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Sammlung: Unvollständige Finsternis

2. Angaben zum Inhalt:

1984, KJ

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Kurze Inhaltsangabe – 
Die 14 jährige Marta Resková aus Prag hütet ein Geheimnis, sie ist durch die Mitschuld ihrer jüngeren Schwester Zurka von einem Kettenkarussell gestürzt.
Seitdem lässt ihre Sehkraft immer mehr nach. Mehrere Operationen haben keine Besserung gebracht und Marta wird in ein Blindenheim zur weiteren Behandlung und Ausbildung geschickt. Dort verliert sie die Hoffnung, je wieder sehen zu können und zieht sich zurück, denkt an Selbstmord.
Erst durch das Interesse eines Psychiaters an ihrem Gefühlsleben und die Arbeit mit ihm, entdeckt Marta ihr Selbstbewusstsein wieder und die Kraft, trotz Blindheit weiter zu Leben.

Das Buch zu diesem Film schrieben Daniela Fischerová und Jaromil Jires.

Der Schwerpunkt des Filmes liegt in der Darstellung einer positiven Persönlichkeitsentwicklung, die durch plötzliche Beeinträchtigung der Lebensqualität essential in Frage gestellt wird.
Es wird das Problem aufgegriffen, sich selbst und andere als lebens-, glücks- und liebesfähig zu erleben – auch wenn eine körperliche Behinderung die vorigen Lebensumstände verändern.
Das Thema des Films kann jederzeit auch unser, das Leben des Zuschauers, erfassen und sollte als realitätsbezogen eingestuft werden.

Marta, die Hauptperson des Films, erblindet, durch einen Unfall ausgelöst, immer mehr. Zu Beginn der Krankheit, und auch der schauspielerischen Handlung, glaubt Marta noch fest an eine Besserung und Heilung ihrer Krankheit. Sie hat zum Zeitpunkt des Filmanfangs bereits mehrere Operationen ohne Erfolg hinter sich.
Dennoch – auch die Mutter bekräftigt sie, die Erkrankung = das Erblinden wird noch nicht akzeptiert. Unsicherheit, ungute Vorahnung und Schweigen – aber die Hoffnung bestimmt die Atmosphäre zu Beginn des Films.
In einem gedanklichen Selbstgespräch, während sie sich langsam tastend in der Wohnung, ihrem Zuhause bewegt und es dem Zuschauer und Marta klar wird, dass sie immer weniger sieht, sagt sie dazu: „…alle haben gesagt, ich wäre bewundernswert – bewundernswert, wie ich das alles ertrage“ und „Mama hat versichert, dass ich wieder sehen werde“, und für sie wäre die Zeit bisher eine „…schöne Zeit angenehmer Schläfrigkeit gewesen“.
Daraufhin wird deutlich, welch eine erschütternde Wirkung die unvermeidliche Aussprache der Wahrheit über ihren gesundheitlichen Zustand  für Marta hat. Und wie schlimm es für sie ist (wie es wohl für viele von uns wäre – es wurde sehr eindruckstark dargestellt), die Wahrheit auf so gefühlloser und gedankenloser Art zu erfahren, wie hier im Film geschildert.

 Während einer Szene im Krankenhaus albern zwei Augenärzte und eine Schwester über die Sehkraft von 5/50 herum und übersehen vollkommen ihre Patientin Marta. Sie hört deren Gespräch und Lachen, ihr laufen Tränen, denn sie hat selbst nur noch die genannte Sehkraft.
In der Blindenschule hört sie ein Gespräch zwischen Krankenschwestern: „…hier kommen nur die absoluten Pechvögel hin.“ Später fragt Marta diese, wie lange sie im Heim bleiben müsse und bekommt zur Antwort: „… nur bis 18, hier geht’s nur bis zum Abitur.“
Marta fühlt sich allein gelassen und abgeschoben. Das Vertrauensverhältnis zur Mutter ist gestört, da die Mutter nicht offen über die Situation von Marta, ihrer Zukunft und der Familie (Mutter und Schwester) sprechen konnte, - die Wahrheit muss sie durch unbeteiligte andere Personen erfahren und ohne die Möglichkeit, zum Protest oder Anlehnung hören – so ganz nebenbei.
Wie soll sie sich selbst mit ihrer Behinderung sehen, sich annahmen und auf andere zu gehen, wenn sie die Behinderung nicht akzeptiert und mit ihr lebt? Dabei hilft ihr die Mutter jedoch auch nicht, denn auch sie lehnt eine blinde Tochter offensichtlich ab; sie verdrängt diese Tatsache und ist selbst hilflos, das wird durch ihr Verhalten sichtbar.
Jetzt ist die Hoffnung, wieder gesund zu werden, gewichen – Angst, Einsamkeit und Selbstaufgabe lassen Marta verbittern.
Sie zieht sich zurück, findet zwar Kontakt zu ihren Zimmerfreunden, lehnt jedoch den Kontakt zur Mutter und Schwester ab.
Auch wird gezeigt, dass sie mit relativ leichten Unterrichtsübungen nicht zurecht kommt; sie lehnt sie ab, da sie ihre ganze Situation unbewusst und bewusst ablehnt.

