Text-Suche

Wer ist online

1 registrierter Benutzer und 107 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Stephan Milow /Rache Teil 01

Sammlung: Stephan Milow

Rache Teil 01

1836-1915, Stephan Milow

In der Steiermark, wo sich die Mur nach einem scharfen Buge gegen Osten Ungarn nähert, lebte am Rande eines kleinen Landstädtchens in einer hübschen Villa der Graf Viktor Neukirchen mit seiner Frau. Jung – er hatte kaum die Dreißig überschritten – und von höchst gewinnender Erscheinung, war er dabei heiter und lebenslustig, ein leichtes Blut, wie es sein noch im besten Mannesalter verstorbener Vater gewesen. Da Neukirchen auch die Mutter früh verloren hatte, blieb seine Erziehung ziemlich unüberwacht. Man gab den Knaben zuerst in ein Institut, wo er nicht viel lernte; später brachte er es glücklich zum Reserveoffizier, und damit schloß er sein Wirken im Staate ab. Außer seinem kleinen Landsitze war ihm von den Eltern kein Erbe zugefallen; in der Familie bestand aber eine Stiftung, aus welcher die männlichen Glieder eine Lebensrente bezogen, und diese Rente hatte im Laufe der Jahre durch den Tod der meisten Anwärter eine beträchtliche Höhe erreicht. Neukirchen konnte also ganz seiner Neigung, das heißt dem Nichtstun, dem Vergnügen, leben. Vor zwei Jahren hatte er sich vermählt. Seine Frau, sie hieß Zoë, war das einzige Kind eines hohen Militärs, der aber bei seinem Tode kein Vermögen hinterließ. Neukirchen hatte die um fünf Jahre jüngere Zoë einmal in einer Gesellschaft gesehen und war von ihr so bezaubert, daß er, da seine Gefühle Erwiderung fanden, sogleich um sie warb. Bald nach der Hochzeit waren sie zu dauerndem Aufenthalt hier eingezogen. Es ließ sich ja in diesem freundlichen Erdenwinkel gut sein. Die in der Umgebung verstreuten Schlösser boten angenehme Nachbarschaften. Da wurden Besuche ausgetauscht, gemeinsame Ausflüge unternommen u. dgl. Nie fehlte es an irgend einer heiteren Veranstaltung. Zoë wünschte sich das eigentlich gar nicht, ihr Wesen neigte mehr zum Ernste und zur Stille; aber ihr blieben ja trotz des lebhaften Verkehrs mit den Bekannten noch immer genug Stunden völliger Abgeschiedenheit, und sie konnte, wenn sie unter Menschen war, auch bei jedem Scherze recht herzlich mittun. Schon aus Liebe zu dem Mann, mit dem sie ihr Los verknüpft, hätte sie sich freudig seiner Weise angeschmiegt.


  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 5130
  • Hinzugefügt am 18. Apr 2014 - 07:32 Uhr

Aufrufe: 28 | Downloads: 0 | Der Text hat 4 Empfehlungen in sozialen Netzwerken.

Verwandte Suchbegriffe

steiermark, ungarn, villa, graf, landsitz

Einsteller: sophie-clark

Kommentieren

1 Kommentar

  1. sophie-clark

    Im nächsten Teil:Große Freude

    18. Dez 2015 - 09:08 Uhr

 

Alle Texte der Sammlung "Stephan Milow"

Prosa > Epik > NovelleStephan Milow | in: Stephan Milow | 1836-1915

Rache Teil 01

mehr…

In der Steiermark, wo sich die Mur nach einem scharfen Buge gegen Osten Ungarn nähert, lebte am Rande eines kleinen Landstädtchens in einer hübschen Villa der Graf