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Sammlung: Als junge Frau im 1. Weltkrieg

Kriegserinnerungen 1914-1917 (14)

1922, Grete Gräper

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Ein Arzt erbarmte sich unser, er konnte das Quartierpech nicht mehr mit ansehen. Wir erhielten ein hübsches Zimmer bei einer polnischen Arztfamilie. Die Dame des Hauses sorgte rührend für uns. Endlich fühlten wir uns wohl. Bekanntlich sind die Polen sehr sprachgewandt. Frau Dr. Zoltowsky beherrschte vier Sprachen. Die russische, polnische, französische und deutsche. Wir wurden manchmal zum Tee eingeladen. Ganz famos konnte man sich mit der Dame unterhalten. Doch wehe, wenn sie auf die Politik zu sprechen kam, dann war’s mit der Gemütlichkeit vorbei. In ihr steckte der echt polnische Fanatismus.

In Kutno lernten wir die polnischen und jüdischen Zustände recht kennen. Der Schmutz war unbeschreiblich! Die deutsche Militärverwaltung brachte zwar auf den Straßen nach und nach mehr Ordnung, doch die Häuser und Menschen waren und blieben verschmutzt und verlaust. Bei der Handelsschule wurde zuerst eine Aufnahmestation eingerichtet. Alle Soldaten kamen fortan zuerst in die Aufnahme, dort wurden sie gebadet und damit entlaust. Von der Aufnahme wurden die Soldaten den Stationen zugewiesen. Bald flaute der Betrieb sehr ab, Abrückungsgerüchte lagen in der Luft.

Doch März 1915 schrieben wir schon, als die Reise los ging. Wir sorgten gut vor. In der Kantine konnte man die schönsten Sachen kaufen; auf mehrere Tage Fahrt richteten wir uns ein. Unsere Familie erwischte glücklich ein Abteil für sich. Es war auch warm, doch bald kühlte es ab. In der Nacht pfiff der Wind mächtig, die Eisblumen am Fenster wurden immer dicker.

Morgens hielt der Zug. Zu unserer größten Überraschung waren wir schon am Ziel,  und zwar in Dt. Eylau in Westpreußen. Mittags bei Appell erhielten wir Quartierzettel. Uns fünf Bremer Freundinnen wurde ein Quartier im Schützengarten angewiesen. Die Betten prangten in der Sommerbude in allen Farben. Am schönsten machte sich das große ausziehbare Bett, das für zwei Schwestern bestimmt war.

Lange hielten wir es in der Behausung nicht aus. Eine Schwester nach der anderen bekam Influenza, und zudem war die Flohplage ganz entsetzlich. Unsere Familie trennte sich. Meine Schwester und ich zogen zu Frau Chall, einer alten Witwe. Dort waren wir gut untergebracht. Ein sorgenfreies Leben begann! Früh um 8 Uhr gingen wir zum Kaffeetrinken, von da in den Wald. Der Wald lag noch im Schnee. Täglich entdeckten wir neue Schönheiten. Mit Muße konnten wir alle Schneegebilde betrachten und uns immer wieder neue Wege suchen. Die Tannen bogen sich oft unter der schweren Schneelast.

 

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Einsteller: hennygret

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