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Sammlung: Christian Fürchtegott Gellert
Abhandlung über das rührende Lustspiel Teil 13
1715-1769, Christian Fürchtegott Gellert
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Bei jeder Erdichtung nämlich verursacht nicht sowohl die Fabel selbst als vielmehr das Genie und die Kunst, womit sie behandelt wird, bei den Zuschauern das Vergnügen. »Denn derjenige«, sagt Werenfels, »erlangt einen allgemeinen Beifall, derjenige ergötzt durchgängig, der alle Personen, Sitten und Leidenschaften, die er auf der Bühne vorstellen will, vollkommen und soviel wie möglich mit lebendigen Farben schildert, der die Aufmerksamkeit der Zuschauer zu fesseln und ihnen alle Regungen mitzuteilen weiß, die er ihnen mitzuteilen für gut befindet.« Denn nicht nur deswegen gefällt die Komödie, weil sie anderer abgeschmackte und lächerliche Handlungen den Augen und Gemütern darstellt (denn dieses tut eine jede gute Satire), sondern auch weil sie eine einfache und für sich selbst angenehme Begebenheit so abhandelt, dass sie überall die Erwartung des Zuschauers unterhält und durch dieses Unterhalten Vergnügen und Beifall erweckt. Denn wie hätten sonst fast alle Stücke des Terenz, soviel wir von ihm übrig haben, und auch einige des Plautus, wie zum Exempel die ›Gefangnen‹, in dem durch die Dazwischenkunft eines Simo, eines Chremes, eines Phädria, eines Hegio ein großer Teil derselben nicht nur nicht scherzhaft, sondern vielmehr ernsthaft wird, wie hätten sie, sage ich, sonst gefallen können? Wenn nun aber zum Ergötzen nicht notwendig eine lächerliche Handlung erfordert wird, wenn vielmehr eine jede Fabel, die der Wahrheit nachahmt und Dinge enthält, die des Sehens und Hörens würdig sind, die Gemüter vergnügt, warum sollte man denn nicht auch dann und wann der Komödie einen ernsthaften, seiner Natur nach aber angenehmen Inhalt geben dürfen? »Auch empfinden wir eine wunderbare Wollust, wenn wir mit einer von den Personen in der Komödie eine enge Freundschaft errichten, um sie bekümmert sind, uns ängstigen, mit ihr Freund und Feind gemein haben, für sie stille Wünsche hegen, um sie bangen, uns betrüben und uns bei ihrer entdeckten Unschuld und Tugend freuen.« Es gibt viel Dinge, die zwar nicht scherzhaft, aber auch nicht traurig sind. Ein Schauspiel, das uns einen vornehmen Mann, der ein gemeines Mägdchen heiratet, so vor die Augen stellt, dass man alles, was bei einer solchen Liebe Abgeschmacktes und Ungereimtes sein kann, genau bemerkt, wird ergötzen.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 8621
- Hinzugefügt am 10. Okt 2021 - 15:21 Uhr
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Lustspiel, Abhandlung, Christian, Fürchtegott, Gellert
Einsteller: sophie-clark
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