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Sammlung: Ludwig Bechstein

In optima forma Teil 01

1801-1860, Ludwig Bechstein


 

 

Nach Aktenstücken im Großherzoglichen Amtsarchive zu Kaltennordheim

Der Amtmann Samuel Ebert lächelte und tippte auf die längliche Schnupftabaksdose von graviertem Kupferblech, auf welcher sich in zierlichen Arabeskenradierungen nach Art der Goldschmiedekunst hübsche Gruppen von Drachen, Vögeln und Phantasiegebilden befanden. Des Amtmanns Gehilfe, der Amtsschreiber Jodocus Grauschmied, hatte ein Protokoll vollendet, und die Personen, deren Anwesenheit dieses Protokoll hervorgerufen hatte, waren teils abgetreten, teils abgeführt worden, erstere waren nach ihren Häusern gewandert, letztere in die Haft. Es wurden Prisen genommen und gewechselt, und der Amtsschreiber reichte seine Niederschrift dem Amtmanne zur Durchsicht und Bezeichnung. »Protocollum in optima forma – lieber Amtsschreiber, freut mich, freut mich sehr – alles wohl notieret.«

Der Amtmann las sich laut vor:

»Katharina Dietmar, Andreas Dietmars Witwe insgemein die Geißkäthe genannt, gebürtig aus Kaltennordheim, wohnhaft daselbst, ist in Haft genommen  worden, weil sie seit Jahren der Hexerei verdächtig ist, und Heinz Traberts Weib öffentlich bekannt hat,daß sie mit der Geißkäthe und anderen die Teufelstänze besucht zu hat, und zwar bei der Hexenlinde überm Dorf Westheim.«

»Bekannt hat!« – unterbrach sich Herr Samuel Ebert, und rieb sich vergnügt die Hände: »und die Geißkäthe soll auch bekennen, soll, muß, wird! Was meinen Sie, Amtsschreiber? Wieder ein Hexenprozeßchen in optima forma. in optima forma!«

»Ich habe nichts zu meinen, stelle alles in des gestrengen Herrn Amtmanns Belieben. Führe getreulich mein Protokoll, Tag für Tag und Jahr um Jahr – bringt jeder Tag seine neue Plage.«

»So? Ei!« – stieß der Amtmann verwundert hervor und murmelte dann wieder teils lesend, teils wie vortragend vor sich hin:

»Zeugenaussagen sind in Summa dreizehn – eine böse Zahl, werden wohl der Hexe scharf an den Kragen gehen! Laß doch hören, laß doch hören! Der alte Kurt Limpert, vierundsiebzig Jahre alt, entsinnt sich Anno 40 – ei potztausend, das ist lange her, scheint ein gutes Gedächtnis zu haben, denn heuer schreiben wir? – Wie schreiben wir doch, Amtsschreiber?«

»Anno 1664!«

»– 64 – in optima forma!« wiederholte der Amtmann.

 »– entsinnt sich, 40 – das war, als die Baßmännischen Schnapphahnen im Lande hausten und ak der flandrische General – Wachtmeister Gilli de-Haes in der Grafschaft Henneberg mit seinen Banditen so schrecklich hauste, bis ihn die Schweden unter Feldmarschall Banner und Generalleutnant Holzapfel aus dem Lande trieben und bis jene kaiserlichen Völker wiederum kamen und dem Lande vollends den Garaus zu machen drohten, nachdem schon Anno 34 der hiesige schöne Flecken mit Amthaus, Kirche, Pfarrwohnungen und Schulen ganz und gar in Asche gelegt war. War eine bitterböse Zeit, damal, böse in optima forma; kostete ein Löffel voll Salz einen Groschen und ein Ei einen Batzen, wurde das Bettstroh zu Hecksel für die Pferde. Dies beiläufig – also damals hat, zeugt der alte Kurt Limpert, bei ihm ein kaiserlicher Soldat im Quartier gelegen, der fand im Nachbarhaus, war das der Geißkäthe, einen Topf mit Schmiere und eine Gabel. Jetzt frag' ich Ihn, Amtsschreiber, was hatte der Soldat im Nachbarhaus zu tun?«

