Text-Suche

Wer ist online

1 registrierter Benutzer und 95 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Karl Federn /Jean Bouche, der Lakai Teil 01

Sammlung: Karl Federn

Jean Bouche, der Lakai Teil 01

1868-1943, Karl Federn

Diee lange Susanne hatte ihm gesagt, daß sie soweit wäre, und als Jean Bouche sich dumm stellte, hatte sie gedroht, sie werde mit dem Herrn reden. Der Pächter war ein strenger, gläubiger Mann: das hieß Kirche und Brautaltar; und für die Ehe mit der langen Susanne, die um sechs Jahre älter war als er, war er sich zu gut. Sonntag früh schnürte er sein Bündel, und Sonntag mittag, nach dem Essen, versteht sich, rückte er aus. Vor Montag früh würde man ihn nicht suchen, und dann konnte er schon beinahe in Nancy sein; dort war einer der Vorsteher der Schuhmacherzunft seiner Mutter Bruder.

Er lief schnell über die wohlbekannten Waldwege; erst nach drei Stunden wagte er sich auf die Landstraße; aber schon eine Stunde nach Mittag hatte es zu regnen begonnen und um die Vesperzeit war er so triefend naß, daß er sich unter einem überhängenden Felsen im Gestrüpp am Wegrand vor den strömenden Güssen barg. Seine Schuhe und Strümpfe hatte er längst ausgezogen und in sein Bündel getan. Als er eine Weile schauernd da gehockt, hörte er Hufschläge hallen durch den plätschernden Regen; von der Seite der Straße, die er übersehen konnte, kamen zwei Reiter; der eine, der offenbar der Herr war, ritt voran, der andere folgte; beide waren tief in ihre Mäntel gehüllt und ritten schweigend. Die Landstraße lief hier durch einen Sattel zwischen steinigen Waldhügeln. Gerade vor ihm hielt der eine Reiter an, sagte zu dem Diener, der sein Tier gleichfalls zurückhielt, ein paar Worte, die der Junge im Gestrüpp nicht hören konnte, ritt dann die Straße ein wenig weiter hinauf, kehrte um, kam wieder zur gleichen Stelle zurück, und hieß den Diener ihm den Steigbügel richten. Jean Bouche sah, wie der Diener abstieg, den Riemen aufschnallte, zum Herrn aufsah, um nach dem richtigen Loch zu fragen, und sich wieder zuzuschnallen bemühte; und wie der Herr indessen eine Reiterpistole hervorzog, sie dem Gebückten fast an die Stirn hielt und losdrückte.


  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 5230
  • Hinzugefügt am 28. Apr 2014 - 13:52 Uhr

Aufrufe: 22 | Downloads: 0

Verwandte Suchbegriffe

bündel, essen, nancy, waldweg, schuh

Einsteller: sophie-clark

Kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden.

 

Alle Texte der Sammlung "Karl Federn"

Prosa > Epik > NovelleKarl Federn | in: Karl Federn | 1868-1943

Jean Bouche, der Lakai Teil 01

mehr…

Diee lange Susanne hatte ihm gesagt, daß sie soweit wäre, und als Jean Bouche sich dumm stellte, hatte sie gedroht, sie werde mit dem Herrn reden. Der Pächter war ein