Text-Suche

Wer ist online

1 registrierter Benutzer und 84 Gäste online.

Noch nicht registriert oder angemeldet. Hier registrieren.

Sammlung: Ernst Barlach 03

Die Sintflut Teil 01

o. J., Ernst Barlach


 

 


1.

Wüste, Abend.

Ein buckliger Aussätziger: Bist du noch da, mein lieber Buckel? (schaut sich um.) Du und ich, ein treues Paar, nur schade, daß ich nicht so stattlich geraten bin wie du. Aber der dritte von uns ist doch der beste, das laß gut sein – unser lieber Aussatz. Wenn den die Räuber riechen, so flüchten sie davon, er ist unser Schutz und Schirm, und der ihn uns gegeben hat, will, daß wir ihn lieb und wert halten.

Da kommt jemand, angezogen wie ein Nichtstuer. (wendet sich zur Flucht) Damit er nicht ergrimmt, damit er in seinem Zorn dich nicht schlägt, lieber Buckel, ihm aus den Augen! Puh, fort, fort, Aussatz und Buckel; wartet, ich geh 'mit euch, hübsch einträchtig und gemächlich! (ab.)

Ein vornehmer Reisender tritt auf, zu ihm zwei Engel zu beiden Seiten.

1. Engel: Wir kennen dich in jeder Gestalt.

2. Engel: Wir finden dich an jedem Ort.

1. Engel: Überall – –

2. Engel: Wo du in Gestalt deines Ebenbildes wandelst.

1. Engel: Das du aus Erde erschaffen.

2. Engel: Das du mehr liebst als uns alle, die aus Licht und Kraft und Glut geboren sind.

1. Engel: In dessen Schein die Zeit dich kleidet, immer kennen wir dein Sein.

2. Engel: Wir finden dich in jeder Gestalt.

Reisender: Sie sind nicht wie sie sollten.

Engel (schweigen).

Reisender: Sie denken was ich nicht denke.

Engel (schweigen).

Reisender: Sie wollen was ich nicht will.

Engel (schweigen).

Reisender: Sprecht!

1. Engel: Du weißt es!

2. Engel: Sie wollen was du nicht willst.

Reisender (heftig): Sie sind was ich nicht bin und eure Gedanken sagen: wer bist du, daß sie anders werden konnten als du wolltest? (leise) Es reut mich, daß ich sie gemacht habe.

1. Engel: Aber einen gibt es, der ist, was du willst, daß er sei: dein Knecht und dein Kind.

Reisender: Dann reuen mich alle andern.

Engel (verhüllen die Gesichter).

1. Engel: Du – von Ewigkeit zu Ewigkeit – –

2. Engel: Du – aller Anfang ohne alles Ende – –

Reisender: Ich?

1. Engel: Du – die Herrlichkeit, du, die Heilighkeit . . .

2. Engel: Du – die Größe, die Güte –

1. Engel: Du, der Sturm, du, die Stille – –

2. Engel: Du aller Schein, du, alles Sein.

Reisender: Und sie – wären anders als ich?

Engel (verhüllen ihre Gesichter).

Reisender: Es darf nicht sein, fort mit euch in alle Winde, sucht den Mann, der mein Knecht und mein Kind ist, sucht andere, die ihm gleichen, findet viele, die es würdig sind, Geschöpfe zu heißen, die sind, wie sie sein sollen, die wollen, was ich will, die denken, was ich zu denken verleihe – die andern reuen mich.

(Engel ab.)

 

  • Text-Herkunft: Gemeinfrei
  • Text-ID 6215
  • Hinzugefügt am 03. Sep 2014 - 20:59 Uhr

Aufrufe: 22 | Downloads: 0

Verwandte Suchbegriffe

die, sintflut, ernst, barlach, engel, kamel, kinder

Einsteller: sophie-clark

Kommentieren

Noch keine Kommentare vorhanden.

 

Alle Texte der Sammlung "Ernst Barlach 03"

Dichtung > Dramatik > DramaErnst Barlach | in: Ernst Barlach 03 | o. J.

Die Sintflut Teil 01

mehr…

    1. Wüste, Abend. Ein buckliger Aussätziger : Bist du noch da, mein lieber Buckel?  (schaut sich um.)  Du und ich,