»Leider kann ich nicht dienen, Gestrenger, war dazumal noch ein Schuljunge,ich wollte, ich wäre es noch.« – »Hm, hm, hm!« machte der Amtmann und fuhr fort: »Der Soldat nahm – aha! – er nahm – das wird wohl sein Zweck drüben gewesen sein, besagte Gabel und Schmiere und trug sie in Limperts Haus. Als nun Limperts Weib das der Hexe vorhielt und sie fragte, was denn das für eine Schmiere sei, so hat jene gesagt: ›eine Wagenschmiere, willst du sie aber für Gänsefett essen, Trude Limpertin, so soll sie dir vergönnt sein‹. Darauf hat die Limpertin Gabel und Topf samt Schmiere in das Wasser geworfen, und dazu hat die Geißkäth gelachte.«

»Da haben wir die Schmiere!« versetzte Jodocus Grauschmied trocken.

»Wo? Wo?« fragte hastig der Amtmann.

»Ja nun, im Wasser.«

»Pah! dumm – schade, wär' ein herrlich corpus delicti** gewesen!«

»Jawohl, delicios!« wortspielte schadenfroh der Amtsschreiber.

»Zweiter Zeuge«, fuhr Samuel Ebert fort, »Caspar Dietmar, der Schwager der Hexe, hört von der Sache, ärgert sich darüber, rennt hin, zankt mit ihr und schimpft sie auf offener Gasse eine Hexe. Was tut die Geißkäthe?«

»Ich weiß nicht,ich war nicht dabei.« –

»Sie lacht abermals – aber wird nicht verklagbar. Und was geschieht dem Caspar Dietmar?«

» Das weiß ich ebenfalls nicht!«

»Er wird lahm, lahm in optima forma!«

»Dritter Zeuge ist eine Zeugin, Margareta Caspar Schirmers Witwe, auch sie ist lahm, kreuzlahm und lendenlahm. Sie hat die Geißkäthe in Verdacht und weil sie die Geißkäthe in Verdacht gehabt hat, so habe sie dieselbige dreimal um Gottes willen gebeten, sie von ihren großen Schmerzen zu befreien. Und das habe die Geißkäthe auch getan.«

»Und für diese Hilfe«, warf der Amtsschreiber ein, »muß die Geißkäthe eine Hexe sein in...«

 »In optima forma!« triumphierte der Amtmann und nahm eine neue Prise, während der Amtsschreiber böse Blicke schoß und ärgerlich den Kopf schüttelte.

»Vierter Zeuge: Melchior Schirmer. Dieser hat mehrere Male den Drachen in das Haus der Geißkäthe einfahren sehen.«

»Dummkopf!« murrte der Amtsschreiber vor sich hin.

»Wer?« fragte der Amtmann.

»Er! – Der Schirmer natürlich!«

»So! Warum?«

»Weil es keine Drachen gibt!«

»Amtsschreiber, schwätzen Sie nicht solches unsinniges und gottloses Zeug! Ich dächte, wenn Sie seine Frau ansähe, müßte Ihnen der Glaube von selbst kommen, bloß vom Schauen.«

»Reciproce, Euer Gestrenger!« versetzte Grauschmied mit spöttischem Verneigen.

»Fünfter Zeuge«, fuhr der Amtmann mit Kopfschütteln fort, »ist wieder eine Zeugin, Gertraut, Clemens Griesmanns Witwe; hat mit Melchior Schirmers Weib auf der Gasse geredet, kam die Geißkäthe daher und fragte: ›Was habt Ihr Übles von mir zu reden?‹ (ist in der Tat also gewesen, daß beide Frauen von ihr gesprochen.) Fragte die Gertraut: ›Wer sagt dir, daß wir von dir reden?‹ Da hat die Geißkäthe erwidert: ›Mein kleiner Finger!‹ Und dazu hat sie – was hat sie dazu getan?« –

»Geweint, ohne Zweifel!« antwortete spöttelnd der Amtsschreiber.

