Text-Suche

Wer ist online

72 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Sammlung: Als junge Frau im 1. Weltkrieg

Kriegserinnerungen 1914-1917 (19)

1922, Grete Gräper

<- vorheriger Text nächster Text ->

Am 27. Juli trat ein wenig Ruhe ein. Wir benutzten die freie Zeit, einen Spaziergang nach Lomia zu machen, einem Offizierserholungsheim, das in einem wunderschönen Garten lag. Die Obstbäume bogen sich unter ihrer schweren Last.

Am Tage darauf musste unsere ganze Lazarettabteilung einer Laborantin, die an Cholera gestorben war, das letzte Geleit geben. Fräulein Lehmann war nur 24 Stunden krank. Sie hatte sich bei ihrer Arbeit infiziert. Der Sarg war mit schwarz-weiß-rotem Tuch umschlagen, mit Blumen bedeckt, ein Leiterwagen trug ihn. Ärzte, Schwestern und Pfleger folgten, voran gingen die abkommandierten Soldaten und ein Pfleger mit Ordenskissen. Mit allen militärischen Ehren wurde Fräulein Lehmann zur Ruhe gebettet. Am Grabe sprach ein katholischer Geistlicher, der evangelische war an dem Tage nicht in Mlawa. Doch außerdem sprach der Arzt, für den Fräulein Lehmann gearbeitet hatte, anerkennende Worte. Der Osten hatte schon das fünfte Opfer von unserer Abteilung gefordert.

Abermals kamen große Transporte. Eine Altonaer Schwester und ich erhielten Vertretungsdienst, wir waren morgens und nachmittags auf verschiedenen Stationen. Zum 30. Juli kam ich endlich wieder auf meine alte Station, nach Haus 2.

Die Station war belegt mit 14 Offizieren und 16 Soldaten. Ein dauernder Wechsel begann. Dazu wurde schon wieder von der Abreise gesprochen. Viele Kranke starben. Sie erhielten alle im Garten des Lazaretts ein Grab. Jeder Tote bekam für sein Grab ein Holzkreuz mit Namen; der Hügel wurde mit blühenden Blumen bepflanzt. Ein bayrisches Feldlazarett, das vor uns im Zollamt gearbeitet, hatte den Verstorbenen ein hübsches Denkmal aus Feldsteinen erbaut.

Der kleine Leutnant Maschke wurde noch am Tage vor unserer Abreise zur letzten Ruhe gebettet. Er hatte sehr schwer kämpfen müssen. Seine Eltern und seine Schwester waren die letzten Tage bei ihm. Eine Viertelstunde vor seinem Tode nahm er Abschied von seinen Eltern und von mir, bedankte sich und legte sich ruhig zurück zum Sterben.

 

------------------------------------------------
->> Download-Datei auf letzter Seite der Sammlung

------------------------------------------------

Aufrufe: 73 | Downloads: 0 | Dieser Text gefällt einer Person

<- vorheriger Text nächster Text ->

Verwandte Suchbegriffe

WK1, WK, 1, erster, Weltkrieg, junge, Frau, Sanitäterin, Rotes, Kreuz, grete, gräper, lazarett, hospital, cholera, Mlawa, fledlazarett, tod, sterben, kriegsopfer

Einsteller: hennygret

Kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden.

 

Alle Texte der Sammlung "Als junge Frau im 1. Weltkrieg"

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (01)

mehr…

Deutschland in Waffen! Diese Nachricht brachte wohl alle Menschen aus ihrer Ruhe, selbst die gleichgültigsten. Ich war bei Kriegsausbruch in Salzuflen im Hoffmannsstift

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (02)

mehr…

Jetzt lernten wir schon das Warten. Morgens und nachmittags erschienen wir beim Appell und immer wurde uns die Nachricht: „Nichts Neues“. So ging es eine Woche. Vor

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (03)

mehr…

Meine Schwester, eine Freundin und ich bekamen ein recht abgelegenes Zimmer, sodass das Mädchen vergaß, uns am nächsten Morgen um ½ 4 zu wecken. Um vier Uhr stürzte

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (04)

mehr…

Am fünften Tage durften wir endlich in den Ort ziehen. Stundenlang gingen wir, bis wir ein großes Kloster erreichten. Die Pforte wurde aufgeschlagen, eine Nonne 

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (05)

mehr…

Wir fuhren weiter und waren in einigen Stunden in Mons an der französischen Grenze. Unser Zug blieb längere Zeit liegen. Wir machten ein Feuer, um Mittagessen zu

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (06)

mehr…

Wir fanden ein hübsch gebautes Krankenhaus, doch das Innere war weniger schön. Dort herrschte die denkbar größte Unordnung. Hunderte deutscher Soldaten und Offiziere

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (07)

mehr…

Leider starben auch viele der Verwundeten, da war alle Mühe vergebens. Eines Tages wurde mir von unserem Delegierten ein Bremer als Verwundeter gebracht. Der Delegierte

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (08)

mehr…

Am 9. Oktober, am Sonntag, wurden alle abtransportiert, und es kamen wieder neue Transporte. Ein junger Hamburger Artillerist war dabei. Dem war die linke Seite vom

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (09)

mehr…

Schwester Gertrud und ich schliefen am Mittag nur bis zum Mittag, um die Umgebung Chaunys kenn zu lernen. Am Kanal war es wundervoll! Das Laub leuchtete in allen Farben.

