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Sammlung: Adolf Stoltze
Weltstadtbilder Teil 11
1842-1933, Adolf Stoltze
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»Es ist mir Bedürfnis mich auszusprechen«, seufzte sie, »ich habe ja niemand, der Anteil an mir nimmt, kein Kind und keine Verwandten! Es wurde mir wahrhaftig nicht an der Wiege gesungen, welche Kränkungen ich im Leben erdulden muss. Mein Vater war ein geachteter Kaufmann, kein reicher Herr, aber doch ein Mann, dessen Einkommen ausreichte, seinen fünf Kindern eine gute Erziehung zu geben. Meine Brüder studierten, ich, die jüngste von drei Mädchen besuchte das Konservatorium. Unter den Lehrern dieser Anstalt befand sich ein vielversprechendes musikalisches Genie, ein junger hübscher Mann, der nicht nur ein vortrefflicher Violinvirtuose, sondern auch ein ausgezeichneter Flötist war. Wir Mädchen schwärmten natürlich alle für ihn und drängten uns heran, ihn bei seinen Vorträgen auf dem Klavier begleiten zu dürfen. Seine Wahl fiel auf mich und, was daraus entstand können Sie sich denken. Mein Vater hätte lieber gesehen, wenn ich einen Kaufmann geheiratet hätte, gab aber doch seine Einwilligung, und so wurden wir getraut. Im sechsten Jahr unserer Ehe gab mein Mann seine Stellung als Lehrer am Konservatorium auf, um sich ganz dem Virtuosentum widmen zu können. Eine lange Reihe von Jahren machten wir nun Kunstreisen und besuchten fast alle bedeutende Städte Europas, nur von Zeit zu Zeit in meine Vaterstadt zurückkehrend, um von dort aus weitere Engagements abzuschließen.
Das Nomadenleben, das wir führten, brachte uns mit Leuten aller Art zusammen, deren Einfluss auf meinen Mann, der ein flottes Leben liebte und guten Weinen gerne zusprach, nicht immer der beste war. Oft trank er halbe Nächte hindurch und fühlte sich am nächsten Morgen darauf so matt und abgespannt, dass er nicht imstande war, die unerlässlichen Übungen für sein nächstes Konzert vorzunehmen.
Meine Bitten und Vorwürfe verfehlten völlig ihr Ziel und erbitterten ihn nur gegen mich, eine Kluft erzeugend, die sich nicht mehr überbrücken ließ.
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 6627
- Hinzugefügt am 16. Okt 2014 - 14:43 Uhr
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Weltstadtbilder, Berlin, Novelle, Adolf, Stoltze
Einsteller: sophie-clark
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