»Gelacht hat sie, und nicht geweint! Daß Sie es wissen, Amtsschreiber!«

»Ich weiß es gar wohl, Gestrengen, habe es ja selbst zu Protokoll genommen.«

»Ach,den Henker wissen Sie!« –

»Bedanke mich schön!«

»Sechster Zeuge: Heinz Lurz, ist der Geißkäthe, seiner Base, vier Taler schuldig gewesen und hat ihr diese Schuld abbezahlt, bis auf sechs Kopfstücke; diese hat er nicht bezahlt, und sie hat deshalb einen Haß auf ihn.«

»Intelligo!« – »Wieso?« – »Ja nun, Gestrenger, wenn einer einem schuldig bleibt und bezahlt niemals, so pflegt das im menschlichen Leben insgemein so zu geschehen, daß der andere einen Haß auf den bösen Schuldner hat und sein Geld mit Ungestüm fordert.« –

»Sie treffen den Nagel auf den Kopf, Amtsschreiber.«

 »Die Geißkäthe  forderte ihr Geld also mit Ungestüm, und als einst der Heinz Lurz im Häslichsfeld gedüngt hatte und leer heimfuhr, tritt ihn die Geißkäthe an bei der Schenkwiese und heischte das Geld unter Schimpfen und Schmähen. Er peitschte sie von den Pferden hinweg und schimpft sie eine Bluthexe. Sie geht brummend und scheltend fort, nach dem Häslich, und klagt nicht in optima forma.«

»Siebenter Zeuge, Lips, des Wachtmeisters Georg Sohn von Kaltennordheim, Ackerjunge bei Heinz Lurz, fünfzehn Jahre alt, zeugt, als er mit seinem Herrn an den Acker gefahren, da habe er mitten im Weg ein Kreuz, von Hölzen gelegt,so daß das Handpferd hat darübergehen müssen. Auf dem Rückweg springt Lips vom Wagen und zerstört genanntes Kreuz, indem er es auseinanderwirft, dessenungeachtet wird das Handpferd krank, steht vier Tage im Stall, und am fünften fällt es um und krepiert. Und nach aber vier Tagen stirbt auch der Sattelgaul in optima forma.«

»Achter Zeuge, der Feldmeister Urban: Als dem Heinz Lurz auch das dritte Pferd krank geworden, habe letzterer ihn gerufen, und da habe er befunden, daß dem Pferd die Schwefelkerze gebrannt sei. Wissen Sie, Amtsschreiber, was das heißen soll: die Schwefelkerze?«

»Nein, Gestrenger! Ich pflege nur Unschlittkerzen zu brennen oder Rüböl!«

»Das ist ein heidnischer Teufelsaberglaube, Amtsschreiber. Das Hexenpack macht sich eine Kerze von Jungfernpech und Schwefelblumen; der Docht muß vom Hemde eines unschuldigen Mägdleins gedreht werden. Nun wird das arme Vieh, welchem die Kerze gebrannt werden soll, in die Gedanken genommen und ein gottverdammter Teufelssegen dazu gemurmelt, und sowie die Kerze verbrennt, verbrennen dem armen Vieh die Eingeweide, und es muß elendiglich daraufgehen.«

»Incredibile! – vanitas – vanitatum vanitas!« murmelte der Amtsschreiber abermals mit Kopfschütteln.

»Daraufhin ist der Heinz Lurz mit dem Feldmeister zur Geißkäthe gegangen,da beide stark in Verdacht gehabt, daß sie dem Vieh die Kerzen brenne, und hat Lurz zu ihr gesagt, sie bringe ihn ja um alle seine Pferde und ihn mit Weib und Kind an den Bettelstab. Wenn sie nicht nachließe, so wolle er sie öffentlich anklagen. Aber die Geißkäthe lachte abermals und erwiderte, es sei alles erlogen – sie habe es nicht getan, könne und werde auch so etwas nie tun – er möge nur klagen, wann und wo er wolle, sie selbst aber habe nicht geklagt.«

»Neuntens, eine Zeugin, Anna, Hans Lurzens Weib, Heinzens Mutter, bestätigt, was sie bereits in Martin Schirmers, des Bäcker Haus, gesagt hatte, daß sie fest glaube, die Geißkäthe habe ihrem Mann ein lahmes Bein gemacht.«

