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Sammlung: Unvollständige Finsternis

3. Angaben zur Gestaltung:

1984, KJ

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Es handelt sich hier um einen sehr aussagekräftig gestalteten Spielfilm. Ich werde für die einzelnen gestalterischen Elemente, nur einige Beispiele anführen, obwohl der gesamte Film meiner Meinung nach sehr, sehr interessant und eindrucksvoll gestaltet wurde.
So komme ich direkt zur Bildführung und Bildeinsatz zu sprechen. Es kommen alle Einstellungen zur Wirkung, so geht die Kamerabewegung zum Beispiel über die Totaleinstellung (Arbeitszimmer des Arztes, man sieht beide Personen) langsam in die Großaufnahme (Gesicht von Marta), gleitet zu den Händen von Marta (Nahaufnahme) und zeigt dann, wie sie einen Knoten macht (Detailaufnahme). Es liegt oft eine große psychologische Wirkung im Übergang zwischen Total- und Großaufnahme. Zum Beispiel die Szene an der Busstation. Der Zuschauer hört deutlich die Stimmen der Personen, daoch die Kamera ist noch weit entfernt (ebenso wie der Zuschauer gefühlsmäßig – aber eventuell auch die Filmpersonen untereinander), das ganz wird noch durch Nebel verstärkt. Doch dann hören wir Marta’s Selbstgespräch, die Kamera kommt näher auf Marta zu, zeigt sie alleine  - jedoch noch mit Abstand und von der Seite.
Solche gefühlsmäßigen Begebenheiten, die die Hauptperson Marta betreffen, werden auf die vielfältigsten Darstellungsweisen unterstützt.
1. Marta wird geblendet oder angestoßen: Der Film macht einen plötzlichen harten Schnitt, man sieht oft noch kurz ihre Augen und dann Farbspiele – dies soll deutlich machen, dass Marta sie zurzeit sieht. Diese gehen öfters in Bilder ihrer Vergangenheit über, die ihr Geheimnis abspielen lassen (Rummelplatz – Musik und Geräusche werden hörbar), der Unfall wird gezeigt.
2. Marta fällt vom Kettenkarussell oder springt vom Kletterturm: Diese Szenen werden jedes Mal in Zeitlupe gezeigt und mehrmals wiederholt, denn der Moment des Fallens und des späteren freiwilligen Springens sind entscheidende Einschnitte im Leben von Marta. Dadurch wird auch Spannung erzeugt – man fällt gefühlsmäßig fast mit.

Der Schnitt ist zwar meist hart, jedoch lässt sich der Wechsel durch lange Einstellungszeiten gut mitverfolgen. Ruhige Bewegungen der Schauspieler (überwiegend), Marta tastet zum Beispiel oft ihre Umgebung ab, geben dem Film einen ruhigen Charakter.
Dies wird noch durch die Farbgebung unterstützt, es wurden viele braun-gelbe Töne verwendet. An einigen Stellen wirkt er düster und dunkel (z.B. die Selbstmordgedanken: alleine, nachts im dunklen Badezimmer), auch durch die Jahreszeiten Herbst und Winter, an anderen jedoch auch hell (z.B. im garten bei Sonnenschein).
Der Einsatz von Musik, Sprache und Geräuschen ist vielfältig. Es gibt jedoch keinen Sprecher während des Films. Wird das reale Geschehen gezeigt, begleitet keine Musik den Film, lediglich Geräusche (in einer Szene wird die Uhr, ihr Ticken symbolisch überbetont, auf mich wirkte die Stimmung so nervös und angespannt) und Stimmen werden wiedergegeben.
Konzentriert sich die Situation aber gezielt auf Marta und ihre Gedanken, passiert z.B. folgendes:  Marta bekam aufgrund eines Spieles in der Klasse die Augen verbunden. Sie stand vor der Tafel und zeichnete ein Tier. Zuerst hörte und sah man die Kinder lachen und rufen – plötzlich schwenkte die Kamera auf Marta (Großaufnahme), die Geräusch- und Stimmkulisse verstummte und man hörte Martas Gedanken und im Hintergrund leichte Musik (immer die selbe: Geige , Klangstäbe und Flöte spielten eine Melodie, die ja nach Situation wechselte). Dieser Tonschnitt wurde auf dieser Weise immer vollzogen, während den Gedanken, in bild oder durch ihre Stimme, wurde Musik eingeblendet.
Das macht dem Zuschauer den Wechsel von Realität und Gedankenwelt des Mädchens noch deutlicher.
Ein großes Symbol muss ich noch erwähnen – ich nehme an, es zeigt Hoffnung und Wärme an, - es war eine große untergehende Sonne, die vor Martas gedanklichen Augen zwischen den Szenenschnitten manchmal gezeigt wurde.

Die Stimmen passen zu den Darstellern und auch die Synchronisation war ohne mir auffallende Fehler.
Die letzte Einstellung ist eine Großaufnahme von Martas Gesicht, Freudentränen rollen ihr über die Wangen – sie wirkt wieder glücklich – Musik wird eingeblendet.

Es ist ein sehr einfühlsamer Film und Marta ist wohl das einzige Identifikationsmodell und es wird auch einem positiv eingestellten jungen Zuschauer sicher nicht all zu schwer fallen, sich in die Situation des Mädchens hinein zu versetzen. Der Film, von seiner Gestaltung her, gibt meiner Meinung nach interessante Hilfestellungen.


 Bildquelle: http://www.kinoart.net
DDR A1 Plakat (58x83 cm) / 1983



 


  • Text-Herkunft: Eigentext
  • Text-ID 870
  • Hinzugefügt am 04. Jun 2012 - 16:57 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Pädagogik, Erzieher, Jugendarbeit, Sozialpädagogik, Filmkritik, Buchempfehlung

Einsteller: jaaj

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4. Auswertung

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Es ist ein Film, die Sendezeit beträgt, wie gesagt, 120 Minuten, in denen komplizierte (für den jungen Zuschauer) Gestaltungstechniken ein hohes Maß an Konzentration