Text-Suche

Wer ist online

74 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Sammlung: Als junge Frau im 1. Weltkrieg

Kriegserinnerungen 1914-1917 (09)

1922, Grete Gräper

<- vorheriger Text nächster Text ->

Schwester Gertrud und ich schliefen am Mittag nur bis zum Mittag, um die Umgebung Chaunys kenn zu lernen. Am Kanal war es wundervoll! Das Laub leuchtete in allen Farben. Eines Tages wanderten wir nach St. Senis, einem Dorf in der Nähe Chaunys. Bewundernd standen wir vor einem Garten, in dem die schönsten Blumen blühten, Dahlien und Montbrecien. Die Französin merkte unsere Bewunderung, sie schnitt fast alle Blumen für uns ab und schenkte sie uns.

Reich beladen zogen wir die Strasse zurück. Wir wollten so gern mit einem Auto zurück fahren, wagten jedoch nicht, den Arm zu heben, das Zeichen genügte, das Auto zum Stehen zubringen. Schließlich hob ich ein wenig den Blumenstrauß, das Auto, das gerade vorbeifuhr, blieb stehen und nahm uns mit. Ein Kriegsberichterstatter, der Insasse des Wagens, wusste sehr anregend zu erzählen, viel zu schnell waren wir beim Quartier. Unsere Pläne mehrten sich. Wir sollten eine Fahrt mitmachen an die Front, doch es blieb ein Traum.

Unser Quartier hatten wir gewechselt, wir wohnten jetzt Rue de la Chaussee in einer Kleinleutewohnung. Doch wir fühlten uns dort so wohl wie zu Hause. Die französischen Quartierleute waren sehr freundlich, die Frau schickte uns sogar einmal Apfelkuchen herauf und der Mann hackte Holz für uns. An den Abenden hatten wir es zu gemütlich. Dann saßen wir um den runden Tisch, erzählten und erzählten, denn wir erlebten ja soviel an einem Tage. Ein Glas guten Glühweins half uns oft über die Müdigkeit hinweg.

Der Unteroffizier vom Dienst meldete uns eines Abends, ein Bremer stände vorm Tor und wünsche die Bremer Schwestern zu sprechen. Wir fanden einen uns fremden Menschen, doch er begrüßte uns freudestrahlend, erzählte von Bremen, von seinem Leben im Unterstand. Da er einige Tage in Ruhestellung sei, wäre er nach Chauny gekommen und hätte gehört, dass Bremer Schwestern im Lazarett tätig sein sollten. Plötzlich sei die Sehnsucht in ihm wach geworden, mit Menschen mit Menschen aus seiner Heimatstadt einige Worte zu wechseln. Mit dem Versprechen, bald wieder zu kommen, schied er, doch nie haben wir wieder von ihm gehört. Er wird auch ein Opfer des Krieges geworden sein.

Unsere Nachtwache nahm dann ein jähes Ende. Eines Abends erfuhren wir: „Morgen früh um 10 Uhr rücken wir ab!“ Wohin die Reise gehen sollte, war unbekannt. Zum Glück hatten die Schwestern unsere Sachen schon ein bisschen zusammen gepackt. Um 10 Uhr standen wir, auf die Autos wartend, vorm Quartier. Um 11 Uhr früh, am 22. November 1914, verließen wir Chauny schweren Herzens, noch lange den Zurückbleibenden zuwinkend.


------------------------------------------------
->> Download-Datei auf letzter Seite der Sammlung

------------------------------------------------



Aufrufe: 36 | Downloads: 0

<- vorheriger Text nächster Text ->

Verwandte Suchbegriffe

WK1, WK, 1, erster, Weltkrieg, junge, Frau, Sanitäterin, Rotes, Kreuz, grete, gräper, Chauny, St., Senis, Blumen, Garten, Kriegsberichterstatter, Bremen, Unteroffizier, 22., November, 1914

Einsteller: hennygret

Kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden.

 

Alle Texte der Sammlung "Als junge Frau im 1. Weltkrieg"

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (01)

mehr…

Deutschland in Waffen! Diese Nachricht brachte wohl alle Menschen aus ihrer Ruhe, selbst die gleichgültigsten. Ich war bei Kriegsausbruch in Salzuflen im Hoffmannsstift

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (02)

mehr…

Jetzt lernten wir schon das Warten. Morgens und nachmittags erschienen wir beim Appell und immer wurde uns die Nachricht: „Nichts Neues“. So ging es eine Woche. Vor

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (03)

mehr…

Meine Schwester, eine Freundin und ich bekamen ein recht abgelegenes Zimmer, sodass das Mädchen vergaß, uns am nächsten Morgen um ½ 4 zu wecken. Um vier Uhr stürzte

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (04)

mehr…

Am fünften Tage durften wir endlich in den Ort ziehen. Stundenlang gingen wir, bis wir ein großes Kloster erreichten. Die Pforte wurde aufgeschlagen, eine Nonne 

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (05)

mehr…

Wir fuhren weiter und waren in einigen Stunden in Mons an der französischen Grenze. Unser Zug blieb längere Zeit liegen. Wir machten ein Feuer, um Mittagessen zu

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (06)

mehr…

Wir fanden ein hübsch gebautes Krankenhaus, doch das Innere war weniger schön. Dort herrschte die denkbar größte Unordnung. Hunderte deutscher Soldaten und Offiziere

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (07)

mehr…

Leider starben auch viele der Verwundeten, da war alle Mühe vergebens. Eines Tages wurde mir von unserem Delegierten ein Bremer als Verwundeter gebracht. Der Delegierte

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (08)

mehr…

Am 9. Oktober, am Sonntag, wurden alle abtransportiert, und es kamen wieder neue Transporte. Ein junger Hamburger Artillerist war dabei. Dem war die linke Seite vom

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (09)

mehr…

Schwester Gertrud und ich schliefen am Mittag nur bis zum Mittag, um die Umgebung Chaunys kenn zu lernen. Am Kanal war es wundervoll! Das Laub leuchtete in allen Farben.