»Zehnter Zeuge, der hiesige Gemeinhirte und Nachtwächter, Georg Teich, sagt aus, die Geißkäthe habe eine schwarze Kuh mit stumpfen Hörnern unter das Vieh gesandt, selbige Kuh habe am Schwanz drei ungewöhnliche Krümmen, und wenn die Kuh etwas habe vornehmen wollen, so habe sich der Ringelschwanz geregt, als ob etwas Lebendiges in ihm sei. Die Kuh sei dreimal wie ein böser Junge unter das Vieh gesprungen, habe es mit den stumpfen Hörnern angeregt und es so zusammengetrieben und gehetzt, daß Georg Teich vermeinte, es werde alles zu Boden stürzen.«

»Nun, was denken Sie, Amtsschreiber, von genannter Kuh und ihrem Schwanz?«

 »Ich denke, Gestrenger, daß genannte ungebühriger  Kuh Herr Vater ich an einer Sau vertan hat«

»Ei wie spitzfindig! Denken Sie nicht, daß es eine Teufelskuh ist?«

»Nein! Das alles sind Phantasien, Hirngespinste dummer Leute.«

»Auch gut! Elfter Zeuge, Hans Dill, kam dazu, wie der Hirte sein Vieh in das Wasser hinter der Burg trieb, einiges Vieh blieb auf dem Acker stehen, da lief mit einem Male die Kuh der Geißkäthe aus dem Wasser, die andern ihr alle nach in mächtigen Sätzen und alles stob und stürzte übereinander, und Hans Dilles Kuh ist nicht wieder aufgestiegen, vielmehr liegengeblieben,weil sie einen Schenkel gebrochen hatte, und sie mußte deshalb getötet werden. Als dies geschehen war, ist die Geißkäthe gekommen, hat ihre Kuh geholt und an einem Strick nach Hause geführt.«

»Zwölfter Zeuge, genauer gesagt Zeugin: Trine, des Hirten Georg Teich Ehefrau, hießige Ziegenhirtin, zeugt, daß die Geißkäthe ihrem, der Hirtin kleinem Söhnchen einen Pfennig gegeben hatte, welchen das Kind ihr, seiner Mutter, überbrachte, darauf habe sie, die Hirtin,, das Ungeziefer befallen.

Schauderhaft! in optima forma! Was sagen Sie dazu, Amtsschreiber?«

»Nichts – ich habe darüber meine eigenen Gedanken. Gestrenger – will selbige aber in petto behalten.«

» Dreizehnter Zeuge, Hans Limpert, des alten Kurt Limpert Sohn, dreiundfünfzig Jahre alt, sagt aus: die Geißkäthe sei seine nächste Nachbarin und sei früher täglich herüber in sein Haus gekommen, endlich aber habe er es ihr verboten. Auf Befragen warum? zeugt Hans Limpert, daß ihm eine Kuh und drei Schweine gestorben seien,er wisse nicht, wer Schuld daran habe, doch ruhe sein Verdacht auf der Geißkäthe. Habe schon dem gestrengen Herrn Amtmann sein Leid geklagt, der habe aber immer gesagt: ›Laßt sie nur gehn, sie wird ihren Lohn schon noch bekommen.‹«

»Species facti et indicia quantum satis!« endete der Amtmann seine Vorlesung. »Das Prozeßchen ist fertig in optima forma, muß brennen – es hilft nichtsund ach Gott: Müssen hier in Kaltennordheim auch einmal ein Hexengaudium haben, nicht? Was meinen Sie, Amtsschreiber?« –

»Unsinn!«

»Unsinn? Ja, den haben Sie stets im Kopf. Oder soll es etwa nicht sein? Drüben in Meiningen verbrennen sie alle fingerslang solche Hexen, erst im letzten Oktober ist die Katharina Bärthin lebendig verbrannt worden und heuer im Mai wurde die Dorothea Erk mit dem Schwert gerichtet und dann verbrannt, und die Esther Fleischmännin hätte auch daran glauben gemußt, wenn ihr nicht, wie man vermutet, der böse Feind im Gefängnis das Genick gebrochen hätte, danach ist sie unter den Galgen begraben worden. Auch sitzt noch ihre Schwester Dorothea Fleischmännin, und wird noch im nächsten Herbst drankommen – in optima forma.«

»Es ist greulich!« seufzte der Amtsschreiber – und ein Schauer ging durch seine Seele.