Marta beschließt kurzzeitig Selbstmord zu begehen und spricht zuvor ihr lang gehütetes Geheimnis über den Unfall durch das Kettenkarussell auf eine Tonbandkassette (sie sagt unter anderem: „… die Wahrheit, es ist bis an mein Lebensende – ich habe mich entschlossen, zu sterben – du hättest mich nicht belügen sollen…“). Es wird in einer Rückblende gezeigt, dass ihre Schwester Zurka eine Kette des Karussells löst und Marta vom fahrenden Karussell stürzt – danach kann sie Bäume bereits nur noch schemenhaft erkennen. Sie verspricht ihrer Schwester, nichts vom Unfall zu Hause zu erzählen. Marta ist sich sicher, das Zurka an ihrer Krankheit schuld ist -   sie beginnt, ihre Schwester abzulehnen. 
Während eines Besuchs zu Hause stellt Marta fest, dass ihre persönlichen Sachen überwiegend weggeräumt worden sind; sie sagt: „…sie haben mich abgeschrieben.“ Sie kapselt sich ab, spricht nicht über ihre Probleme und fühlt sich nirgends mehr zu hause. 
Im Blindenheim versteht es jedoch ein Psychologe, Marta aus ihrer gefühlsmäßigen Isolation zu locken. Er fordert sie auf, ihm ihre Sinneseindrücke zu schildern und macht durch sein Interesse u.a. deutlich, dass Marta noch sehr viel andere Fähigkeiten besitzt (z.B. die Möglichkeit, sich auszudrücken – Dinge zu erleben und zu beschreiben), als die, die bisher von Interesse waren. Die beiden schreien zusammen laut „ich“. Marta steigert durch die Arbeit mit dem Arzt (er nennt sie „Chef“) ihr Selbstvertrauen (sie stellt öfter als zuvor Fragen). Sie sprechen zum Beispiel über die Einsamkeit – Marta sagt: „…Einsamkeit ist schlimmer.“ Darauf der Arzt: „… nein, sich selbst nicht mögen, ist schlimmer – derjenige ist sowieso allein.“. Marta: „Ich kann mich nicht leiden.“
Gegen Ende des Filmes findet noch eine Aussprache zwischen dem Arzt und Marta statt. Er sagt ihr, dass sie ihm sehr geholfen hat, wieder ein Ziel und Spaß an seiner Arbeit zu finden und er fragt sie, ob es ihr gut ginge – „ja“ sagt sie und springt draußen von einem Übungsturm – der Blinden helfen soll, die Angst vor dem Springen – dem Fall zu überwinden. Sie fährt nach Hause und ist glücklich, ihr Geheimnis nicht verraten zu haben. 
Ihre Mutter begrüßt Marta mit den letzten Worten des Films:
„… dass bin ich, ich, ich bin es – dass bin ich, ich, ich – dass bin wieder ich.

 Bildquelle: http://www.kinoart.net
DDR A1 Plakat (58x83 cm) / 1983

 
  • Text-Herkunft: Eigentext
  • Text-ID 869
  • Hinzugefügt am 04. Jun 2012 - 16:53 Uhr

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Verwandte Suchbegriffe

Pädagogik, Erzieher, Jugendarbeit, Sozialpädagogik, Filmkritik, Buchempfehlung

Einsteller: jaaj

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