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (10)

mehr…

In Ternier wurde Halt gemacht und Quartiere angewiesen. Wir fünf Bremer Schwestern kamen am äußersten Ende der Stadt in Quartier bei freundlichen Franzosen. In der

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (11)

mehr…

Wir verschliefen den Kummer, machten morgens die Augen wieder auf und waren am Rhein, eben konnte man Wasser, Himmel und Berge unterscheiden. Wir schrieben den 25.

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (12)

mehr…

Vor dem Fenster in jedem Abteil brannten die Kerzen an den kleinen Bäumen. Da kam ein Lazarettzug! Die Soldaten sahen den märchenhaft beleuchteten Zug und der Chefarzt

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (13)

mehr…

Eines Mittags fanden wir mitten in unserem Quartier das Gepäck eines Offiziers. Die Wirtin gab an, der Herr hätte von der Kommandantur das Quartier angewiesen

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (14)

mehr…

Ein Arzt erbarmte sich unser, er konnte das Quartierpech nicht mehr mit ansehen. Wir erhielten ein hübsches Zimmer bei einer polnischen Arztfamilie. Die Dame des Hauses

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (15)

mehr…

So ging die Zeit dahin und zuerst ganz unmerklich brach sich der Frühling Bahn. Der Schnee schmolz und unter der weißen Decke lugte schon hier und da ein grünes

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (16)

mehr…

Nachmittags gingen wir mit dem großen Jagdhund in den Wald. Wir kamen weit über die russische Grenze. Die Wege hörten auf, wildromantisch lag der Wald vor uns. Eine

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (17)

mehr…

Es kam der schöne Monat Mai und wir lebten noch immer in Dt. Eylau. Jeden Abend wanderten wir zum Geserichsen sahen die Sonne untergehen und hörten die Nachtigallen

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (18)

mehr…

Am 18. Juni landeten wir in Sierpc. Öde und trostlos sah es im Lazarett aus. Überall wirtschafteten die Handwerker. Im Quartier war es nicht besser. Wir bezogen das so

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (19)

mehr…

Am 27. Juli trat ein wenig Ruhe ein. Wir benutzten die freie Zeit, einen Spaziergang nach Lomia zu machen, einem Offizierserholungsheim, das in einem wunderschönen

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (20)

mehr…

Am 31. August fuhren wir von Mlawa ab über Willenberg, Ostrolenka, Tscherwanibor nach Sambrowo. Drei Tage dauerte die Reise. Nach schweren Arbeitstagen war sie uns eine

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (21)

mehr…

Der größte Teil unserer Lazarettabteilung infizierte sich an Typhus oder Ruhr. Unsere Familie blieb gesund. Nur einige Tage hatten wir uns den Betrieb im Keller

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (22)

mehr…

Zum ersten Mal war vorgesorgt. Die Quartiermacher waren schon vor Tagen voraus gefahren. Nachdem wir uns gewärmt und gestärkt hatten, ging es an die Verteilung von

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (23)

mehr…

In Warschau bot sich ein buntes Bild. Kaum hatten wir den Bahnhof verlassen, da drängten sich Bettler an uns heran, frierende Kinder boten Sachen feil,

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (24)

mehr…

Als es dunkelte, stiegen wir in den Grodnoer Zug. Wir schrieben den 24. Dezember. Das Abteil war ohne Beleuchtung. Wir stellten einige Weihnachtskerzen vor das Fenster;

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (25)

mehr…

Die Arbeit nahm wieder ihren Anfang in Saal II. Auf meiner Station lagen die Kranken mit Arm- und Beinschüssen. Der Saal wirkte wie ein Turnsaal, kein Glied, das in der

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (26)

mehr…

Beim zweiten Besuch wanderten wir nach Saritzen, um der Hexe dort einen Besuch zu machen. Sie war 70 Jahre alt, zog mit dem Bettelsack nach Grodno und sah aus wie die

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (27)

mehr…

Am 18. Mai wurden Schwester Anny, meine Schwester und ich zum Delegierten gerufen; dort wurde uns feierlichst die Oldenburger Rote-Kreuz-Medaille überreicht. Am Abend

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (28)

mehr…

Der Sommer 1916 brachte heiße Tage. Die Abkommandierung nach Polangen in Kurland kam meiner Schwester und mir sehr recht. In Polangen war ein Erholungsheim für

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (29)

mehr…

Leider erhielt ich meine Station nicht wieder. Ich kam zur Vertretung in das Verbandszimmer, wo ich vier Wochen arbeitete. Die Arbeit gefiel mir nicht so gut, die Pflege

 

Prosa > Sachliteratur > ErinnerungenGrete Gräper | in: Als junge Frau im 1. Weltkrieg | 1922

Kriegserinnerungen 1914-1917 (30)

mehr…

Alle Soldaten waren reichlich bedacht. Nun ging es auf die Station, wo der Pfleger unterdes die Kerzen am Baum angesteckt hatte. Da gab es ein Festessen, für einen