 »Wir haben nun in optima forma anderweitiges nochmaliges Zeugenverhör anzuberaumen, darauf die Angeklagte in Güte zu befragen, ihr drei Tage Bedenkzeit zu geben, sie nochmals zu verhören, mittlerweile an hohe Landesdirektion und Oberaufsicht nach Eisenach zu berichten und das weitere zu gewärtigen, welches weitere zuversichtlich vorauszusehen und erfolgen wird in optima forma.«

Nach diesem Zwiegespräch in der Gerichtsstube begaben sich die beiden Beamten zu Tische und beraumten auf den morgenden Tag das abermalige Zeugenverhör an.

Es war ein eigentümlicher trauriger Anblick, die Bauern und Bäuerinnen zu sehen, die vor Gericht geladen waren und auf dem Vorsaal des neuerbauten Amtshauses des Augenblicks harrten, wo der Gerichtsfron sie in das Verhör rief. Diese teils listigen und frechen, teils stieren und dummen Gesichter, auf denen völlige Unwissenheit, sinnloser Wahnglaube, fast blödsinnige Gleichgültigkeit oder heimlicher Groll zu lesen war! An diesen wie an den Kleidungsstücken war zu erkennen, daß ein armseliges, zerlumptes, heruntergekommenes, durch den langen verderblichen Krieg entsittlichtes Volk jetzt im Lande wohne, und an der Furchtsamkeit, die aus manchen Mienen blickte, war leicht zu erkennen, daß dieses arme Volk nach dem lastenden, doch vorübergegangenen Druck der Kriegsbedrängnisse jetzt unter der Beamtenherrschaft seufzte und von dieser in jeder Weise geknechtet wurde.

Der Gerichtsfron öffnete die Tür des Sitzungszimmers der Amtsstube,wo neben Amtmann und Amtsschreiber die geordneten Gerichtsschöppen als Beisitzer bereits Platz genommen hatten, und rief die Zeugen herein, einen nach dem andern.

»Kurt Limpert!«

»Hier!« – Ein zitternder Greis, auf einen Stab gestützt, wankt zur Türe. Der Fron reißt ihm den Stab aus der Hand und wirft diesen schallend zu Boden. »Will der alte Lurz wohl gar einen Stecken mit in die Gerichtsstube nehmen?«

»Ach Gott, ach Gott!« seufzte der gebrechliche Alte und hält sich mit seinen schwachen Händen an den Türpfosten und wankt in das Zimmer. Er kann kaum stehen, aber er muß dennoch stehen, es wäre das allererste Mal, daß der gestrenge Amtmann irgendeinen vor Gericht Geladenen hätte niedersetzen lassen. Festsetzen ließ er die Leute für sein Leben gern, und in optima forma, wie er immer sagte, in der Gerichtsstube niedersetzen aber ließ er keinen.

Dem alten Limpert wurde vorgelesen, was er gezeugt, er bestätigt alles und ist froh, bald entlassen zu werden. Sein Weib Magdalene, die jetzt gerufen wird, reicht ihm den von ihr aufgehobenen Stab und tritt ein. Sie solle jetzt alles sagen, was sie über die Geißkäthe wisse.

»Ich weiß über die Geißkäthe gar nichts, als daß die Leute im Dorfsagen, sie sei eine Hexe.«

Ob sie nicht Anno dazumal die Geißkäthe wegen Schmiere und Gabel befragt und letztere beide Stücke ins Wasser geworfen, und warum sie das getan habe?

»Das ist eine alte Schmiere,ich kann mich kaum noch entsinnen;es mag wohl Wagenschmiere gewesen sein – ich warf sie in das Wasser, weil die Schmiere und die Gabel stanken und ich einen Ekel vor beiden empfand. Wollt es nicht in meinem Haus haben.«

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 6225
  • Hinzugefügt am 06. Sep 2014 - 17:02 Uhr

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Einsteller: sophie-clark

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