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (10)

mehr…

In Ternier wurde Halt gemacht und Quartiere angewiesen. Wir fünf Bremer Schwestern kamen am äußersten Ende der Stadt in Quartier bei freundlichen Franzosen. In der

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (11)

mehr…

Wir verschliefen den Kummer, machten morgens die Augen wieder auf und waren am Rhein, eben konnte man Wasser, Himmel und Berge unterscheiden. Wir schrieben den 25.

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (12)

mehr…

Vor dem Fenster in jedem Abteil brannten die Kerzen an den kleinen Bäumen. Da kam ein Lazarettzug! Die Soldaten sahen den märchenhaft beleuchteten Zug und der Chefarzt

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (13)

mehr…

Eines Mittags fanden wir mitten in unserem Quartier das Gepäck eines Offiziers. Die Wirtin gab an, der Herr hätte von der Kommandantur das Quartier angewiesen

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (14)

mehr…

Ein Arzt erbarmte sich unser, er konnte das Quartierpech nicht mehr mit ansehen. Wir erhielten ein hübsches Zimmer bei einer polnischen Arztfamilie. Die Dame des Hauses

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (15)

mehr…

So ging die Zeit dahin und zuerst ganz unmerklich brach sich der Frühling Bahn. Der Schnee schmolz und unter der weißen Decke lugte schon hier und da ein grünes

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (16)

mehr…

Nachmittags gingen wir mit dem großen Jagdhund in den Wald. Wir kamen weit über die russische Grenze. Die Wege hörten auf, wildromantisch lag der Wald vor uns. Eine

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (17)

mehr…

Es kam der schöne Monat Mai und wir lebten noch immer in Dt. Eylau. Jeden Abend wanderten wir zum Geserichsen sahen die Sonne untergehen und hörten die Nachtigallen

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (18)

mehr…

Am 18. Juni landeten wir in Sierpc. Öde und trostlos sah es im Lazarett aus. Überall wirtschafteten die Handwerker. Im Quartier war es nicht besser. Wir bezogen das so

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (19)

mehr…

Am 27. Juli trat ein wenig Ruhe ein. Wir benutzten die freie Zeit, einen Spaziergang nach Lomia zu machen, einem Offizierserholungsheim, das in einem wunderschönen

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (20)

mehr…

Am 31. August fuhren wir von Mlawa ab über Willenberg, Ostrolenka, Tscherwanibor nach Sambrowo. Drei Tage dauerte die Reise. Nach schweren Arbeitstagen war sie uns eine

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (21)

mehr…

Der größte Teil unserer Lazarettabteilung infizierte sich an Typhus oder Ruhr. Unsere Familie blieb gesund. Nur einige Tage hatten wir uns den Betrieb im Keller

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (22)

mehr…

Zum ersten Mal war vorgesorgt. Die Quartiermacher waren schon vor Tagen voraus gefahren. Nachdem wir uns gewärmt und gestärkt hatten, ging es an die Verteilung von

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (23)

mehr…

In Warschau bot sich ein buntes Bild. Kaum hatten wir den Bahnhof verlassen, da drängten sich Bettler an uns heran, frierende Kinder boten Sachen feil,

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (24)

mehr…

Als es dunkelte, stiegen wir in den Grodnoer Zug. Wir schrieben den 24. Dezember. Das Abteil war ohne Beleuchtung. Wir stellten einige Weihnachtskerzen vor das Fenster;

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (25)

mehr…

Die Arbeit nahm wieder ihren Anfang in Saal II. Auf meiner Station lagen die Kranken mit Arm- und Beinschüssen. Der Saal wirkte wie ein Turnsaal, kein Glied, das in der

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (26)

mehr…

Beim zweiten Besuch wanderten wir nach Saritzen, um der Hexe dort einen Besuch zu machen. Sie war 70 Jahre alt, zog mit dem Bettelsack nach Grodno und sah aus wie die

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (27)

mehr…

Am 18. Mai wurden Schwester Anny, meine Schwester und ich zum Delegierten gerufen; dort wurde uns feierlichst die Oldenburger Rote-Kreuz-Medaille überreicht. Am Abend

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (28)

mehr…

Der Sommer 1916 brachte heiße Tage. Die Abkommandierung nach Polangen in Kurland kam meiner Schwester und mir sehr recht. In Polangen war ein Erholungsheim für

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (29)

mehr…

Leider erhielt ich meine Station nicht wieder. Ich kam zur Vertretung in das Verbandszimmer, wo ich vier Wochen arbeitete. Die Arbeit gefiel mir nicht so gut, die Pflege

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (30)

mehr…

Alle Soldaten waren reichlich bedacht. Nun ging es auf die Station, wo der Pfleger unterdes die Kerzen am Baum angesteckt hatte. Da gab es ein Festessen, für einen