und fort des Nachts
Gekommen, seit mit seinem Heer mein Sohn hinaus
Der Iaonen Lande heimzusuchen zog.
So deutlich aber sah ich keinen andern noch
Als in der letztvergangnen Nacht; ich sag ihn dir.
Mir war's, als säh ich zween schöngewandige
Jungfraun, die eine reichgeschmückt in persischen
Prachtkleidern und im dorischen Kleid die andere,
An Gestalt bei weitem aller Weiber herrlichste,
Fehllos an Schönheit, beide Schwestern eines Stamms;
Als ihre Heimat hatte vordem diese sich
Hellas erloset, jene das Barbarenland.
Die beide glaubt ich nun zu sehn, wie kampfbereit
Sie sich wild entgegenstanden; doch mein Sohn gewahrt's,
Er hemmt sie, er beruhigt sie, schirrt beide sich
Vor seinen Wagen, und um ihren Nacken liegt
Sein Joch. Die eine hob sich, warf sich im Geschirr,
Doch ließ den Mund sie leicht vom Zügel bändigen;
Unruhig riß die andre, mit empörter Hand
Zertrümmert wild sie seinen Wagen, zügellos
Schleift sie ihn gewaltsam mit sich und zerbricht ihr Joch.
Da stürzt mein Sohn hin; und es steht sein Vater nah,
Dareios, voll Betrübnis; als den Xerxes sieht,
Zerreißt er jammernd sich das Gewand um seinen Leib. –
Bei Nacht im Traume sah ich dies, wie ich's erzählt.
Drauf als ich aufstand und die Hand mit fließendem
Quellwasser netzte, dann mit gabenreicher Hand
Hintrat zum Altar, um den gefahrabwendenden
Gottheiten fromm zu spenden, deren Amt es ist,
Da sah ich einen Adler fliehn zu Phoibos' Herd.
O Freunde, lautlos stand ich da in meiner Angst.
Ihm nachgeflogen kommt ein Falk in eilgem Flug,
Schießt auf ihn nieder und zerkratzt mit wilden Klaun
Sein Haupt, das wehrlos in die Flügel eingeschmiegt
Den Leib dahingibt. Schrecken war es mir zu schaun,
Wie euch zu hören; denn ihr wißt, wohl ist mein Sohn,
Wenn alles gut geht, ein bewundrungswürdger Held;
Doch wenn es mißlingt – pflichtig keiner Rechenschaft,
Herrscht er wie vordem, wenn er keimkehrt, seines Reichs.

Chor:
Weder allzusehr bekümmern, Mutter, soll dich unser Wort,
Noch dich unbekümmert machen. Zu den Göttern wende dich,
Bete, daß sie von dir wenden, was du Unheildrohndes sahst,
Daß sie Gutes allgewährend enden dir und deinem Sohn
Und dem Reich und allen Treuen. Und zum andern spende dann
Für die Erde, für die Toten, flehe, daß auch gnadenreich
Dein Gemahl Dareios, den du heute nacht im Traum gesehn,
Gutes dir und deinem Sohne aus den Tiefen send ans Licht,
Doch in die Nacht gebannt das Böse schwinden lasse schattengleich.
So des eignen Sinns Prophete sag ich dir den treusten Rat;
Und daß allseits freudiger Ausgang komme, drauf vertrauen wir.

Atossa:
Freundlich hast du, erster Deuter meines Traumgesichtes, mir,
Meinem Sohn und meinem Hause wohl den besten Rat gesagt.
So gescheh uns alles Beste. Alles dies, wie du es rätst,
Wird den Göttern und den Lieben, die das Grab deckt, gleich geweiht,
Wenn wir zum Palast zurückgehn. – Aber wissen möcht ich wohl,
Wo in der Welt denn, Freunde, sagt man, daß die Stadt Athenai liegt?

Chor:
Fern im Westen, wo der letzten Abenddämmerung Untergang.

Atossa:
Und verlangt hat's meinen Sohn doch, sich zu erjagen diese Stadt?

Chor:
Ja, das ganze Hellas würde dann dem König untertan.

Atossa:
So bedeutend ist der eignen Krieger Zahl in ihrem Volk?

Chor:
Eben dieses Heer erschuf schon vieles Leid dem Medervolk.

Atossa:
Aber sag, was gibt's noch sonst dort? Ist der Reichtum da zu Haus?

Chor:
Silber quillt in ihrer Berge Adern, recht des Landes Schatz.

Atossa:
Führt denn ihre Hand der Pfeile senneschwirrenden Bogen auch?

Chor:
Nein, sie tragen hohe Lanzen, und ein Schild bedeckt den Leib.

Atossa:
Aber wer ist ihr Gebieter und beherrschet Volk und Heer?

Chor:
Keines Mannes Sklaven sind sie, keinem Menschen untertan.

Atossa:
Wie vermögen dann sie Fremden, die sich als Feinde nahn, zu stehn?

Chor:
Daß sie einst Dareios' schönes, mächtiges Heer vernichteten.

Atossa:
Traurig Wort, das wohl die Mutter an den fernen Sohn gemahnt.

Chor:
Doch ich glaube, bald erfährst du alle Nachricht ganz genau,
Denn der Mann dort, wie er daherläuft, zeigt's den Persern deutlich an,
Und er bringt uns sicher Neues, mag es gut sein oder schlimm.

(Ein Bote kommt)

Bote:
Weh euch, ihr Städte aller Lande Asias!
Weh, Perserland, dir, alles Reichtums stolzer Port!
Wie hat hinweg ein Schlag der Schätze Pracht gerafft!
Dahingesunken ist die Blüte Persiens!
Ach! Traurig Amt, der Trauer erster Bote sein!
Und doch, die Not will's, Perser, daß ich alles Leid
Auffalte; umkam, weh! der Barbaren ganzes Heer!

 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 2581
  • Hinzugefügt am 06. Sep 2013 - 20:07 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

die, perser, aischylos, xerxes, palast

Einsteller: sophie-clark

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2 Kommentare

  1. sophie-clark

    Der Perserkönig Xerxes zieht mit seinem Heer gegen Griechenland,um Rache für die Niederlage seinen Vaters Darius zu nehmen.

    20. Okt 2015 - 07:06 Uhr

  2. sophie-clark

    Im nächsten Teil:Die Klage der Perser

    15. Sep 2016 - 06:19 Uhr

 

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