Erstes Kapitel

Dicht am Odfeld, in der angenehmsten Mitte des Tilithi- oder auch Wikanafeldistangaus, liegt auf dem Auerberg über dem romantischen, vom lustigen Forstbach durchrauschten, heute freilich ziemlich durch Steinbrecherfäuste verwüsteten Hooptal das uralte Kloster Amelungsborn. Will man die Geschichten, die ich davon erzählen kann, anhören, so ist es mir recht. Wenn nicht, muß ich mir das auch gefallen lassen.

Schon Cajus Cornelius Tacitus soll die Gegend um den Ith gekannt haben, wenn auch nicht aus persönlicher Anschauung. Er soll von dem Odfeld – Campus Odini – und von dem Vogler – mons Fugleri – reden. Dieses lassen wir auf sich beruhen; aber die Gegend ist allzu fett und fein, als daß sie nicht gleichfalls als Tummelplatz vieler menschlicher Begehrlichkeit und als Walstätte weltgeschichtlicher Katzbalgereien hergehalten haben sollte.

Die Römer haben sich ziemlich sicher hier auf Wodans Feld mit deb Cheruskern geschlagen,die Franken mit den Sachsen und die Sachsen untereinander. Die alte Landstraße Köln-Berlin läuft nicht umsonst über das Odfeld.

Wie schön ist es, wenn Brüder friedlich miteinander leben und wie selten ist es! Und da es so selten ist,hat es zu allen Zeiten Leute gegeben, die ihrer Nerven wegen den Verkehr und Umgang mit ihrer Nachbarschaft nach Tunlichkeit meiden oder ihn wohl ganz abbreche. Ein solcher Einsiedler hätte im Jahre 1760 Magister Buchius im Kloster Amelungsborn wohl sein können und ein solcher ist tausend Jahre früher der Gründer des Klosters gewesen.