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Sammlung: Johann Wolfgang von Goethe

Faust Teil 01

1749-1832, Johann Wolfgang von Goethe


 

Zueignung.


Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! Nun gut, so mögt ihr walten,
wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.

Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage 
und manche liebe Schatten steigen auf;
gleich einer alten, halbverklungnen Sage
kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf.
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
des Lebens labyrinthisch irren Lauf
und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.

Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
die Seelen, denen ich die ersten sang;
zerstoben ist das freundliche Gedränge,
verklungen, ach,der erste Widerklang.
Mein Lied ertönt der unbekannten Menge,
ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang 
und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.

Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
es schwebet nun in unbestimmten Tönen
mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen,
das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich;
was ich besitze, seh ich wie im Weiten 
und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 5417
  • Hinzugefügt am 11. Mai 2014 - 11:39 Uhr

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faust, johann, wolfgang, von, goethe

Einsteller: sophie-clark

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