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Sammlung: Charlotte Birch-Pfeiffer
Die Grille Teil 01
1800-1868, Charlotte Birch-Pfeiffer
Personen.
Bauern aus Cosse: | ||
Vater Barbeaud
Mutter Barbeaud Landry und Didier, Zwillinge, ihre Söhne Martineau Etienne Collin Pierre Die alte Fadet Fanchon Vivieux, ihre Enkelin Manon, deren Pate |
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Bauern aus Priche: | ||
Vater Caillard
Madelon, seine Tochter Susette Mariette Annette |
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Bauernmädchen und Bursche |
Ort der Handlung: Cosse und La Priche,
Dörfer im südlichen Frankreich.
Zeit: 1836;
der letzte Aufzug spielt ein Jahr später als die früheren Aufzüge.
Erster Aufzug
Gemütliches Bauernzimmer.
Mitteltür. Seitentür rechts. Rechts hängt eine große Schwarzwälder Uhr, darunter steht ein Tisch, mit bunter Decke bedeckt. Links vorn ein Fenster, das offen steht. Rechts und links im Vordergrund Holzstühle und ein Schemel.
Erster Auftritt.
Mutter Barbeaud. Vater Barbeaud.
Mutter (in der Tracht einer reichen Bäuerin, steht am Fenster links vorn und sieht hinaus, ist in großer Unruhe). Es rührt sich nichts, kein Landry und kein Didier zu sehen! Mein Gott, welches Leid bereitet mir der Junge!
Vater (stattlicher Sechziger, reicher Bauer, Hauskleid, aus einer kurzen Pfeife rauchend, kommt aus der Seitentür rechts). Na, Mutter, dein Nesthäkchen noch nicht da?
Mutter. Ach lieber Gott – nein! Der Landry ist nun wohl eine Stunde aus nach ihm zu suchen – er scheint ihn auch nicht zu finden!
Vater (setzt sich auf den Stuhl rechts). Tu nur nicht so jammervoll, Mutter, als ging es ans Leben! Der Didier ist ein eigensinniger Schlingel – wer weiß, was für eine Narrheit dem Jungen wieder im Kopf steckt.
Mutter (die Hände faltend). Das ist es ja eben. Fortbleiben, einen ganzen Tag! Hat man so etwas schon von dem sanften jungen Blut erlebt?
Vater (ärgerlich). Aber was ist denn eigentlich vorgegangen?
Mutter. Weiß ich es? Didier war schon lange still und traurig, er konnte sich nicht darein finden, daß sein Bruder Landry bei dem Vetter Caillard in der Priche arbeitet und nicht mehr bei uns wohnt. Die Leute hatten recht, die immer sagten: »Zwillinge dürfe man nicht trennen.«
Vater (beständig rauchend). Bah, das ist dummes Zeug! Zwillinge sind Menschen wie alle anderen und müssen deshalb leben lernen wie die anderen. Darum tat ich auf des Herrn Pfarrers Rat die Burschen auseinander, da sie nun schon mannhafte Kerls sind – mußten sich endlich einmal an Trennung gewöhnen. Der Landry ist ein tüchtiger Bauer, wie es unser Schlag immer war; aber der Didier ist ein schwächliches verzogenes Milchgesicht, das sich einbildet: Jeder soll ihm zu Willen sein!
Mutter (eifrig). Und wer denn hat ihn verzogen?
Vater (bläst den Rauch von sich). Na, wir haben beim Verziehen beide unsere Schuldigkeit getan. (Ungeduldig.) Aber ich weiß deshalb noch immer nicht – warum er seit gestern nicht zum Vorschein kam.
Mutter (verzweifelt). Ich weiß es ebenso wenig! Er war gestern abend ganz froh und rüstig nach der Priche hinüber gegangen, um Landry heimzuholen zum Saint-Andochefest. Didier kam spät, als du schon schliefst, zurück; er war still und blaß – und ich sah, daß er geweint hatte; ich fragte, wo der Landry bleibe? »Hat noch Arbeit, kommt erst morgen abend heim!« damit ging er nach seiner Kammer. Heute mit dem Frühesten war er fort – diesen Mittag kam er nicht zu Tischheim. Der alte Pierre sah ihn nach der Binsenwiese die Schlucht hinabgehen – seitdem weiß niemand, wo er geblieben.
Vater (seine Unruhe verbergend). Nun, und was meinte denn der Landry, als der heute von der Priche kam?
Mutter. Er erschrak, daß er blaß wurde, und als ich sagte: »Ist etwas vorgefallen, habt ihr euch vielleicht gezankt?« – wurde er blutrot und rief: »Mutter, werde ich mich mit meinem Zwillingsbruder zanken?« Dann lief er ganz fort, ihn zu suchen und – –
- Text-Herkunft: Gemeinfrei
- Text-ID 6238
- Hinzugefügt am 10. Sep 2014 - 15:00 Uhr
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